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Smarte Stromzähler sind bald Pflicht – diese Nachteile haben sie wirklich

Über die angeblichen Nachteile der intelligenten Messgeräte gibt es einige Informationen im Netz. Doch was davon stimmt wirklich?

Smarter Stromzähler steht auf einem Tisch
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Energie sparen: Diese Mythen sind nicht wahr!

Gerade in der Energiekrise ist Strom sparen wichtiger denn je. Viele der weitverbreiteten Maßnahmen entpuppen sich jedoch nach einiger Zeit als Mythos.

Ein sogenannter Smart Meter beziehungsweise smarter Stromzähler soll auf intelligente Art den Energieaufwand festhalten. Schon seit 2020 werden erste Haushalte damit ausgerüstet, ob sie wollen oder nicht. Nicht nur das klingt auf den ersten Blick negativ.

Smarte Stromzähler: Haben sie wirklich Nachteile?

Höhere Kosten, Datenübertragung und Überwachung, plötzliche Stromabschaltung durch die Haustür … es gibt gleich mehrere negative Effekte, die smarten Stromzählern nachgesagt werden. Dazu kommt, dass man sich laut Verbraucherzentrale gegen einen bereits beschlossenen Einbau der Systeme nicht wehren kann.

Ganz rudimentär betrachtet, speichern die Geräte den Stromverbrauch und versenden die erhobenen Daten unter anderem an deinen Stromanbieter und Netzbetreiber. Und geht es nach der Bundesregierung, soll die Zahl der intelligenten Messeinheiten in deutschen Haushalten schnell ansteigen.

Aktuelle Gesetzeslage: Anfang 2023 verabschiedete man einen Entwurf für die Überarbeitung der bestehenden Gesetzgebung. Durch das „‚Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende‘ soll der Einbau intelligenter Strommesssysteme unbürokratisch und schneller möglich sein“, erklärt die Bundesregierung. Nachdem der Bundesrat am 12. Mai zugestimmt hatte, wurde das Gesetz am 20. April 2023 durch den Bundestag beschlossen und trat am 27. Mai 2023 in Kraft. Für bestimmte Stromverbraucher*innen sind smarte Stromzähler damit Pflicht.

Diese Behauptungen gibt es

Wie so oft tauchen in diesem Zusammenhang auch zum Thema Smart Meter immer wieder vermeintliche Fakten und Mutmaßungen im Internet auf. Darunter die Behauptung, dass die Geräte keinen wirklichen Nutzen hätten oder zur Überwachung der Bürger genutzt werden sollen. Wie BR24 berichtet, ist zumindest Letzteres eine klare Falschinterpretation. Doch wie sieht es mit den folgenden Dingen aus?

Lesetipp: Das sind die Vorteile von smarten Stromzählern

#1 Smarte Stromzähler sind teurer

Eine häufig geäußerte Behauptung besagt, dass der Betrieb der Geräte mehr Kosten verursacht als es bei bisherigen Systemen der Fall ist. Laut der Verbraucherzentrale stimmt das. Zwar hat man regierungsseitig eine jährliche Obergrenze dafür festgelegt – diese liegt bei 20 Euro brutto. Zum Vergleich: 2022 kostete ein herkömmlicher analoger Stromzähler durchschnittlich 13 Euro brutto wie BR24 unter Berufung auf die Verbraucherzentrale erklärt.

Wer sich das intelligente System jedoch freiwillig einbauen lässt oder zu einem anderen Messstellenbetreiber wechselt, muss mit mehr Ausgaben rechnen. Richtig teuer soll es zudem werden, wenn durch den Einbau auch der Umbau des Zählerschranks nötig wird. Das kann wohl bis zu einem Viertel aller Haushalte betreffen. Bis zu mehrere Tausend Euro könnten demnach für derartige Maßnahmen anfallen. Vor allem in Bauten vor 1965.

#2 Smart Meter nutzen überhaupt nichts

Eine weitere Behauptung ist es, dass smarte Stromzähler keinen wirklichen Nutzen für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeuten. Dem BR24 zufolge kann diese Aussage bisher nicht eindeutig bestätigt oder widerlegt werden. In der Theorie soll sich durch die Geräte einfacher Strom sparen lassen als es aktuell der Fall ist. „Wichtig für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist die Visualisierung“, zitiert man Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

In der Praxis gibt es dafür noch keine Belege. Das zumindest zeigte ein Experiment mit 1.600 Haushalten, die per Handy ihren Stromverbrauch überwachen konnten. „Gemittelt über alle Haushalte bedeutet dies: Es konnte keine nennenswerte Verbrauchsänderung festgestellt werden“, hieß es laut BR24 in der abschließenden Auswertung. Auch eine vergleichbare Studie in den Niederlanden soll zu derartigen Erkenntnissen gelangt sein.

#3 Über Smart Meter kann man den Strom abdrehen

Die dritte Behauptung dreht sich um ein eventuelles Abschalten des Stromzufuhr, zum Beispiel in Zeiten von Engpässen. Wie Herbst entgegnet, sind solche Aussagen falsch: „Rechtlich ist es nicht möglich, jetzt einfach Kunden aus irgendwelchen Gründen den Strom abzuschalten oder zu drosseln.“ Mit einer Stromsperre müssten demnach nur Verbraucher*innen rechnen, die mit ihren Zahlungen in Verzug sind.

Zu einer „von außen“ initiierten Drosselung des Stromverbrauchs sind die Geräte rein technisch allerdings fähig. Dies diene allerdings der Netzstabilisierung, so Herbst weiter: „Wenn zum Beispiel jeder Haushalt in einem Straßenzug eine Wallbox und eine Wärmepumpe besitzt und diese zu bestimmten Zeitpunkten gleichzeitig betrieben werden, […] dann kann es eben sein, das Netzüberlastungen drohen.“

Um Stromabschaltungen zu verhindern, würde ein Netzbetreiber dann per Fernsteuerung die Leistung der smarten Stromzähler vermindern.

Quellen: Verbraucherzentrale, BR24, Bundesregierung

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