Hand auf’s Herz: Auch wenn allgemein anerkannt ist, dass das Lesen von Datenschutzerklärungen und Nutzungsbestimmungen einem im Vorfeld Ärger ersparen kann – die wenigsten machen sich die Mühe, sich wirklich mit den AGB’s auseinanderzusetzen. Gut, wenn andere das übernehmen: Ein Journalist hat das Kleingedruckte von 150 Unternehmen gelesen und ein Ranking der furchtbarsten Datenschutzverordnungen erstellt.
AGB’s: Sie könnten so hilfreich sein
Der Klick auf den Zustimmen-Button gehört mittlerweile zur Routine, das Durchlesen der AGB’s bedauerlicherweise nicht. Und das, obwohl es uns so einiges ersparen könnte, gerade in Sachen Datenmissbrauch: Welche Informationen Tech-Unternehmen über dich speichern und was sie damit anstellen, muss in der Datenschutzverordnung vermerkt sein.
Da kommt es den Datensammlern gerade gelegen, dass AGB’s nicht gerade zur liebsten Lektüre ihrer Nutzer gehören. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die elend langen Richtlinien so unverständlich sind.
Journalist hat Verordnungen gründlich untersucht
Der Journalist Kevin Litman-Navarro hat 150 Datenschutzbestimmungen gelesen, verglichen und mit einer Software auf ihre Verständlichkeit geprüft. Das Ergebnis hat die New York Times unter dem Titel „Ein unverständliches Desaster“ veröffentlicht.
Um genau zu sehen, wie unergründlich sie geworden sind, analysierte er die Länge und Lesbarkeit der Datenschutzrichtlinien von beliebten Websites und Apps. Das vollständige Lesen der Datenschutzbestimmungen von Facebook dauert beispielsweise etwa 18 Minuten – knapp über dem Durchschnitt der getesteten Richtlinien.
Anschließend prüfte er sie auf ihre Lesbarkeit mithilfe des Lexile Analyzers: Eine Anwendung, die die Komplexität eines Textes anhand von Faktoren wie der Satzlänge und Schwierigkeit des Wortschatzes berechnet. Texte mit niedrigem Lexile Level sind für Zweitklässler lesbar, Texte mit hohem Lexile Level sind eher etwas für Akademiker.
Das ist der größte AGB-Sünder
Grundlegend kann man Litman-Navarros Analyse entnehmen: Für die meisten Datenschutzverordnungen muss man studiert haben. Der größte AGB-Sünder ist die chinesischen Suchmaschine Baidu. Laut der Lexile Analyse ist ihr Kleingedrucktes so kompliziert wie Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“.
Ein bisschen verständlicher, aber auch nach dem Bachelorabschluss noch eine Herausforderung, sind die Texte von Twitch, Steam und Yelp.
Das ist der Gewinner
Sympathisch: Die verständlichste Datenschutzerklärung hat der BBC formuliert. Die Texte des TV-Senders sind laut Lexile-Analyse so gut lesbar wie „Harry Potter und der Stein der Weisen“ und damit auf Realschul-Niveau. Wer also fortan den AGB’s des Fernsehsenders begegnet, hat keine Ausrede mehr.
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