Estland will seine regierungsrelevanten Daten künftig auch in sogenannten Daten-Botschaften im Ausland sichern. Dazu sollen Serverräume und Datenzentren auf dem Gebiet befreundeter Staaten genutzt werden. Dort werden kritische Daten gespeichert, die für das Funktionieren des Staates notwendig sind. Genutzt wird dabei das Informationsnetz des jeweiligen Partnerstaats. Dem Prinzip herkömmlicher diplomatischer Auslandvertretungen folgend sollen die Daten-Botschaften dennoch zum estnischen Rechtsraum gehören.
„Estland ist das weltweit erste Land, das diese Methode anwendet, um seine digitale Kontinuität doppelt abzusichern“, sagte Regierungschef Jüri Ratas am Dienstag nach der Unterzeichnung einer Vereinbarung mit seinem luxemburgischen Kollegen Xavier Bettel in Luxemburg. In dem Großherzogtum soll die erste estnische Daten-Botschaft errichtet werden. Sie soll einer Mitteilung der Staatskanzlei in Tallinn zufolge Anfang 2018 ihre Arbeit aufnehmen.
Die „tägliche digitale Hygiene“
Estland gilt in Europa als Vorreiter der digitalen Verwaltung. Der kleine Baltenstaat hat bereits viele Bürgerdienste und öffentliche Angebote ins Internet verlagert. Durch die Daten-Botschaften soll das estnische Gemeinwesen auch im Fall einer Cyber-Attacke oder eines militärischen Angriffs fortbestehen können. Die Dienste sollen dann von anderen Orten aus betrieben werden.
„Datensicherheit und Cyber-Sicherheit sind von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf das Vertrauen der Menschen und das Funktionieren der Dienste“, sagte Ratas. Auch seien sie ein wichtiger Teil der sogenannten täglichen digitalen Hygiene in zunehmend digitalisierten Gesellschaften.