Ein Wissenschaftler konnte mithilfe von Satelliten Anomalien im Boden, in der Atmosphäre und der Ionosphäre feststellen. Diese treten vor allem dann auf, wenn schwere Erdbeben den Planeten erschüttern. Die erstaunlichen neuen Erkenntnisse wurden erst kürzlich veröffentlicht und geben gleichzeitig Grund zu Hoffnung.
Erdbeben könnten früher erkannt werden
Einer neuen Studie im Journal of Applied Geodesy von De Gruyter zufolge können Erdbeben ihr bevorstehendes Auftreten wohl viel früher verraten als bisher angenommen. Dies kann auf eine Vielzahl von Abweichungen typischer Messwerte zurückgeführt werden. Solche Anomalien können bereits mehrere Tage vor der Katastrophe durch Satelliten erkannt werden.
Dafür untersuchte der Mehdi Akhoondzadeh, Professor an der Universität Teheran, Satellitendaten der Erdbeben nahe der türkisch-syrischen Grenze aus dem Jahr 2023. Dabei konnte er signifikante Vorläuferanomalien identifizieren. Einige traten bis zu 19 Tage vor den Ereignissen auf. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für die Entwicklung moderner Erdbeben-Frühwarnsysteme ebnen, die Fehlalarme minimieren und Vorhersagezuverlässigkeit erhöhen.
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Auch Anomalien in der Temperatur
Solche Anomalien sind in der Wissenschaft schon länger als Erdbebenvorboten bekannt. Doch war es bisher schwierig, darin genaue Muster zu erkennen, die auf ein bevorstehendes Erdbeben hinweisen könnten. Professor Akhoondzadeh scheint genau dies jetzt gelungen zu sein.
So zeige die Studie, „dass markante Anomalien in den Erdbebenvorläufern in einem Intervall von etwa 15 Tagen vor dem Erdbeben zuerst in der Lithosphäre und dann in den oberen Schichten, d. h. in der Atmosphäre bzw. Ionosphäre, beobachtet werden.“
So beobachtete er bereits zwölf bis 19 Tage vor den Erdbeben Anomalien in der Landoberflächentemperatur. Fünf bis zehn Tage vor der Katastrophe kam es dann zu Auffälligkeiten der atmosphärischen Parametern. Dazu gehörten Messungen von Wasserdampf, Methanwerten, Ozon und Kohlenmonoxid.
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Deutliche Warnsignale 5 Tage im Voraus
Besonders deutlich sollen die Warnsignale ein bis fünf Tage vor dem auftretenden Erdbeben gewesen sein. So zeigten sich dann deutliche Abweichungen in der Elektronendichte und Elektronentemperatur der Ionosphäre der Erdbebenregion. Auch die solaren und geomagnetischen Messwerte sollen vor dem Auftreten der starken Erdbeben in der Türkei anormale Schwankungen angezeigt haben.
Der Wissenschaftler machte in der Studie aber auch klar, dass es in Zukunft noch weitere Untersuchungen bräuchte, um genaue Vorhersagen zu treffen und wohlmöglich zahlreiche Leben zu retten. Denn durch solche Forschungen „können wir hoffen, in Zukunft Erdbebenwarnsysteme mit geringer Unsicherheit zu entwickeln,“ so Akhoondzadeh.
Quelle: „Analyses of data from the first Chinese seismo electromagnetic satellite (CSES-01) together with other earthquake precursors associated with the Turkey earthquakes (February 6, 2023)“ ( Journal of Geodesy, 2024)
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