Wir leben in der Überzeugung, dass sich unser Universum ausdehnt. Aber was, wenn das einfach nicht stimmt? Ein theoretischer Physiker stellt eine umstrittene Theorie vor, die den Stillstand des Kosmos beweisen soll.
Universum könnte stillstehen
Es erscheint merkwürdig, dass sich jemand gegen ein expandierendes Universum aussprechen könnte. Immerhin gilt dieses Phänomen (eigentlich) durch Beobachtungen als bewiesen. Wenn sich etwas von uns entfernt, lässt sich das in den Wellenlängen des sichtbaren Lichtes feststellen. Ist dieses rötlich gefärbt, wissen wir, dass sich etwas von uns fortbewegt. In der Forschung spricht man hier von der Rotverschiebung. Diese Rotverschiebung können wir im Universum durch Beobachtung unterschiedlichster Galaxien sehen. Sie bewegen sich also von uns weg, der Kosmos dehnt sich aus.
Doch laut dem Physiker Lucas Lombriser, der an der Universität Genf arbeitet und forscht, könnte es sich hierbei auch nur um eine Illusion handeln. In seinem wissenschaftlichen Artikel befasst er sich mit den mathematischen und physikalischen Ungereimtheiten, die sich aus dieser Annahme ergeben und schlägt eine umstrittene Alternative vor: Das Universum ist flach und statisch.
Beobachtungen reine Fata Morgana
Mit dieser Theorie geht er mit Albert Einstein d’accord, der ebenfalls an den stillstehenden Kosmos glaubte. Laut Lombriser ließe sich die Rotverschiebung nämlich auch durch die Entwicklung von Teilchenmassen, also Protonen und Elektronen, im Laufe der Zeit erklären.
Mit dieser Annahme löst er auch ein allgemein bekanntes Problem in der theoretischen Weltraumforschung: Abweichungen von der kosmologischen Konstante. Diese gibt Aufschluss darüber wie schnell sich das Universum ausdehnt. Allerdings decken sich die errechneten Daten nicht mit den Beobachtungen.
Ergebnisse mit Vorsicht genießen
In Lombrisers Interpretation hingegen tauscht man die Expansion des Universums mit einem Feld aus, das die Raumzeit durchdringt. In diesem Fall entstehen und bewegen sich besagte Teilchen. Die kosmologische Konstante wird durch die Masse des Felds beeinflusst. Da das Feld schwankt, schwankt auch die Konstante.
Die Berechnungen des Physikers zeigen, dass sich mit dieser Annahme auch die Daten zur Rotverschiebung mit der Theorie decken. „Ich war überrascht, dass das Problem der kosmologischen Konstante in dieser neuen Perspektive auf den Kosmos einfach zu verschwinden scheint“, zitiert livescience den Forscher.
Im weiteren Verlauf der Untersuchungen trifft der Physiker auch Annahmen zur berüchtigten Dunklen Matterie. Seine Forschung löst damit zwei gravierende Probleme, die es uns schwermachen, das Universum zu erfassen. Allerdings, so Luz Ángela García, Postdoktorandin an der Universidad ECCI in Bogotá, sollte man die Ergebnisse mit Vorsicht genießen. In dem theoretischen Modell befinden sich viele Elemente, die sich aktuell nicht beweisen lassen, da die technischen Voraussetzungen dazu fehlen.
Quelle: livescience, Cosmology in Minkowski space (Classical and Quantum Gravity, Juni 2023)
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