Veröffentlicht inEntertainment

Dafür gibt Moritz Bleibtreu „viel zu viel Geld aus“

In „Faking Hitler“ wird der Skandal um die falschen Hitler-Tagebücher beleuchtet. Die Serie thematisiert gleichzeitig die Verführbarkeit des Menschen. Auch Moritz Bleibtreu, der den Fälscher Konrad Kujau verkörpert, kann zu einer bestimmten Sache nicht Nein sagen.

"Faking Hitler": Moritz Bleibtreu verkörpert den berühmten Kunstfälscher Konrad Kujau.. © RTL / Wolfgang Ennenbach
"Faking Hitler": Moritz Bleibtreu verkörpert den berühmten Kunstfälscher Konrad Kujau.. © RTL / Wolfgang Ennenbach

Am Dienstag (30. November) geht die neue Drama-Serie „Faking Hitler“ auf RTL+ an den Start. In den sechs Teilen dreht sich alles um den Skandal der gefälschten Hitler-Tagebücher von 1983. Das Nachrichtenmagazin „Stern“ erwarb von Maler Konrad Kujau (1938-2000) die vermeintlichen Bücher und veröffentlichte Auszüge daraus. Allerdings handelte es sich bei den Tagebüchern um Fälschungen, wie das Bundeskriminalamt (BKA) wenig später bekannt gab.

Die Serie trumpft mit einem hochkarätigen Cast auf: Neben Lars Eidinger (45) und „Tatort“-Star Ulrich Tukur (64) ist Moritz Bleibtreu (50) als berühmter Kunstfälscher Kujau zu sehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Bleibtreu über die Anziehungskraft von Verbrechen und wie er mit negativen Kommentaren im Netz umgeht. Zudem verrät der Schauspieler, was sein Guilty Pleasure ist.

In der Serie „Faking Hitler“ ist ein toller Cast zu sehen – unter anderem Lars Eidinger in der Rolle des „Stern“-Journalisten Gerd Heidemann (89). Wie war die Zusammenarbeit?

Moritz Bleibtreu: Super. Lars ist ein ganz großer Schauspieler und es ist immer wieder eine Freude, mit ihm zu spielen. Es war insgesamt eine tolle Atmosphäre. Auch die Regisseure haben hervorragend gearbeitet. Ich habe mich aufgehoben gefühlt und mit Lars zusammenzuspielen, ist immer wieder etwas ganz Besonderes.

Konnten Sie auch außerhalb des Sets Zeit miteinander verbringen?

Bleibtreu: Wir haben in diesem Fall so gut wie gar keine Zeit für irgendetwas gehabt. Denn wir haben mit zwei verschiedenen Teams gedreht. Das eine Team hat den Erzählstrang von Lars‘ Figur gedreht und das andere von meiner. Deshalb sind wir uns nur ganz kurz über den Weg gelaufen.

Verbrechen haben eine gewisse Anziehung auf manche Menschen. Woher kommt diese Faszination?

Bleibtreu: Man muss differenzieren. Es gibt eine Anziehungskraft der Kriminalität im Allgemeinen. Dass es Menschen gibt, die sich ihre eigenen Gesetze machen, finden viele spannend. Aber Fälscher entlarven zusätzlich eine Blase. Mit Kunst tun sich viele Leute schwer. In der modernen Kunst zum Beispiel kostet ein weißes Viereck mit einem schwarzen Punkt oben links in der Ecke dreieinhalb Millionen. Das ist für einige Menschen nicht nachvollziehbar. Deshalb ist die Vorstellung, dass jemand den Punkt an einer anderen Stelle setzt und die drei Millionen einsackt, amüsant. Es wird auch niemand schwer geschadet dadurch. Vielleicht dem Künstler, weil der Fälscher seinen Namen verwendet. Aber wer verliert Geld? Irgendein Reicher, der mit dem Bild noch reicher wird.

Die Serie thematisiert auch die Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Inwiefern ist das heute relevant?

Bleibtreu: Rechtsradikalismus und Faschismus werden in Deutschland immer eine Bedeutung haben. Das Land ist extrem verwurzelt mit den Gräueltaten von damals. Ich glaube nicht, dass uns das jemals wieder loslassen wird. Das ist ein Teil unserer Geschichte und der wird auch immer wieder aufgearbeitet werden – nicht nur in der Kunst. Auch in der politischen und sozialen Welt wird die Vergangenheit immer eine Rolle spielen.

Zudem behandelt die Serie die Verführbarkeit des Menschen. Zu was oder wem können Sie nicht Nein sagen?

Bleibtreu: Ein Guilty Pleasure hat hoffentlich jeder. Ich finde das gehört auch zum Leben dazu. Ich gebe viel zu viel Geld für Uhren aus. Das ist dumm, das sollte man nicht tun. Aber ich mache es doch immer wieder mal. Einfach, weil ich die Dinger mag. Vielleicht ändert sich das noch.

Vor allem das Internet ist voll von Fälschungen – in Form von Fake News. Welche Gefahr geht Ihrer Meinung nach von solchen Falschmeldungen aus?

Bleibtreu: Publikation war schon immer ein großes Thema. Propaganda ist ein existenzielles Problem in der Weltgeschichte. Der Druck sollte mal verboten werden, weil man Angst davor hatte, dass er nur zu Propagandazwecken genutzt wird und zur Desinformation führt. Wir leben in einer Zeit, in der nicht das Fehlen von Informationen ein Problem ist, sondern die Fülle. Wir kommen mit dieser Menge nicht mehr klar.

Wie gehen Sie mit negativen Kommentaren um?

Bleibtreu: Ich habe das Internet immer als einen weltfremden Ort wahrgenommen. Bei Anfeindungen rede ich mir ein, dass diese Menschen nicht existieren. Denn es ist kein realer Raum. Sie sind in diesem Moment Zahlen in einem System, das wie ein Autounfall funktioniert. Wenn etwas passiert, gucken alle. So ist es auch mit jeglicher Form von Aggression im Internet. Ich versuche, mich möglichst weit davon zu entfernen und meine sozialen Kontakte auf den analogen Raum zu beschränken. Ich beurteile erst Menschen, wenn sie wirklich vor mir sitzen. Ich versuche diesem virtuellen Raum wenig Raum in meinem Leben zu geben.

Auf Instagram ist Selbstdarstellung ein großes Thema. Was halten Sie davon?

Bleibtreu: Jeder soll machen, was er will. Wenn sich jemand darstellen möchte, dann soll er das tun. In diesem Moment gibt er sich allerdings einer Meinung und einer Öffentlichkeit hin. Dass das weh tun kann, liegt in der Natur der Sache. Im Internet treiben sich Millionen Fake-Identitäten und Bots herum. Mich gibt es jede Woche 15-Mal. Jeder Prominente hat Probleme mit Fake-Profilen. Und allein deshalb ist es besser, wenn man alles von sich weghält. Es hat keinen wirklichen Bezug zu unserem echten Leben. Wir lassen zu, dass die sozialen Medien den Raum in unserem Leben übernehmen. Wenn wir nicht mitmachen, haben wir auch kein Problem.

Zurück zur realen Welt. Sie gehören zu den vielbeschäftigten Schauspielern Deutschlands. Vor kurzem erschien auch die Serie „Blackout“ mit Ihnen in der Rolle eines ehemaligen Hackers. Woher nehmen Sie diese Energie?

Bleibtreu: So viele Projekte waren es eigentlich gar nicht. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass manche Produktionen unterbrochen oder verschoben wurden. Dadurch wirkt es momentan sehr geballt. Ich bin gar nicht so wahnsinnig umtriebig. Aber generell habe ich das große Glück, dass ich meinen Beruf nicht als Arbeit sehe. Es macht mir einfach Spaß. In der Schauspielerei kann man die Feste allerdings nur so feiern, wie sie fallen. Man bekommt manchmal drei tolle Angebote hintereinander und dann kommt sechs Monate nichts Spannendes.

Was ist bei Ihnen als nächstes geplant? Worauf können wir uns freuen?

Bleibtreu: Am 23. Dezember kommt der Film „Caveman“ in die Kinos und ansonsten schauen wir mal. Ich sitze als Autor und Regisseur schon an meinem nächsten Film, den ich hoffentlich zeitnah machen werde.

(amw/spot)

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.