Instagram galt lange als die nette Alternative zu Facebook: schöne Fotos und witzige Videos statt. Doch das Bild von der angeblich heilen Instagram-Welt hat hässliche Risse bekommen.
„Auf Instagram gibt es keinen Platz für Mobbing“, ließ Instagram kürzlich zwar per Pressemitteilung wissen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Immer öfter klagen Jugendliche, die die größte Gruppe der mehr als eine Milliarde Instagram-Nutzer weltweit darstellen, über Mobbing in dem Netzwerk.
Wer klein ist, wird auf Instagram gemobbt
Einer von ihnen ist der Amerikaner Brandom Farbstein. 2014 sei er als 14-Jähriger bei Instagram eingestiegen, erzählte er jetzt dem US-Magazin „The Atlantic“. Farbstein, der mit einer seltenen Form von Kleinwüchsigkeit zur Welt kam, sagt, er habe mit Hilfe des Foto-Netzwerks andere Menschen über den Nanismus aufklären wollen und ihnen „einen Einblick in mein Leben zu geben und sie zu inspirieren“. Doch es kam anders.
Denn neben Zuspruch erhielt Farbstein vor allem negative Resonanz: „Todesdrohungen, Beleidigungen für seine äußere Erscheinung und schlimmeres“, scheibt „The Atlantic“. Ein Nutzer montierte sein Gesicht auf ein Bild von Adolf Hitler.
Als Instagram-Trolle sogar Bilder von ihm in seiner Highschool posteten, fürchtete er um seine Sicherheit. „Es war schwer für mich, die Selbstbeherrschung zu bewahren“, so Farbstein.
Er ist kein Einzelfall. Laut „The Atlantic“ nutzen beispielsweise in den USA 72 Prozent aller Teenager Instagram. Und: 59 Prozent von ihnen geben laut einer Studie des Pew Research Centers an, online gemobbt zu werden – viele auf der Plattform. Tendenz: steigend
In vielen Fällen erstellen Jugendliche, die andere mobben, einen Account, der ausschließlich das Ziel hat, jemanden zu verunglimpfen – manchmal sogar gemeinsam in einer Gruppe. Dort posten sie private Daten, Screenshots von beleidigenden Chat-Botschaften, herabwürdigende Fotos, beleidigende Kommentare.
Extra angelegte Mobbing-Accounts sind keine Seltenheit
Eine andere beliebte Form für Plattformen sind Accounts für Schulen, wo Nutzer „Gerüchte“ einreichen können – die Betreiber wählen dann die für sie interessantesten, schreiben den Text auf ein Foto und posten es. Wenn der Betreiber eine Person nicht mag, kann das zu massivem Mobbing führen.
Inzwischen hat man das Problem bei Instagram erkannt – und kündigte kürzlich eine neue Offensive an: eine Künstliche Intelligenz (KI), die Mobbing auf Fotos erkennen soll.
„Viele Menschen, die Mobbing erleben oder beobachten, melden dies nicht“, schreibt Instagram-Boss Adam Mosseri. Die Software solle Instagram helfen, Mobbing besser zu identifizieren und zu entfernen. Die KI soll Mobbing in Fotos und den Bildunterschriften erkennen und dann an einen Moderator zur Beurteilung weiterleiten.
Es ist nicht der erste Versuch dieser Art: Schon im Mai hatte Instagram einen Mobbing-Kommentar-Filter vorgestellt, der zum Beispiel mobbende Kommentare entdeckt und versteckt. Der Filter wird nun auch weltweit bei Live-Videos angewendet.
Und: Um mehr „Freundlichkeit“ auf Instagram zu verbreiten, hat das Netzwerk außerdem einen Filter kreiert. Schießt man damit ein Foto, füllt sich das Bild mit freundlichen Kommentaren in vielen verschiedenen Sprachen, bei einem Selfie gibt es dagegen Herzchen. Ob’s hilft?
Was ist Instagram?
• Instagram ist im Jahr 2012 von für rund eine Milliarde Dollar gekauft worden. Instagram konnte aber mit an der Spitze weitgehend autonom bleiben.
• Anfang Oktober wurde dann Adam Mosseri (35) der neue Chef im Hause Instagram. Er war bereits im Frühjahr als Produktchef aus der Facebook-Zentrale zu Instagram gewechselt und übernahm dann den Chefposten bei dem Dienst.
• Instagram, gegründet im Jahr 2010, verfügt weltweit über mehr als eine Milliarde Mitglieder. Die Idee: Vor allem Fotos und Videos, aber auch Kommentare und kurze Texte dazu, posten und mit anderen teilen.
• Viele Stars aus dem Showgeschäft, aber auch inzwischen zur Selbstdarstellung.