BiliScreen nennt sich eine App, mit der die Früherkennung von Bauchspeicheldrüsen-Krebs revolutioniert werden könnte. Die App erlaubt es Personen, selbstständig regelmäßige Tests durchzuführen. Dabei kommt die Kamera des eigenen Smartphones sowie Bilderkennungs-Software zum Einsatz. Im weißen Teil des menschlichen Auges, der so genannten Sclera, sollen damit Gelb-Verfärbungen entdeckt werden. Diese sind ein Hinweis auf erhöhte Bilirubin-Werte, welche als Hinweis auf Bauchspeicheldrüsen-Krebs, aber auch Hepatitis, gelten.
89,7 Prozent treffsicher
„Die Augen sind ein wirklich interessantes Tor zum Körper“, meint Shwetak Patel, einer der Forscher, die an BiliScreen gearbeitet haben. „Tränen können mitteilen, wie viel Glukose du hast, die Sclera kann dir zeigen, wieviel Bilirubin sich in deinem Blut befindet. Unsere Frage war: Können wir Veränderungen feststellen, die alleine durch ein Selfie zur früheren Krebserkennung führen können?“ Die Frage kann man nach klinischen Tests wohl mit „Ja“ beantworten. Die University of Washington probierte BiliScreen bei 70 Erwachsenen aus. Die App konnte Warnhinweise auf Bauchspeichseldrüsen-Krebs zu 89,7 Prozent korrekt erkennen.
Späte Erkennung und geringe Überlebenschancen
Der Erfolg nährt die Hoffnung der Forscher auf einen wichtigen Beitrag zur Behandlung von Betroffenen. „Das Problem mit Bauchspeicheldrüsen-Krebs ist, dass es meistens schon zu spät ist, wenn man Symptome bemerkt“, meint Alex Mariakakis, ein weiteres Mitglied des Forscherteams. Wer an der Krebsform erkrankt, hat eine besonders geringe Überlebenschance. Nur neun Prozent aller Patienten sterben dabei nicht innerhalb von fünf Jahren.
So funktioniert die App
Wendet man die BiliScreen-App einmal pro Monat an, könne man Bauchspeicheldrüsen-Krebs rechtzeitig erkennen und effektiv bekämpfen, sind die Forscher überzeugt. Zusätzlich zum Smartphone und der App benötigen Anwender entweder eine Karton-Brille mit spezifischen Farbmustern darauf oder eine Art röhrenförmigen Aufsatz für die Augen, der per 3D-Drucker selbst hergestellt werden kann. Die Karton-Brille dient zur korrekten Kalibrierung der Smartphone-Kamera, der Röhren-Aufsatz soll das Umgebungslicht ausblenden. Mit letzterem Ansatz wurden geringfügig bessere Erkennungsresultate erzielt.
Smartphone-Kameras in der Medizin
In einer früheren Studie haben die Forscher des UbiComp-Labors an der University of Washington bereits eine App entwickelt, die Gelbverfärbungen auf der Haut von neugeborenen Kindern erkennen kann. Im Unterschied zu Kindern tauchen Verfärbungen bei Erwachsenen weniger deutlich in Erscheinung. Die Verwendung von Smartphone-Kameras zu medizinischen Zwecken wird unterdessen in aller Welt erforscht. Das österreichische Start-up Scarletred hat etwa ein Messwerkzeug für Smartphones entwickelt, das Hautkrankheiten erkennen kann.