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„Cry Macho“: Unaufgeregter Roadtrip mit Clint Eastwood

Clint Eastwood spielt in „Cry Macho“ einen Ex-Rodeo-Star, der einen Teenager von Mexiko nach Texas bringt. Der Film entpuppt sich als unaufgeregtes Roadmovie, mit dem der Oscarpreisträger seine filmische Altersmilde fortsetzt.

Clint Eastwood und Eduardo Minett in "Cry Macho".. © Claire Folger/2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.
Clint Eastwood und Eduardo Minett in "Cry Macho".. © Claire Folger/2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Clint Eastwood (91) schlüpft für „Cry Macho“ erneut in die Doppelrolle als Regisseur und Hauptdarsteller. Der Oscarpreisträger spielt einen einstigen Rodeo-Reiter, der auf einer abenteuerlichen Reise mit einem Teenager zu seinem eigenen Glück findet. Damit kehrt Eastwood in die Cowboy-Rolle zurück, mit der er seine Karriere vor mehr als sechzig Jahren begonnen hat. Doch einen knallharten Kerl aus dem Wilden Westen bekommt man hier auf der Leinwand nicht zu sehen, stattdessen wird der 91-Jährige zum grummeligen, aber dennoch liebenswerten Weggefährten eines Jungen aus schwierigen Verhältnissen.

Cry Macho“: Pflichtbewusster Cowboy trifft auf temperamentvollen Teenager

Der ehemals erfolgreiche Rodeo-Reiter Mike Milo (Eastwood) schuldet seinem alten Freund und Ex-Boss Howard Polk (Country-Sänger Dwight Yoakam), der ihm nach einem familiären Schicksalsschlag und einer Tabletten- und Alkoholsucht zurück ins Leben geholfen hat, einen Gefallen. In seinem Auftrag reist er nach Mexiko, um dessen Sohn zu ihm nach Texas zu bringen und seine Schuld zu begleichen. Nachdem er Rafo (Eduardo Minett), der sich mit illegalen Hahnenkämpfen über Wasser hält, zunächst aus den Fängen seiner Mutter und deren gewalttätigen Liebhabern befreit hat, beginnt für das Duo ein abenteuerlicher Trip durch die Einöde von Texas.

Nicht nur die kriminellen Gefährten von Rafos Mutter, auch die Polizei nimmt die Verfolgung auf. Meile um Meile wachsen Mike und Rafo, die sich anfangs wenig Sympathie entgegenbringen, zusammen und stellen sich gemeinsam mit Rafos Hahn Macho den Gegnern. Doch es warten nicht nur Rückschläge auf die beiden: Auf dem Weg knüpfen sie unerwartete Verbindungen, wie etwa mit der warmherzigen Cafébetreiberin Marta (Natalia Traven), die die beiden Vagabunden schnell in ihr Herz schließt. Während Rafo langsam sein Leben als Kleinkrimineller hinter sich lassen kann, kommt der Cowboy mit dunkler Vergangenheit seinem Seelenfrieden immer näher.

Ein Roadmovie mit Schwächen

Nach einem Drehbuch von Nick Schenk (55) und N. Richard Nash (1913-2000) – er schrieb auch den Roman, der dem Film zugrunde liegt – wird Eastwood auf eine Reise geschickt, die Abenteuer verspricht, doch wenig davon bietet. Zu leicht scheinen Hindernisse überwunden, zu leicht werden Konflikte auf dem eigentlich beschwerlichen Mexiko-Texas-Weg gelöst.

Wohl würde man meinen, dass der Film bei einer eher unaufgeregten Handlung dann seine Protagonisten in den Vordergrund stellt, doch auch die Figurenzeichnung bleibt oberflächlich. Ebenso kommt thematisch guter Stoff, wie die Frage nach dem patriarchalischen Macho-Dasein als Auslaufmodell, am Ende zu kurz. Stattdessen gerät zeitweise unweigerlich Eastwoods Diskrepanz zu seiner Rolle in den Mittelpunkt. Der Cowboy, der Fausthiebe austeilt, Wildpferde zureitet und mit einer Dame ein Tänzchen aufs Parkett legt, ist dem Schauspieler schon rein physisch nicht (mehr) auf den Leib geschrieben. Nur einige markante Sprüche und der gekonnte Griff an den Cowboyhut lassen die Western-Attitüde aufblitzen.

Fazit

Was sich bereits bei „The Mule“ abgezeichnet hat, setzt Eastwood mit „Cry Macho“ fort: Nach seinen turbulenten „Dirty Harry“-Zeiten zeigt er sich in seinen späten Filmen gerne von seiner sanfteren Seite. Für ein Spätwerk einer lebenden Legende, die nichts mehr beweisen muss, nimmt man trotz eines sehr abgeflachten Spannungsbogens gerne neben dem liebenswürdigen Cowboy im Auto Platz. Eine ansprechende Filmmusik von Mark Mancina (64), eine stimmungsvoll eingefangene Wüstenlandschaft von Ben Davis („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) und ein annehmbares Spielfilmdebüt von Eduardo Minett tun dazu ihr Übriges.

Und falls sich die Zuschauer doch bei der ein oder anderen Szene fragen sollten, wieso einer der Hollywood-Stars der ersten Stunde noch immer vor die Kamera tritt, bekommt von Eastwood höchstpersönlich die Antwort: „Ich bin alt, na und? Für mich heißt das nur, dass ich heute interessantere Charaktere spielen kann. Gesichter mit Falten erzählen Geschichten. Und ich habe Falten“, erklärte er Anfang Oktober im Interview mit der „Bild am Sonntag“. Sein neuester Film zeichnet sich also nicht als letztes Werk ab: Stillstand sei bis heute keine Option für ihn, so der Schauspieler. „Solange der Zug noch ein bisschen weiter ruckelt, mache ich weiter. Und bisher hat mir auch niemand gesagt, dass ich aufhören soll.“

(jom/spot)

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