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Nach iOS 16-Update: Eine iPhone-Einstellung solltest du nicht aktivieren, so Experten

Mit iOS 16 setzt Apple eine Maßnahme um, die umstritten ist. Zwar verfolgt sie einen guten Zweck, iPhones können dann allerdings gescannt werden. Wer das nicht möchte, sollte eine spezielle Einstellung nicht aktivieren.

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Seit 2007 veröffentlicht Apple jedes Jahr neue iPhones, zuletzt im Herbst 2020. Foto: Getty Images / Hinterhaus Productions

In den USA wurde bereits mit iOS 15 und iPadOS 15 ein Prozess zum Schutz von Kindern eingeführt, der es erlaubt, Fotos auf dem iPhone selbst zu durchleuchten. Ziel ist es, kinderpornografische Inhalte aufzuspüren und dagegen vorzugehen. In Deutschland hat der Konzern die Funktion mit dem jüngsten iOS 16-Update (Betaversion für Entwickler) am vergangenen Mittwoch ausgerollt. Wer dann künftig nicht möchte, dass sein Gerät derartig gescannt wird, dem wird nahegelegt, die Familienfreigabe zu prüfen.

Neu mit iOS 16: Update bringt Scan nach Nacktheit

Wie der Spiegel berichtet, müssen Nutzer*innen zunächst keine Angst haben, dass die Scan-Funktion nach dem iOS 16-Update standardmäßig aktiviert ist. Apple beginnt nicht plötzlich, die per Nachrichten-App versendete Inhalte auf Nacktheit zu scannen.

Dazu ist das aktuelle Update von iOS 16, iPadOS 16 und macOS nur als Betaversion für Entwickler veröffentlicht. Es ist also noch ein Entwickler-Account nötig, bevor die öffentliche Betaversion zur Verfügung steht. Dazu kommt, dass die Kinderschutzfunktion im Bereich der „Familienfreigabe“ aktiviert werden muss.

Ist dies der Fall, scannt Apple das iPhone nach eingehenden, aber auch ausgehenden Fotos, auf denen Nacktheit zu sehen ist. Gibt es einen solchen Inhalt, wird dieser unkenntlich gemacht und Hilfeoptionen angezeigt. Vorbeugen soll dies sexuellem Missbrauch und sogenanntem Cybergrooming.

Wer nicht derartig gescannt werden möchte, sollte die entsprechende Funktion nach dem iOS 16-Update also nicht aktivieren. Denn dass sie zumindest umstritten ist, zeigte sich schon 2021, als Apple noch einen zusätzlichen Weg für den Nackt-Scan gehen wollte.

Ursprünglicher Plan Apples wegen Gegenwind auf Eis gelegt

Im Rahmen der voraussichtlichen Veröffentlichung von iOS 15 im Herbst 2021, wie Forbes Cybersecurity-Experte Zak Doffman berichtete, sollte der Zugriff auf Bilder damals auch in der iCloud ermöglicht werden. Diese Variante war laut LifeHacker als standardmäßig für alle iCloud-Fotos aktiviert geplant.

Die Idee: Lädst du von deinem iPhone Bilder in die iCloud, prüft ein Algorithmus das Bild auf deinem Gerät und sendet die Analyse an die iCloud. Dann untersucht diese noch einmal die hochgeladenen Fotos. Bei einer Grenze von 30 als kinderpornografisch erkannten Inhalten wird dein Konto markiert und der manuelle Überprüfungsprozess von Apple setzt ein. Die entsprechenden Bilder werden anschließend mit der Datenbank für kinderpornografische Inhalte abgeglichen.

So werden Bilder „gescannt“ mit iOS 15

Aktuell ist der Konzern deshalb mit großer Kritik an seinem Umgang mit Privatsphäre konfrontiert, die unter anderem sogar von WhatsApp-Chef Will Cathcart geäußert wird:

„Anstatt es den Leuten einfacher zu machen, Inhalte, die mit ihnen geteilt wurden, zu melden, hat Apple eine Software entwickelt, die alle privaten Bilder auf deinem Handy scannen kann — selbst Fotos, die du mit niemandem geteilt hast. Das ist nicht Privatsphäre.“

Laut Apple damals sollte kein „Scannen“ der Bilder im wörtlichen Sinne erfolgen. Ihnen sollten neurale Hashes zugeordnet werden, eine Reihe aus Zahlen, die das Foto identifizieren. Diese vergleicht dann ein Programm dann mit den in der Datenbank hinterlegten Hashes.

Diese iPhone-Einstellung deaktivieren

Wer sich dem ganzen Prozess hätte entziehen wollen, müsste dann laut Expert*innen eine spezielle iPhone-Einstellung deaktivieren: iCloud-Fotos.

Einstellungen > iCloud > Fotos > iCloud-Fotos > deaktiviere das Feature

Ist die iPhone-Einstellung so ausgeschaltet, werden Bilder und Videos nicht mehr automatisch in die iCloud hochgeladen nach der Aufnahme und können dort dementsprechend von Apple und mit iOS 15 nicht mehr gescannt werden.

Auch eine iPhone-Einstellung für WhatsApp kann helfen

Ein indirekt positiver Effekt der Debatte ist übrigens, dass auch eine andere hilfreiche iPhone-Einstellung damit wieder in den Fokus rückt. Ist diese deaktiviert, kann kein Inhalt ohne dein Wissen auf das Gerät gelangen: das automatische Speichern von Bildern.

So deaktivierst du die iPhone-Einstellung von WhatsApp

Eigentlich hat die iPhone-Einstellung einen bequemen Hintergrund, denn sie legt ohne dein Zutun Bilder und Videos im lokalen Speicher ab, die du zum Beispiel über WhatsApp und Telegram erhältst. Das Problem ist, dass darunter auch Inhalte fallen, die in Gruppen geteilt werden und auf die du nicht unbedingt einen Einfluss hast. Doffman rät deshalb dazu, die iPhone-Einstellung für WhatsApp zu deaktivieren.

  • Öffne den Messenger > Einstellungen > Chats > In Aufnahmen speichern > Verschiebe den Hebel, bis er grau wird

Hast du die Option am iPhone ausgeschaltet, werden Bilder und Videos nicht mehr unkontrolliert auf deinem iPhone abgelegt.

In Sachen Sicherheit gibt es aber auch andere Optionen, die du beachten solltest. Von einer iPhone-Einstellung zum Sperren wird beispielsweise abgeraten.

Quellen: LifeHacker, Apple, Forbes, Twitter/@wcathcart

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