Die äußerste Schicht der Atmosphäre der Sonne wird als Korona bezeichnet. Für die Forschung ist sie vor allem aufgrund ihrer extremen Temperaturen und heftigen Eruptionen von besonderem Interesse. Jedoch ist sie nur während einer totalen Sonnenfinsternis sichtbar, was Beobachtungen der Korona massiv erschwert. Mit einer bahnbrechenden Entwicklung scheint sich dies nun zu ändern.
Sonne: Forschenden gelingt spektakuläre Aufnahmen
In einem gemeinsamen Projekt von Wissenschaftler*innen des National Solar Observatory (NSO) der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF) und des New Jersey Institute of Technology (NJIT) ist es gelungen, die bisher klarsten Bilder und Videos der Feinstruktur der Sonnenkorona aufzunehmen. Die Forscher*innen beschreiben die erstaunlichen neuen Einblicke jetzt in einer Studie im Fachmagazin Nature Astronomy.
„Diese Entwicklung wird tiefere Einblicke in das rätselhafte Verhalten der Korona und die Prozesse ermöglichen, die das Weltraumwetter bestimmen“, heißt es in einer Pressemitteilung der NJIT. Zu den bemerkenswerten Beobachtungen des Teams gehört zum Beispiel ein Film einer sich schnell umstrukturierenden Sonnenprotuberanzen.
Sonnenprotuberanzen sind große, helle Strukturen, die oft als Bögen oder Schleifen erscheinen und sich von der Oberfläche nach außen erstrecken. Der neue Film enthüllt unter anderem feine, turbulente innere Strömungen in der Korona. Doch auf den Aufnahmen sind auch Strukturen zu erkennen, die den Forscher*innen einiges an Kopfzerbrechen bereiten.
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„Regentropfen“ in der Sonnenkorona
So zeigt ein zweiter Film die schnelle Entstehung und den Zerfall eines fein strukturierten Plasmastroms. „Dies sind die mit Abstand detailliertesten Beobachtungen dieser Art. Sie zeigen bisher nicht beobachtete Strukturen, es ist nicht klar, was sie sind“, sagt Vasyl Yurchyshyn, Co-Autor der Studie und Forschungsprofessor am NJIT-CSTR.
„Es ist unglaublich spannend, ein Instrument zu bauen, das uns die Sonne wie nie zuvor zeigt“, fügt Dirk Schmidt hinzu, NSO-Wissenschaftler für Adaptive Optik. Doch auch ein dritter Film zeigte ein faszinierendes Phänomen, nämlich „Regentropfen“ in der Sonnenkorona.
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„Unschätzbar wertvolle Beobachtungseinblicke“
Dabei handelt es sich um abkühlendes Plasma, das kondensiert und zur Sonnenoberfläche zurückfällt. „Regentropfen in der Sonnenkorona können schmaler als 20 Kilometer sein“, schlussfolgert NSO-Astronom Thomas Schad anhand der bislang detailliertesten Bilder von Koronaregen.
Schad betont zudem den enormen wissenschaftlichen Stellenwert der neuen Aufnahmen: „Diese Erkenntnisse bieten neue, unschätzbar wertvolle Beobachtungseinblicke, die für die Überprüfung von Computermodellen koronaler Prozesse von entscheidender Bedeutung sind.“
Quelle: New Jersey Institute of Technology, „Observations of fine coronal structures with high-order solar adaptive optics“ ( Nature Astronomy 2025), New Jersey Institute of Technology
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