Der Science-Fiction-Clip „Slaughterbots“ verdichtet die Zukunftsängste vor sogenannten Kampfrobotern auf knapp acht Minuten. In der Eingangsszene begeistert ein Bühnenredner im Stile von Steve Jobs das Publikum mit seiner Vision von der perfekten Tötungsmaschine.
Eine nicht mal Streichhölzerschachtel große Mini-Drohne, die sirrend durch den Raum schwebt, um auf Befehl zum Kamikaze-Flieger zu werden und eine Versuchspuppe auf der Bühne zielgenau explodieren zu lassen. Die Liquidierung erfolge mit „chirurgischer Präzision“, so der Redner.
Anschlag auf US-Kongress
Der Kurzfilm, den Kritiker von autonomen Waffen produziert haben, spielt in den nächsten Minuten durch, welche verheerenden Folgen es hätte, wenn eine solche Technologie außer Kontrolle geraten würde.
Schwärme von Mini-Drohnen verüben einen Anschlag auf den US-Kongress und töten dort nur die Abgeordneten einer Partei. Weitere Anschläge der Killerdrohnen erfolgen an Universitäten. Dort töten die Flugroboter gezielt Studenten, die sich politisch engagieren.
Was dem Clip seine Brisanz verleiht: Die Macher entwerfen hier keine weit entfernt in der Zukunft liegende Dystopie, sondern die Killermaschinen sind schon heute möglich; eine Drohne ausgestattet mit Künstlicher Intelligenz und Gesichtserkennung, dazu noch Sprengstoff – mehr braucht es nicht.
Kampfroboter bald Alltag?
Forscher und Friedensaktivisten warnten daher wiederholt vor den ganz realen Gefahren. Unter dem Dach der Vereinten Nationen haben am Montag auch in Genf Beratungen von Regierungsvertretern über sogenannte Killerroboter begonnen. Die Rüstungsexperten wollen bis Freitag Gespräche über die militärischen und ethischen Aspekte der „Tödlichen autonomen Waffensysteme“ führen.
Viele Staaten arbeiten schon an der Entwicklung von Kampfrobotern. Laut Diplomaten sind zwar noch keine Killerroboter für den Kriegseinsatz fertig entwickelt und produziert worden. Aber schon in einigen Jahren könnte diese neue Kriegsführung zum Alltag auf den Schlachtfeldern gehören.
Elon Musk und KI-Experten warnen vor Robotereinsatz
Das südkoreanische Militär brüstet sich zum Beispiel damit, den ersten vollautomatischen Kampfroboter der Welt an seiner Grenze postiert zu haben, den Samsung SGR-A1. Er soll Feinde automatisch erkennen und automatisiert auf sie schießen. Und an der Grenze zum Gaza-Streifen setzt das israelische Militär das autonome Überwachungsfahrzeug „Guardium“ ein.
Nicht nur Friedensaktivisten kritisieren solche Entwicklungen. Der IT-Experte und Milliardär Elon Musk setzte mit mehr als hundert weiteren Chefs von Robotik- und KI-Firmen einen offenen Brief auf, in dem die Verfasser vor den Gefahren eines Wettrüstens mit autonomen Waffen warnen.
Erfolgsaussichten für Verbot nicht groß
Die Befürchtungen: Die Hemmschwelle eines Waffeneinsatzes könnte deutlich sinken, autonome Waffen könnten auch von Terroristen und Despoten gegen das eigene Volk eingesetzt werden oder sich sogar, wie in dem Science-Fiction-Clip „Slaughterbots“ dargestellt, der Kontrolle des Menschen entziehen. Denn Künstliche Intelligenz zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sie ihre eigenen Entscheidungen trifft.
Doch sind die Erfolgsaussichten bei den Beratungen in Genf für ein Verbot nicht besonders groß. Der Vorsitzende der Konferenz, der Inder Amandeep Gill, bestätigte der Nachrichtenagentur epd, dass die Fachleute sehr wahrscheinlich keine Empfehlung für den Start von Verbotsverhandlungen abgeben werden. Mitte nächster Woche sollen die 125 Vertragsstaaten der UN-Konvention über konventionelle Waffen über den weiteren Umgang mit Killerrobotern entscheiden.
Auch Samsung treibt die Technologie voran
Auch bei diesem Treffen zeichne sich nicht ab, dass der Beginn von Verbotsverhandlungen beschlossen werde, hieß es. Die großen Militärmächte wie die USA und Russland arbeiteten hinter den Kulissen gegen eine Ächtung der Killerroboter.
Die internationale Kampagne zum Stopp von Killerrobotern und Menschenrechtsorganisationen verlangen ein Verbot der Waffen. Ein UN-Abkommen müsste die Entwicklung, die Produktion, den Handel und den Einsatz der Killerroboter verbieten.
Laut einem Bericht des UN-Menschenrechtsrates arbeiten die USA, Großbritannien und Israel derzeit schon an den Robotern. Und auch der südkoreanische Konzern Samsung treibt die Technologie weiter voran.
Ende von „Slaughterbots“: Warnung von KI-Forscher
Im Anschluss an den Clip „Slaughterbots“ kommt noch der Informatiker Stuart Russel von der University of California in Berkley zu Wort. Er gilt als einer der wichtigsten Forscher auf dem Feld der künstlichen Intelligenz und ist auch einer der Unterzeichner des Offenen Briefs, den auch Elon Musk unterzeichnet hat.
Seine Warnung ist dann auch erwartbar, aber trotzdem sehr deutlich: „Wir haben noch eine Möglichkeit die Zukunft, die sie gerade gesehen haben, zu verhindern. Aber das Zeitfenster schließt sich.“ (mit Material von epd)