Künftig könnte es eng werden für dich und dein Handy, wenn du einen O2-Tarif nutzt, der auf ein ganz bestimmtes Mobilfunknetz zurückgreift. Dieses wird dank einer neuen Technologie nämlich bald sein Ende finden. Rund 60 Prozent aller in Deutschland aktiven SIM-Karten sind dann davon betroffen, wenn die hiesigen Provider die sogenannte 3G-Abschaltung vornehmen, wie Zahlen des Branchenverbands VATM zeigen. Bist du O2-Kunde, steht sogar schon fest, wann genau dein 3G-Netz abgeschaltet wird.
3G-Abschaltung: Erste O2-Tarife wurden eingestellt
Um die 5G-Technologie sowie LTE weiter voranzubringen, werden die drei größten Betreiber Telekom, Vodafone und O2 (Telefónica) die 3G-Abschaltung in absehbarer Zeit durchführen. Dadurch können sie mehr Frequenzen für den Betrieb der neuen Netze freimachen. Im Fall von O2-Tarifen hat der Mobilfunkanbieter nun bekannt gegeben, ab wann Kunden nicht mehr auf das 3G-Netz zugreifen können: Die 3G-Abschaltung wird bis Ende 2022 anvisiert, wie Focus berichtet.
Dazu hat der Anbieter Vertrieb seiner O2-Tarife, bei denen das 3G-Netz als fester Bestandteil galt, schon eingestellt. Seitdem wirst du nicht mehr ins 3G-Netz (UMTS) gebucht, solltest du dein monatliches Datenvolumen aufgebraucht haben. Sollte es verfügbar sein, nutzt du dann dauerhaft das LTE-Netz.
Das steckt hinter der 3G-Abschaltung
Der Hintergrund: UMTS (3G) gilt nicht mehr als zeitgemäß, vor allem da sich der Bedarf an verfügbaren Datenraten in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt hat. Die bisher durch das UMTS/ 3G-Netz erlaubten 42 Megabits pro Sekunde reichen inzwischen bei weitem nicht mehr aus. Nicht ohne Grund hat die Bundesnetzagentur Provider angewiesen, mindestens 98 Prozent aller deutschen Haushalte mit bis zu 50 Megabits pro Sekunde zu versorgen, wie unter anderem Focus berichtet. Durch das UMTS/ 3G-Netz lässt sich dies nicht bewerkstelligen, die 3G-Abschaltung gilt daher als logische Konsequenz, um Platz zu schaffen.
Mobilfunknetz-Qualität könnte abnehmen durch 3G-Abschaltung
Dass die Lage so ernst ist, zeigte sich bereits im Januar. Damals warnte der Anbieter Freenet davor, dass die Mobilfunknetze für zahlreiche Kunden in Deutschland künftig sehr viel schlechter werden könnten. Auch in diesem Zusammenhang wurde als Grund die Einführung neuer Technologien wie 5G genannt.
Betroffen seien davon zwar nicht alle Kunden, aber zumindest jene, die noch das Mobilfunknetz UMTS (3G-Netz) nutzen und keinen Zugang zum LTE-Netz haben. Diese könnten zu den „Opfern“ von 5G werden.
Die Mehrheit der Deutschen hat kein LTE
Tatsächlich haben auch heute noch rund 60 bis 70 Prozent der Kunden in Deutschland keinen Zugang zum Mobilfunknetz der vierten Generation (4G oder auch LTE genannt), glaubt man Freenet-Vorstand Rickmann von Platen, der sich dazu gegenüber der FAZ geäußert hat. Unklar ist dagegen, wie viele Menschen genau Zugang dazu haben. Geht es nach den Zahlen der Telekom und O2 sind es lediglich 26 bis 37 Prozent.
Das Problem: Die Deutsche Telekom beispielsweise hat bereits angekündigt, Ende 2020 die 3G-Abschaltung durchzuführen, auch Vodafone plant diesen Schritt für das Jahr 2020 oder 2021. Wirklich viel Zeit bleibt Kunden also nicht mehr, bevor das 3G-Netz endgültig aus Deutschland verschwindet.
Die Gründe dafür, dass Kunden auch heute noch nicht im LTE-Netz surfen, sind vielfältig. So gibt es gerade im Bereich der günstigen Handys und Smartphones noch immer solche Geräte, die nicht über ein LTE-Modul verfügen, das Telefon kann sich also gar nicht in das schnellere Netz einwählen.
Besserer Mobilfunk als das 3G-Netz kostet dich extra
Abgesehen von den eingestellten günstigen O2-Tarifen werden auch deren Pendants oftmals nur Verbindungen über das ältere 3G-Netz angeboten. Selbst die preiswerteren Marken der Telekom und von Vodafone verfügen nicht standardmäßig über LTE. Wer etwa Congstar oder Otelo nutzt, muss dafür eine Extra-Option buchen und zahlt drauf.
Weitere Zahlen aus dem Bericht des VATM zeigen, dass der Datenverbrauch in Deutschland gleichzeitig immer weiter zunimmt. Während der mobile Datenverbrauch im Jahr 2018 noch bei „nur“ 2,6 Milliarden GB lag, beträgt er für die ersten drei Quartale des Jahres 2019 bereits 4,2 Milliarden GB. Pro Telefon liege der durchschnittliche Verbrauch bei rund 2,5 GB, wie aus dem Bericht hervorgeht. Vor fünf Jahren habe der Durchschnittswert nur bei 400 MB gelegen. Ob die 3G-Abschaltung hier am Ende hilft oder schadet´, bleibt abzuwarten.
Dass Mobilfunk in Deutschland keinen guten Ruf hat, ist jedoch nicht neu. Kritik gibt es nicht nur an zu langsamen Mobilfunkanbietern, sondern auch an den zahlreichen Funklöchern in Deutschland. Du willst mehr von deinem Handy-Netz? Mit diesen sechs Tipps wechselst du richtig.