Laut eigenen Angaben des Mutterkonzerns Meta (ehemals Facebook) nutzen etwa zwei Milliarden Menschen WhatsApp. Der Messenger ist äußerst beliebt – und ist nun auch Gegenstand einer neuen wissenschaftlichen Studie. In dieser kommt man zu dem Schluss, dass der Austausch von Textnachrichten besonders bei kriselnden Ehen helfen kann.
WhatsApp: Neuer Ort zum Streiten und Versöhnen
Ein Team an der Reichmann Universität in Israel unter der Leitung von Dr. Gali Einav hat sich die zwischenmenschliche Korrespondenz via WhatsApp genauer angeschaut. Dabei sieht man die App als neuen Austragungsort für Streitgespräche und Versöhnungen an.
Im Kern stehen dabei die allgemein bekannten Vorteile der geschriebenen Kommunikation, die sich positiv auf Ehen auswirken würden: Eheleute hätten schlichtweg mehr Zeit, sich mit den Äußerungen des Gegenübers auseinanderzusetzen und diese bei Bedarf mehrfach zu lesen.
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Emojis als wichtiger Bestandteil
Dabei darf der Einsatz von Emojis nicht unterschätzt werden: Diese würden dabei helfen, die eigenen Gefühle besser auszudrücken. Sich digital auszusprechen sorge außerdem für eine im Anschluss entspanntere Situation von Angesicht zu Angesicht.
„Korrespondenz über WhatsApp bietet nicht nur einen neuen Ort, um die Beziehung zu führen, sondern es kann auch helfen, sie zu retten.“
Dr Gali Einav, Reichmann University in Israel
3 Formen der wütenden Interaktionen
Bei der Studie wollten Dr. Einav und ihr Team schauen, wie WhatsApp Beziehungen der Generation X (Personen, die zwischen den frühen 60ern und den späten 70ern geboren wurden) beeinflusst. Dazu wurden 18 Paare im Alter zwischen 35 und 50 befragt, die seit mehr als fünf Jahren zusammen sind.
Im Zuge dessen schaute man auf die drei typischen Arten der „wütenden Interaktionen“, die laut Psychologinnen und Psychologen bei Paaren vorkommen würden und wie sich diese im Messenger abspielen: vermeidend, emotional und rational.
„Vermeidende“ Paare kämpften eher im Stillen und ignorierten die Nachrichten. „Emotionale“ Pärchen hingegen schrieben eine permanente Nachrichtenflut und ließen so ihren Frust raus. Die „Rationalen“ hingegen nahmen sich mehr Zeit für Texte ihrer Liebsten.
Reale Kommunikation nicht besser als digitale
Die Studie folgte den Prinzipien von Professor John Gottman. Dieser sagte einst, dass die Fähigkeit mit Konflikten umzugehen das Fundament für eine stabile Beziehung sei. Dr. Einav bestätigt das und ergänzt: „Wenn wir unsere Streitmuster besser verstehen, dann können wir dieses Wissen nutzen, um unsere Beziehungen zu verbessern.“
Ein Vorurteil der Generation X wird mit der Studie aus dem Weg geräumt: Die Vorstellung, dass die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht der digitalen überlegen sei. „Wir haben herausgefunden, dass dies nicht unbedingt der Wahrheit entspricht“, so Dr. Einav.
Quelle: „Let’s WhatsApp! Generation X couples’ online and offline relationship patterns in the digital age“ (2021)
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