Die Technologie der Virtual Reality (VR) ist auf dem Vormarsch, steckt aber gleichzeitig noch immer in der Frühphase. Einer Statista-Prognose zufolge beginnt der VR-Boom allerdings erst dieses Jahr so richtig. Bis 2024 soll sich die Zahl der weltweit verkauften Geräte mehr als verzehnfachen, von heute 7 Millionen verkauften Geräten auf dann 76,7 Millionen Stück. Das Marktpotenzial ist demnach riesig, von bis zu drei Milliarden Dollar Umsatz im VR-Segment alleine ist die Rede. Diese coolen Dinge können User schon heute erleben.
Games
Das nach wie vor erfolgreichste VR-Spiel ist das Lichtschwert-Säbelrasseln namens „Beatsaber“ – und das zu Recht. Auf einer Plattform stehend sind im Rhythmus der Musik auf den Spieler zufliegende Blöcke zu zerteilen. Das passiert mit unterschiedlich farbigen Lichtschwertern. Das schweißtreibende Spiel hält ein Trainingsprogramm parat, das jedes Fitnessstudio überflüssig macht.
Apropos Lichtschwerter: Wer schon immer einmal die leuchtenden Klingen mit Darth Vader kreuzen wollte, kann das via Oculus- oder Playstation-4-Brille erleben. In drei Episoden direkt aus dem „Star Wars“-Universum werden Spieler vom Padawan zur letzten Hoffnung der Galaxie.
Eines der am längsten von der PC-Spielerschaft ersehnten Games ist die letztes Jahr erschienene Fortsetzung des 2006er Erfolgs „Half-Life 2“. Dass „Half-Life Alyx“ von Entwickler Valve exklusiv für die Virtual Reality erschien, überraschte viele Fans. Weil Valve allerdings auch eigene Brillen anbietet – das aktuelle Modell ist die Valve Index – macht dieser Schritt durchaus Sinn.
In „No Man’s Sky“ können Spieler unendliche Weltall-Weiten erkunden: Durch einen Zufallsalgorithmus gleicht kein Sonnensystem dem anderen. Fünf Milliarden Jahre Spielzeit wären deshalb nötig, um das prozedural generierte Universum völlig zu erschließen. „No Man’s Sky“ ist nicht an die VR gebunden, sondern auch auf dem Monitor spielbar. Ein vorüberziehendes Säuregewitter auf einem neu entdeckten Planeten abzuwarten, ist unter einer VR-Brille aber besonders eindrucksvoll.
Filme und Unterhaltung
Um sich gegen die Diktatur des Bildschirms aufzulehnen, experimentieren Filmemacher seit Mitte des letzten Jahrzehnts mit dem Medium Virtual Reality. Das Filmerlebnis geht tiefer, wenn Zuschauer ihren Kopf bewegen müssen, um das Geschehen zu verfolgen. Früh verstanden hat dies das Studio Felix & Paul, das unter anderem 360-Grad-Dokufilme mit Barack Obama und LeBron James gemacht hat sowie ein Oculus-exklusives „Jurassic World“-Spin-off, bei dem man mit einem Raptor auf die Pirsch geht. Für eine Doku schickte das Team außerdem eine VR-Kamera auf die International Space Station ISS.
2018 erhielt Alejandro G. Iñárritu (58) für die VR-Installation „Carne y Arena“ seinen fünften Oscar. Erleben können Fans das Flüchtlingsdrama derzeit allerdings nur im zeitgenössischen Museum Quebec, Kanada. Die Homepage von „Carne y Arena“ hält dafür Tourdaten bereit. Wann eine Rückkehr der Installation nach Europa geplant ist, ist derzeit nicht bekannt.
Einen Emmy gewinnen konnte der Animationskurzfilm „Invasion!“ des Studios Baobab, in dem Spieler einem süßen Häschen dabei zusehen können, wie es eine Alien-Invasion abwehrt. Baobab produzierte auch den stargespickten Film „Crow: The Legend“, an dem John Legend (43), Oprah Winfrey (67), Tye Sheridan (24) und Diego Luna (41) mitwirkten. Der Film ist ebenso kostenlos für die Besitzer gängiger VR-Brillen zu haben wie die „Spotlight“-Serie von Google.
Obendrein können VR-Brillen-Besitzer durch ihr Gerät die besten Plätze in Stadien und Arenen ergattern. Egal ob Basketball in der NBA, Tennis in Wimbledon oder das russische Staatstheater in Moskau: Steht eine VR-Kamera erst einmal, können User aus aller Welt einen Platz im Publikum einnehmen.
Künstlerische Freiheit
Wer sich in der Virtual Reality kreativ austoben möchte, hat dazu jede Menge Möglichkeiten, nicht wenige davon sind kostenfrei. Wer beispielsweise eine Oculus von Facebook benutzt, hat mit ihr Zugriff auf „Quill“. Das Programm ermöglicht es, im Comicstil zu zeichnen und zu animieren, ist allerdings einigermaßen aufwendig zu erlernen.
Intuitiver funktioniert „Tilt Brush“ von Google. Das Malprogramm der ersten VR-Stunde ist nach wie vor eine der überzeugendsten Erfahrungen für VR-Neulinge, die sich am Pinselschwingen versuchen möchten.
Spezieller, aber technisch stark und sehr immersiv, ist das Programm „Kingspray“ vom Indie-Developer Infectous Ape, in dem Spieler – mit Sprühdosen ausgestattet – U-Bahnen und Güterbahnhöfe aufhübschen können. Ganz legal und umweltschonend…
Jede Menge Freeware
Weil die VR-Technologie nach wie vor in den Kinderschuhen steckt, gibt es zahlreiche Anwendungen, die kostenlos und zum Kennenlernen der Technologie gedacht sind. Von echten, komplett gescannten und in die VR übertragenen ägyptischen Grabkammern („Nefertari: Journey to Eternity“) über eine Reise ins Innere der menschlichen Zelle („The Body VR: Journey Inside a Cell“) bis hin zu „Google Earth VR“. Letzteres ist dank seiner Integration von Google Street View ein besonderes Highlight und auch technisch sehr ausgereift. Über die Suchfunktion des jeweiligen Brillen-Hubs lassen sich viele weitere kostenlose VR-Anwendungen finden.