Mikroplastik beeinträchtigt nicht nur die Umwelt; auch Forschungen leiden unter der weiten Verbreitung der kleinen Partikel. So stieß ein Team der University of York bei der Untersuchung eines bereits in den 1980er Jahren freigelegten archäologischen Fundes auf ein Problem, das auf ebendiese Plastikteilchen zurückzuführen ist. Denn ihre Sedimentproben waren kontaminiert.
Archäologischer Fund enthielt Mikroplastik
Es ist in vielen Fällen üblich, archäologische Funde in situ – also am Ort der Ausgrabung – zu erhalten. Diese gängige Praxis könnte sich allerdings bald ändern. Denn die Entdeckung der Forschenden zeigt, dass sie künftige Untersuchungen der Fundstücke verfälschen oder diese sogar beschädigen könnte.
„Dies ist ein wichtiger Moment, der bestätigt, was wir hätten erwarten sollen“, betonte Professor John Schofield vom Institut für Archäologie in einer Pressemitteilung der Universität. „Dass das, was bisher als unberührte archäologische Ablagerungen angesehen wurde, die reif für die Untersuchung sind, in Wirklichkeit mit Kunststoffen kontaminiert sind, und dass dies auch Ablagerungen betrifft, die in den späten 1980er Jahren beprobt und gelagert wurden.“
Bislang sei man zwar mit Kunststoffen in Ozeanen und Flüssen vertraut gewesen, doch erkenne man jetzt, dass das menschliche Erbe giftige Elemente enthalte. „Inwieweit diese Verunreinigung den Beweiswert dieser Lagerstätten und ihre nationale Bedeutung beeinträchtigt, werden wir als Nächstes versuchen herauszufinden“, so Schofield.
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„Erhaltung der Archäologie in situ möglicherweise nicht mehr sinnvoll“
Aktuell betrachte man Mikroplastik als ein sehr modernes Phänomen, ergänzte David Jennings, Geschäftsführer von York Archaeology. Immerhin habe es erst in den vergangenen 20 Jahren Bekanntheit erlangt.
„Diese neue Studie zeigt, dass die Partikel in archäologische Ablagerungen eingedrungen sind, und wie in den Ozeanen ist dies wahrscheinlich über einen ähnlichen Zeitraum geschehen, wobei die Partikel in Bodenproben gefunden wurden, die 1988 in Wellington Row in York genommen und archiviert wurden.“
David Jennings
Damit werden die Partikel nicht nur zum Risiko für die Kreaturen der Ozeane, sondern auch für archäologische Funde. Das gelte beispielsweise für die Wikingerfunde in Coppergate. Diese hätten sich, so Jennings, über 1.000 Jahre lang in einer durchgängig sauerstofffreien, wassergesättigten Umgebung außerordentlich gut erhalten. Das Vorhandensein von Mikroplastik könne die Chemie des Bodens verändern und möglicherweise Elemente einbringen, die den Zerfall der organischen Überreste verursachen. „Wenn dies der Fall ist, ist die Erhaltung der Archäologie in situ möglicherweise nicht mehr sinnvoll.“
Quellen: University of York; „The contamination of in situ archaeological remains: A pilot analysis of microplastics in sediment samples using μFTIR“ (Science of The Total Environment, 2024)
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