Der Handy-Akku gehört zu den typischen Verschleißteilen moderner Smartphones. Dabei kann die richtige Pflege sowie korrektes Aufladen die Lebensdauer positiv beeinflussen. Allerdings haben Forschende durch ein Experiment nun eine weitere Ursache für sich selbst entladende Batterien entdeckt. Und dieses Problem müssen die Hersteller lösen.
Handy-Akku: So kommt es zur Selbstentladung
Michael Metzger ist Professor an der kanadischen Dalhousie University und erklärt gegenüber dem CBC, dass er einen weitverbreiteten Herstellerfehler für einen sinkenden Handy-Akku verantwortlich macht. Denn laut ihm würden Verbundstücke des Akkus, der die Batterie zusammenhält und von anderen Komponenten abtrennt, aus dem falschen Material hergestellt.
Doch vorerst muss nachvollzogen werden, wie ein Handy-Akku oder auch die Batterie eines Laptops funktioniert. In einem Akku befinden sich zwei Arten von Metall. Eines fungiert als positive, das andere als negative Elektrode. Beide Komponenten werden in einer Paste oder einem Gel zusammengehalten – bei Smartphones ist es in aller Regel Lithium.
Schließt man nun Kabel an beide Enden an, fließen Elektronen durch sie hindurch, die das Gerät mit Strom versorgen. Doch wenn die Teilchen eben nicht den Kabeln folgen, kommt es zur Selbstentladung der Batterie, ohne dass das Smartphone mit Strom versorgt wird. Userinnen und User begegnen dann dem Problem, dass der Handy-Akku urplötzlich um mehrere Prozent absackt oder das Gerät sogar komplett entladen wird.
- Übrigens: Neben einem schwächelnden Akku, gibt es auch acht andere Gründe, die verraten, wann du ein neues Handy kaufen solltest.
Test entlarvt Produktionsfehler
Metzger und sein Team waren im Labor der Universität auf der Suche nach Lösungen für noch bessere Handy-Akkus. Bei einem Test konnten sie ihren Augen jedoch kaum trauen, denn was im Inneren der Batterie vonstatten ging, darf eigentlich nicht passieren.
Die Elektrolytflüssigkeit der Batterie färbte sich plötzlich rot. Allerdings sollte ein Handy-Akku ein geschlossenes System sein. Eine Rotfärbung ist in dem Fall ausgeschlossen. Also muss eine andere Komponente mit der Batterieflüssigkeit reagiert und die Verfärbung hervorgerufen haben.
In einer anschließenden Analyse entdeckten sie den Stoff Dimethylterephthalat (DMT) in der rötlichen Substanz. Dieser sorgt dafür, dass die Elektroden in der Batterie verbleiben, anstatt durch die Kabel weitergeleitet zu werden. Der Handy-Akku entlädt sich folglich selbst.
- In dem Fall hilft nur das Aufladen des Geräts. Bist du viel draußen, kannst du etwa eine Solar-Powerbank dafür nutzen.
Verbundstoff ist verantwortlich
Um der Ursache für die Entstehung von DMT in der Batterie auf den Grund zu gehen, forschte man also weiter. Das Team um Metzger stellte schnell einen strukturellen Zusammenhang zwischen DMT und Polyethylenterephthalat (PET) fest. Doch was macht der „Plastik-Stoff“, der vor allem bei der Fertigung von Wasserflaschen zum Einsatz kommt, im Innern eines Handy-Akkus?
Tatsächlich verwenden viele Hersteller Klebeband, um Handy-Akku-Komponenten an Ort und Stelle zu halten. Und diese Streifen beinhalten auch PET. „Das ist völlig unerwartet und etwas, an das wahrscheinlich niemand gedacht hat“, fasst Metzger seine Ergebnisse zusammen.
Industrie reagiert auf Forschungsergebnisse
Im November des Vorjahres begannen die Forschenden der Dalhousie University ihre Ergebnisse zum Handy-Akku-Problem öffentlich zu teilen. Erste Hersteller reagierten bereits auf den Fund und wollen ihre Handy-Akkus und andere Batterie-Arten optimieren.
Möglich wäre etwa die Verwendung von teurerem Kunststoff-Verbundstücken. Diese könnten sich jedoch auch auf den Preis neuer Smartphones auswirken. Andererseits könntest du dadurch dein Handy länger nutzen, insofern du auch in dem Fall deinen Handy-Akku pflegst und richtig lädst.
Quelle: CBC
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.