YouTube hat ohne Vorwarnung seine Nutzungsbedingung aktualisiert und begonnen Videos zu löschen, die dagegen verstoßen. Der Anlass dafür dürfte die Las-Vegas-Schießerei sein, die im Oktober 2017 stattgefunden hat. YouTube wird allerdings schon lange vorgeworfen, zu wenig gegen Waffeninhalte zu unternehmen. So waren diverse Anleitungsvideos zum Bau von Bomben und Gewehren jahrelang online.
Aus Las Vegas „gelernt“
Laut den neuen Richtlinien sind Videos verboten, die das Ziel haben Waffen und bestimmtes Waffenzubehör zu verkaufen oder auf Websites verlinken, die Waffen verkaufen. Zu dem Zubehör gehören Bump-Fire-Stocks, wie sie vom Amokschützen in Las Vegas im Oktober 2017 eingesetzt wurden, sowie andere Waffenteile, die vollautomatisches Feuer simulieren oder ermöglichen. Auch Magazine mit einer Größe von mehr als 30 Patronen zählen dazu – auch diese wurden vom Schützen der Las-Vegas-Schießerei verwendet.
Anleitungsvideos zum Bau von Waffen, Munition, großen Magazinen, Schalldämpfern und oben genanntem Zubehör sind ab sofort verboten – unabhängig davon, ob der Bau dieser Gegenstände legal am Wohnort des YouTubers ist. Auch Anleitungsvideos zum Einbau solchen Zubehörs in Waffen sind verboten.
Mein Haus, meine Regeln
Auf YouTube gibt es zahlreiche Waffen-Channels, die solche Videos veröffentlicht haben. Diese berichten, dass ihre Videos bereits verschwinden. Sie beklagen, dass YouTube sie nicht vorgewarnt hat, damit sie die Videos anpassen oder selbst offline nehmen können. Zudem sehen sie nicht ein, wieso YouTube die Videos löscht, obwohl diese nichts Illegales zeigen oder bewerben, aufgrund der lokalen Waffengesetze der YouTuber. Allerdings ist YouTube im Besitz der Google-Mutter Alphabet und ein privates Unternehmen. Sie kann das Unternehmen die Regeln nach eigenem Ermessen durchsetzen und entsprechende Videos zensieren.
Einige Waffen-Channels, wie etwa der des Zubehörherstellers Spikes Tactical, wurde sogar ohne Vorwarnung komplett gelöscht, wegen „Wiederholter Verstöße gegen die Community-Richtlinien“. YouTube hat den Kanal nach Beschwerden wiederhergestellt. Laut einem YouTube-Sprecher war das Löschen ein „Versehen“.
Waffen und Pornos
Die Waffen-YouTuber suchen nun nach Alternativen. Diese finden sie etwa mit Full30, einem Video-Portal, das sich auf Waffeninhalte spezialisiert hat. Einige laden ihre Videos zu PornHub hoch. Der YouTube-Channel InRangeTV, mit 143.000 Abonnenten, begründet das mit „der Suche nach einem sicheren Hafen.“ Ohne direkten Link sind die Videos dort derzeit aber kaum zu finden, da sie, gegenüber den Pornovideos, entsprechend wenig Views und Likes haben. Und wer auf PornHub nach „Guns“ sucht findet dort zehn bis 15 Pornos, bevor das erste Waffenvideo auftaucht.
PornHub selbst hat sich noch nicht dazu geäußert, ob man Waffenvideos tolerieren oder diese entfernen wird. Die populäre Porno-Website wurde schon in der Vergangenheit für Inhalte genutzt, die auf YouTube gelöscht wurden. Das passierte etwa mit einem Video von „Fallout 4“, das ohne Erlaubnis bei einer Messe abgefilmt wurde. Auf YouTube wurde es gelöscht, danach landete es auf PornHub.
Reddit schließt sich YouTube an
Die Plattform Reddit hat diese Woche ebenfalls seine Richtlinien bezüglich Waffen aktualisiert. Der Verkauf von Waffen, Munition und Sprengmittel ist ab sofort verboten. Die entsprechenden Foren wurden gelöscht.
Die Gelegenheit wurde gleich genutzt, um auf Reddit den Handel mit Drogen, Alkohol, Tabakprodukten, gestohlenen Waren, Personendaten und gefälschten Ausweisen zu verbieten. Auch das Bewerben von Prostitution ist verboten.