Die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und den künftigen Kurs in der Wärmepolitik sorgt weiterhin für Verunsicherung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. Während die Union im Bundestagswahlkampf die Rückabwicklung des sogenannten „Heizungsgesetzes“ ankündigte, bleibt die Frage offen, wie es nun konkret weitergeht – besonders mit Blick auf die Wärmepumpe als Ersatz der Gasheizung und zentrales Element der Energiewende. Marco Hanke, Landesinnungsmeister des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) Mecklenburg-Vorpommern, warnt vor den aktuellen Entwicklungen und fordert stattdessen: Planungssicherheit statt Aktionismus, Anreize statt Zwang.
„Die Wärmepumpe läuft wirtschaftlicher als die Gasheizung“
„Ich kann verstehen, dass die Bürger nach dem ganzen Hin und Her beim Thema Heizen verunsichert sind“, gibt Hanke im Interview mit FOCUS online zu. Mit dieser Einschätzung ist er nicht alleine. Denn schon vor dem Beschluss der GEG-Novelle im Jahr 2023 machten CDU und CSU nicht nur lautstark Stimmung dagegen, sondern auch klar, dass sie diese in ihrer nächsten Legislatur zurücknehmen würden. „Ganz aktuell würde auch ich zu einer gewissen Warteposition raten, denn wer weiß, wo wir nach Ostern stehen.“
Den Zeitpunkt wählt Hanke nicht zufällig, allerdings ist er bislang nicht gesetzt. So berichtet etwa der Tagesspiegel unter Berufung auf Informationen der Nachrichtenagentur Reuters, Friedrich Merz plane die Wahl zum neuen Bundeskanzler für den 23. April. Das aber könne er „komplett vergessen“, wie der stern aus Verhandlungskreisen zitiert. Grund dafür könnten mitunter die Diskussion um das Heizungsgesetz sein, die bislang scheinbar noch keine Erfolge zutage gefördert hat.
Unabhängig davon sieht Hanke aber zunehmend gute Chancen für die Inhalte des Heizungsgesetzes sowie das Abklingen der Unsicherheiten bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. Langsam bekomme man das Thema wieder in eine positive Richtung, erklärt er im Interview. „Wir haben zuletzt verstärkt Wärmepumpen eingebaut. Und nun, nach dem ersten und teilweise auch zweiten Jahr mit den Geräten haben wir Ergebnisse auf dem Tisch.“ Überraschungen habe es dabei keine gegeben: „Die Wärmepumpe läuft wirtschaftlicher als die Gasheizung.“
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Pauschale Aussagen kaum möglich
Trotz seiner Ergebnisse, hütet sich Hanke im Interview, die Gasheizung pauschal zu verteufeln. Man müsse das Heizkonzept stets an die jeweilige Gebäudestruktur anpassen; um eine pauschale Aussage zu treffen, sei der Gebäudebestand in Deutschland schlicht nicht einheitlich genug.
„Es gibt Gebäude, wo die Wärmepumpe allein nicht ausreicht, wo man zusätzlich andere Wärmeerzeuger benötigt. Ein fossiles Gasgerät zum Beispiel. Übermorgen könnte dasselbe Gerät dann mit grünem Gas betrieben werden. Genau das war immer meine Rede: Man muss das Thema individuell betrachten, flexibel bleiben.“
Marco Hanke, Landesinnungsmeister des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) Mecklenburg-Vorpommern
Umso wichtiger sei neben einem strukturierten Plan die Transparenz für Verbraucherinnen und Verbrauchern. Es brauche eine klare Wärmeplanung und basierend darauf Anreize, die den Wechsel – etwa von der Gasheizung auf die Wärmepumpe – attraktiver machen.
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Tausende Euro durch neue Förderungen
„Wir schaffen das Heizungsgesetz der Ampel ab“, versprachen CDU und CSU in ihrem gemeinsamen Wahlprogramm. „Subventionsprogramme à la Habeck beenden„, wollte Jens Spahn, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, schon Mitte November 2024. Aus unmissverständlichen Aussagen wie diesen entstanden große Unsicherheiten, die wohl erst nach Vorlage eines Koalitionsvertrages zwischen Union und SPD abflauen werden. Denn wer damit rechnen muss, mitten in einer Sanierung die Fördermittel zu verlieren, wird wohl eher an der alten Gasheizung festhalten.
Die künftige Regierung müsse die Förderquote für Wärmepumpen weiter anheben, meint Hanke – von aktuell 30 auf bis zu 45 Prozent. „Derzeit gibt es beim Einbau eines Neugerätes 30 Prozent Fördermittel für die Pumpe an sich, 5 Prozent für umweltfreundliche Kältemittel und zusätzlich 20 Prozent Klimaschutzbonus, wenn man die alte fossile Gas- oder Ölheizung ausbaut“, so der Experte. „Zusammengenommen haben wir also eine Förderquote von 55 Prozent. Das Ganze gilt für Ausgaben bis zu 30.000 Euro, muss man dazu sagen.“
Noch rechne sich eine Wärmepumpe, doch sei die Entwicklung ungewiss. Wer sicher gehen wolle, solle besser abwarten. Er hoffe auf klare Rahmenbedingungen durch die neue Regierung, warnt aber vor sowohl übereiltem Handeln als auch dem Festhalten an veralteter Technik. Ein guter Heizungsbauer solle mit Augenmaß beraten.
Quelle: FOCUS online; Tagesspiegel; stern; CDU/CSU
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