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Atlantik: Forscher untersuchen mysteriöses Phänomen – „extrem mächtiges und riesiges Ereignis“

Ein gigantisches Naturphänomen stellt die Wissenschaft seit Jahren vor Rätsel. Nun bringen neue Untersuchungen etwas mehr Licht ins Dunkel. Dabei warnen die Forscher*innen auch vor einer möglichen Gefahr für unsere moderne Infrastruktur.

Große Welle baut sich bei stürmischen Wetter über der Wasseroberfläche auf-
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Lawinen gibt es nicht nur in den Bergen sondern auch im Meer. Doch noch immer ist vieles über dieses gigantische Naturphänomen im Wasser ungeklärt. Neue Forschungen der Universität Liverpool haben nun ergeben, dass eine urzeitliche Unterwasserlawine im Atlantik eine gewaltige Spur der Verwüstung hinterließ.

Riesige Unterwasserlawine im Atlantik

Die vor kurzem im Fachjournal Science Advance veröffentlichte Studie zeigt, dass das Ereignis vor etwa 60.000 Jahren als kleiner Erdrutsch auf dem Meeresboden begann. Schließlich vergrößerte die Lawine sich aber um das Hundertfache. Dabei nahm sie auf ihrem Weg durch eine der größten unterseeischen Schluchten der Welt, dem Agadir Canyon im Atlantik, enorme Massen an Felsbrocken, Kies, Sand und Schlamm mit sich.

Sie war dabei so gewaltig, dass sie die gesamte 400 Kilometer lange Schlucht und mehrere hundert Meter an den Seiten erodierte und so stark, dass sie Geröll mehr als 130 Meter die Seite des Canyons hinaufschwemmte. Danach legt die Lawine weitere 1.600 Kilometer über den Meeresboden zurück.

Die Studie gebe damit einen „beispiellosen Einblick in das Ausmaß, die Kraft und die Auswirkungen eines der mysteriösesten Phänomene der Natur: Unterwasserlawinen“, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt. Denn diese sind nicht sichtbar und äußerst schwer zu messen.

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Mögliche Gefahr für Infrastruktur

Unterwasserlawinen sind jedoch der Hauptmechanismus für die Bewegung von Material wie Sedimenten, Nährstoffen und Schadstoffen über die Erdoberfläche. Außerdem „stellen sie eine erhebliche Geogefahr für die Infrastruktur des Meeresbodens wie Internetkabel dar“, wie das Forschungsteam hinzufügt. Dr. Chris Stevenson, Sedimentologe an der Universität Liverpool erklärte das Ausmaß des Ereignis im Atlantik dabei an einem anschaulichen Beispiel.

Dafür setzt er es in ein leicht verständliches Verhältnis: „Das ist eine Lawine von der Größe eines Wolkenkratzers, die sich mit mehr als 40 Meilen pro Stunde von Liverpool nach London bewegt, einen 30 Meter tiefen und 15 Kilometer breiten Graben ausgräbt und alles auf ihrem Weg zerstört. Dann breitet sie sich über ein Gebiet aus, das größer ist als Großbritannien, und begräbt es unter etwa einem Meter Sand und Schlamm.“

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„Diese Erkenntnisse sind von enormer Bedeutung“

Auch Professor Sebastian Krastel, Leiter der Marinen Geophysik an der Universität Kiel betont die wissenschaftliche Bedeutung der neuen Erkenntnisse: „Vor dieser Studie dachten wir, dass große Lawinen nur durch große Hangrutschungen entstehen. Aber jetzt wissen wir, dass sie klein anfangen und sich zu extrem mächtigen und riesigen Ereignissen entwickeln können. „

Die Forschungsergebnisse aus dem Atlantik haben dabei auch einen ganz praktischen Nutzen, wie Krastel zusammenfasst: „Diese Erkenntnisse sind von enormer Bedeutung für die Art und Weise, wie wir versuchen, ihr potenzielles Geogefährdungsrisiko für die Infrastruktur am Meeresboden wie Internetkabel einzuschätzen. Diese übertragen fast den gesamten globalen Internetverkehr und sind für alle Aspekte unserer modernen Gesellschaften von entscheidender Bedeutung sind.“

Quellen: „Extreme erosion and bulking in a giant submarine gravity low“ (Science Advances, 2024), University of Liverpool

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