Schon im Januar wurde vor russischem Zugriff auf die weltweite Internet-Infrastruktur gewarnt. Die Rede ist von den Unterseekabeln, die fast all unseren Datenverkehr online sicherstellen. U-Boot-Aktivitäten um Island versetzen das Militär in Alarmbereitschaft.
Die Gefahr: Fast das gesamte Internet läuft über Unterseekabel
Über 440 Kabel im Meer erstrecken sich insgesamt über 1,3 Millionen Kilometer und sichern unseren Datenverkehr im Internet. Damit decken sie rund 95 Prozent des Internets auf Kontinenten und Inseln ab, wie t3n erklärt.
Aufgrund dieser flächendeckenden Vernetzung stellt es eine immense Gefahr dar, wenn sich jemand unrechtmäßig die Macht über die Unterseekabel sichert. Das Netz könne man damit in jedem Falle abhören oder es sogar lahmlegen. Aktuell kundschaften russische U-Boote besagte Internetkabel im Meer aus.
Das wachsende Interesse Russlands an der Infrastruktur könne zum einen damit zusammenhängen, dass das Land kaum selber über Unterseekabel verfügt. Schon im Januar 2022 warnte der Chef der britischen Armee Tony Radakin, dass Moskau „das reale Informationssystem der Welt, nämlich Unterseekabel, die um die ganze Welt gehen, gefährden und möglicherweise ausnutzen“ könne, wie The Guardian berichtete.
Zum anderen wäre angesichts des Ukraine-Krieges, der verstärkt auch im Internet durch etwaige Hacking-Angriffe stattfindet, eine machtvollere Position wünschenswert. Erst jüngst hat Russland das Internet in besetzten Gebieten der Ukraine umgeleitet, wie unter anderem der Standard berichtete. Mit Zugriff auf die Unterseekabel könne die Umleitung des Internets über russische Server auch ohne Besetzung erfolgen.
Russische U-Boote können Unterseekabel zerstören
Die Unterseekabel in der Region Irland wurden erstmalig im Januar 2022 von Russland beobachtet. Vermutlich sollte die genaue Lage der Internet-Schnittstellen begutachtet werden. Der Datenstrom, der durch diese Leitungen geschleust wird, ist für viele europäische Firmen von Bedeutung. Gleichzeitig gilt Irland als Hochburg der Rechenzentren. Macht über diese Kabel zu haben, den Datenstrom darin abzufangen, zu manipulieren oder schlicht zu kappen, hätte also entsprechend große Auswirkungen auf ganz Europa und damit auch Deutschland.
Besonders problematisch ist, dass Russland über Unterwasserfahrzeuge verfügt, die bis an die Kabel reichen könnten. Ein normales U-Boot könne gar nicht so tief tauchen, aber die russischen, bemannten Tauchboote erreichen Tiefen bis zu 6.000 Meter. Auch machen Gerüchte um komplett autonome Tauchboote in russischer Hand die Runde, die auch ohne den Einsatz von Menschen mit ihren Greifarmen Schaden an den circa zwei Centimeter dicken Kabeln anrichten könnten.
Vor allem könne man diese Kabel schlecht schützen. Selbst Patrouillen in der Nähe würden nur wenig ausrichten, da der Zugriff unter der Meeresoberfläche in nahezu unüberwindbaren Tiefe stattfinden würde. Auch wenn es genug Absicherungen gibt, dass ein Komplettausfall des Internets wohl unwahrscheinlich bleibt, wäre ein Zugriff in dieser Lage besorgniserregend.
Hacking-Kollektive wie Anonymus machen Russland während des Ukraine-Krieges ordentlich Druck. Auch China setzte jüngst mit staatlichen Hacker*innen ein.
Quelle: t3n, der Standard, The Guardian
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.