Der Filmemacher Wes Anderson (52) ist in mehrfacher Hinsicht ein Phänomen. So unterschiedlich die Geschichten sind, die er in seinen Werken erzählt, so sehr eint sie der unverwechselbare Stil des Regisseurs. Sein neuester Film „The French Dispatch“, der ab dem 21. Oktober in den deutschen Kinos anläuft, stellt da keine Ausnahme dar. Und so werden sich an der skurrilen Geschichte über die Mitarbeiter eines Revolverblatts wieder die Cineasten-Geister scheiden. Doch was macht einen Anderson-Film eigentlich aus?
Hollywood spielt mit
Über die Jahre hat Anderson ein beachtliches Reservoir an Weltstars um sich geschart, bei denen er augenscheinlich nur mit den Fingern schnippen muss, um sie für sein neues Projekt zu gewinnen. Das beste Beispiel hierfür ist Geisterjäger Bill Murray (71). Der gehört seit Andersons zweitem Featurefilm „Rushmore“ (1998) unentwegt zum Cast der darauffolgenden Filme. Mit „The French Dispatch“ sind es bereits zehn gemeinsame Produktionen in Folge.
Selbst bei Andersons animierten Filmen rennen ihm die Stars die Tür ein. In „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) sprechen mal eben George Clooney (60) und Meryl Streep (72) Herr und Frau Fuchs. Und in „Isle of Dogs“ (2018) führen unter anderem Bryan Cranston (65), Scarlett Johansson (36), Jeff Goldblum (68) und Edward Norton (52) ein Hundeleben. Jetzt, in „The French Dispatch“, spielen neben Bill Murray und Edward Norton auch Frances McDormand (64), Léa Seydoux (36), Willem Dafoe (66), Tilda Swinton (60), Timothée Chalamet (25) und Benicio del Toro (54) mit, um nur einige zu nennen.
Einer von „Amerikas Exzentrikern“
Wes Andersons Stil wird gerne als Paradebeispiel des „American Eccentric Cinema“ aufgezählt. Auch Namen wie Spike Jonze (51, „Being John Malkovich“, 1999) oder Charlie Kaufman (62, „Vergiss mein nicht!“, 2004) fallen hier oft.
Exzentrisch fasst Andersons Geschichtsverläufe recht gut zusammen: Seine Figuren verhalten sich oft verschroben und gerne unvorhersehbar. Häufig wirken sie wie überzeichnete Karikaturen, deren Handeln irrational ist. Das muss man mögen: Zuschauer, die herkömmliche Handlungsverläufe gewohnt sind, stoßen beim exzentrischen Anderson häufig an ihre Grenzen.
Märchenhaft bis melancholisch
Zumal er dies auch visuell zu untermalen weiß. Die fast sklavische Symmetrie in jeder Einstellung und das bonbonbunte Farbdesign sind bezeichnend für seine Arbeit. Ein spielzeughaftes Bühnenbild verleiht dem Film zudem eine infantile Märchenhaftigkeit.
In dieser kunterbunten Farbpalette taucht er dennoch in düstere Thematiken ab. Kriegszeiten in „The Grand Budapest Hotel“ (2014) etwa, verstoßene Waisenkinder in „Moonrise Kingdom“ (2012) – generell steht fast immer eine mehr oder minder zerrüttete Familie im Zentrum.
Auch ohne Happy End ein Feel-Good-Film
Ein Kunststück, das Anderson wie kein zweiter beherrscht: Selbst, wenn einer seiner Filme kein klassisches Happy End hat, entlässt er einen mit einem guten Gefühl. Die Aussage eines Anderson-Films ist immer positiv und besagt, dass sich schon irgendwie alles zum Guten wenden wird: Einsame Menschen (oder Tiere!) finden Zusammenhalt, ziellose ihre Bestimmung und jahrelange Fehden werden obendrein beendet.