Wer bei blutigen Rituale und Menschenopfer zum Wohle der Götter eher an die ferne Vergangenheit denkt, den mag ein archäologischer Fund nun wahrhaftig erschaudern lassen. Denn neue Untersuchungen haben ergeben, dass ein Massengrab von eben solchen Vorfällen zeugt, dabei ist es noch nicht einmal 600 Jahre alt ist.
Archäologischer Fund zeugt von grausamem Ritual
Doch nicht nur das Alter des archäologischen Fundes im Tempel Mayor der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán (heute Mexiko-Stadt) lässt aufhorchen. Vor allem ein Detail mag viele erschrecken, denn im Grab wurden die Überreste von mindestens 42 Kindern entdeckt. Sie waren alle im Alter von zwei bis sieben Jahren als sie zu Ehre eines mexikanischen Gottes geopfert wurden.
Das Massengrab wurde bereits 1980 von einem Team des Templo Mayor Project es Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte (INAH) entdeckt. Nun hat das INAH vor wenigen Tagen erneut eine offizielle Mitteilung zu dem archäologischen Fund veröffentlicht. Denn neue Daten, die hauptsächlich aus den Geowissenschaften stammen, zeigen, dass die Opferung der Kinder mit der großen Dürre 1454 im mexikanischen Becken zusammenfiel. Dies rückt die grausame Entdeckung in ein neues Licht.
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Dürre und Hungersnot
So hat Bevölkerung damals wohl vor allem aus großer Not und Verzweiflung gehandelt. „Alles deutet darauf hin, dass Dürren im Frühsommer die Keimung, das Wachstum und die Blüte der Pflanzen vor der Hitzewelle beeinträchtigt hätten, während die Fröste im Herbst den Mais vor seiner Reife angegriffen hätten. Das Zusammentreffen beider Phänomene hätte also die Ernten vernichtet und zu Situationen anhaltender Hungersnöte geführt“, wie es in der Pressemitteilung des INAH heißt.
Auch anthropologische Untersuchungen zeigen bei der Hälfte der Stichprobe der Überreste eine porotische Hyperostose. Das ist eine Zunahme der Knochenmasse, die auf Ernährungsprobleme zurückzuführen ist. So starben die Kinder wohl für den mexikanischen Gott des Regens namens Tlaloc. In der Hoffnung, so die große Dürre zu beenden.
Einige Toten wurden dabei mit blauem Pigment bestreut oder bekamen eine Grünsteinperle in den Mund gelegt. Außerdem fanden die Forscher*innen im Grab weitere Opfergaben wie Kürbissen, kleine Vögel, ein Messer aus Obsidian und Krüge mit dem Gesicht des Gottes. Der archäologische Fund zeugt dabei auf grausame Weise, wie klimatische Schwankungen die religiöse Dynamiken noch vor nicht allzu langer Zeit massiv beeinflussten.
Quelle: Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH)
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