Google freut sich über Social Media. Nein, nicht so, wie ihr denkt. Es gibt kein verbessertes soziales Netzwerk von Google Plus, noch weniger einen neuen Messenger, der WhatsApp Konkurrenz machen könnte. Nein, es geht um eine völlig neue Art der Gesichtserkennung – mit der Google sich auf eure Social Media-Profile schleicht.
Ein erfolgreich angemeldetes Patent des Konzerns präzisiert, was es mit „Facial Recognition with Social Network Aiding“ auf sich hat, auf Deutsch in etwa: „Gesichtserkennung mit Social Media-Beihilfe“. Es ist genau das, wonach es sich anhört: ein Versuch, Social Media-Nutzerprofile zu analysieren, um die Gesichter der Nutzer besser identifizieren zu können.
Was soll die neue Google-Suche können?
Es ist die umgekehrte Variante der Bildersuche, die Google damit verbessern will. Dabei geht es darum, visuelle Merkmale in Fotos mit anderen, gleichen Fotos zu matchen. Solange ein Foto gut beleuchtet ist und man beispielsweise das Gesicht des Menschen, um den es gehen soll, in guter Auflösung sieht, funktioniert die Methode, wie auch The Next berichtet.
Verbesserungen benötigt es aber trotzdem. Dem Next Web-Redakteur zufolge sind die Ergebnisse der Suche nicht immer relevant. Man nehme etwa das Facebook-Profilfoto der alten Schulfreundin. Fügt man das in die Google-Suche ein, ist die Chance sehr hoch, dass als Resultat auch nur ihr Facebook-Profil erscheint, von dem ihr das Foto habt. Mehr Matches sind häufig nicht möglich, wenn uns nicht mehr Daten der jeweiligen Person zur Verfügung stehen.
Das neue System, das Google patentiert hat, soll das ändern. Es eröffnet eine Welt, in der künstliche Intelligenz (KI) Gesichter nicht mehr nur anhand von visuellen Hinweisen erkennt, sondern dafür eine Vielzahl an persönlichen Informationen aus sozialen Netzwerken, Apps, E-Mails und sogar dem Kalender gebraucht.
Wie funktioniert die neue Google-Suche?
Dem Patent zufolge öffnet der Nutzer eine „visuelle Suche“ in Google, in die er eine Fotodatei der gesuchten Person hochlädt. Das System analysiert das Foto daraufhin. Dafür nutzt es fortgeschrittene Bilderkennung, um nach ähnlichen Bildern, um ein potenzielles Match zu finden. Das könnte dann in etwa so aussehen:
Es sind demnach diese weiteren Schritte, die über den Vergleich visueller Merkmale hinausgehen, die Googles neues System ausmachen werden. Dabei können potenziell alle Informationen, die über uns im Netz bestehen, verwertet werden, also unser Wohnort, unser Alter, unser Beruf und so weiter. Das klingt erstmal nicht so, als wäre es neu, schließlich weiß Google seit langem, wie es Informationen wie unseren Akkustand erfährt. Dass jetzt aber auch alle relevanten Informationen aus unseren Facebook-, Instagram- und anderen Profilen sowie Apps abgegriffen werden, ist in seiner Intensität neu.
Ein Beispiel?
Klar. Würde ich beispielsweise ein Foto der Kollegin Dana in die Google-Suche einfügen, sollte die neue Software Resultate finden, die auf der Basis unsere beruflichen wie privaten Beziehung aufbauen. Wir sind beispielsweise verbunden durch unseren Arbeitgeber, unsere Facebook-Freundschaft und die Likes unserer Fotos bei Instagram. All diese Informationen bauen bei Google Vertrauen auf, dass das hochgeladene Foto von Dana tatsächlich die Dana zeigt, die ich suche.
Wie Google die neue Technologie einsetzen wird, ist noch nicht klar. Die umgekehrte Bildersuche sowie Google Photos werden sicher davon profitieren, zum Beispiel, um in einem Gruppenfoto jeden einzelnen recht schnell zuordnen und vertaggen zu können.
Welche Sicherheit es damit für die Daten der Nutzer gibt, ist allerdings eine andere Frage. Zwar hat Google dem Militär seine KI-Technologie verweigert, ein Versprechen ist das aber noch nicht. Oder was, wenn Google seine Brille Glass zurück auf den Markt bringt und jeder, den wir auf der Straße sehen, plötzlich die neue Suche durchläuft? Verschwörungstheoretiker werden ihre Freunde an Googles neuem Patent haben. Ein wenig Vorsicht ist aber immerhin geboten.