Veröffentlicht inScience

Mitten im Ozean: Forscher entdecken seltsames Loch – die Gravitation steht hier Kopf

In einem Teil des indischen Ozeans ist die Erdanziehungskraft wesentlich geringer als normal. Forschende wollen nun den Grund kennen.

Ozean
© Seawaters - stock.adobe.com

Einsteins Relativitätstheorie: Erstaunliche Alternative übertrifft sie ausgerechnet in diesem Punkt

Forscher nahmen es mit den Ungereimtheiten des Einstein-Modells auf und entdeckten dabei eine erstaunliche Alternative zur wahrscheinlich berühmtesten physikalischen Annahme.

Ein Teil des indischen Ozeans liegt um 100 Meter tiefer als der sonstige Meeresspiegel. Grund ist ein Loch – genauer gesagt ein Gravitationsloch. Aber wieso verhält sich hier die Schwerkraft so andersartig?

Indischer Ozean mit besonderer Anziehungskraft

Erst einmal ist die Gravitation auf der Erde nicht überall gleich. Auch wenn es auf Bildern gerne so dargestellt wird, ist unser Planet nämlich keine perfekte Kugel, sondern etwa an den Polkappen etwas abgeflacht. Hier wirken daher die Anziehungskräfte stärker als etwa im Indischen Ozean. Auch andere Orte der Welt könnten sogenannte Geoidtiefs oder -hochs aufweisen. Das hängt mit den Massewirkungen von Erdkruste, Erdkern und -mantel zusammen.

Nichtsdestotrotz ist das starke Gravitationsloch mitten im Meer eine Besonderheit für die Forschung. „Wir sprechen gerne über Anomalien der positiven Schwerkraft, etwa die Superplumes über Afrika und dem Pazifik“, zitiert Scientific American etwa den Geophysiker Shijie Zhon, „Aber das Geoidtief im Indischen Ozean ist eine der tiefgreifendsten Gravitationsanomalien auf unserem Planeten.“

Geschmolzenes Gestein beeinflusst Schwerkraft

Das Geoidtief im Indischen Ozean (IOGL) erstreckt sich über mehr als drei Millionen Quadratkilometer und liegt etwa 1.200 Kilometer südwestlich der Südspitze Indiens. Das IOGL entdeckte man erstmalig 1948 durch Expeditionen mit dem Schiff und Messungen via Satellit. Jedoch stellte man sich über 70 Jahr die Frage, warum es dort war.

Als Ursache für die Anomalie vermuten Forschende heute Schwaden geschmolzenen Gesteins, die tief unter Afrika an den Rändern der sinkenden Überreste eines alten Meeresbodens aufsteigen. Zu dieser Erkenntnis kamen die Forschenden Debanjan Pal und Attreyee Ghosh, indem sie Computermodelle miteinander verglichen, die 140 Millionen Jahre Geschichte der tektonischen Plattenbewegungen rund um den indischen Ozean zeigten.

Weitreichende, unterirdische Zusammenhänge

Dort entdeckten sie einen Zusammenhang zwischen dem IOGL und dem sogenannten Afrikanischen Fleck. Hierbei handelt es sich um eine große Provinz mit niedriger Schergeschwindigkeit (LLSVP). „Was wir sehen, ist, dass heißes Material geringer Dichte, das von diesem LLSVP unter Afrika kommt, unter dem Indischen Ozean sitzt und dieses Geoidtief erzeugt“, erklärt Gosh.

Zur Geschichte des Afrikanischen Flecks hat sein Kollege Pal herausgefunden, dass dieser durch Tethyan-Platten im Erdmantel verursacht werden muss. Das sind antike Überreste eines Meeresbodens, der sich vor mehr als 200 Millionen Jahren zwischen den Superkontinenten Laurasia und Gondwana befunden haben muss. Afrika und Indien waren zu diesem Zeitpunkt auf der Landmasse Gondwana vereint bis sie etliche Jahre später allmählich auseinander drifteten. Dabei entstand auch der Indische Ozean.

„Schwanen [aus geschmolzenem Gestein] entstehen, wenn subduzierte Platten des alten Tethys-Ozeans im Erdmantel versinken und die Kern-Mantel-Grenze erreichen“, beendet Pal die Erklärungen zum Schwerkraftsphänomen im Indischen Meer.

Quelle: Scientific American

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.