Timothy Dalton (75) besaß die Lizenz zum Töten nur kurz, bevor er sie an Pierce Brosnan (67, „GoldenEye“) weitergab. Deswegen erinnern sich nur eingefleischte James-Bond-Fans im Detail an die Auftritte des Schauspielers, der den Geheimagenten in „Der Hauch des Todes“ (1987) und „Lizenz zum Töten“ (1989) spielte. Die ernste 007-Darstellung des Briten, der am 21. März seinen 75. Geburtstag feiert, orientierte sich stark an der Romanvorlage von Ian Fleming (1908-1964).
1987 führte er 007 zu seinen Wurzeln zurück – hartem Widerstand zum Trotz
Dalton, der die Rolle des legendären MI6-Agenten bereits Ende der 1960er-Jahre zum ersten Mal angeboten bekam, nahm sie erst 1986 nach dem Abschied von Roger Moore (1927-2017, „Die 2“) endgültig an. Zu dem Zeitpunkt war „die Reihe, obwohl sie sehr unterhaltsam war, eher zu einer Parodie geworden“, erinnerte er sich selbst 2014 im Interview mit der Unterhaltungswebseite „The A.V. Club“. „Sie war, sagen wir es mal so, zu scherzhaft geworden.“ Produzent Albert Broccoli (1909-1996) habe das gespürt und versucht, „sie zu ihren ursprünglichen Wurzeln in den Sean-Connery-Filmen zurückzuführen“.
Der Figur James Bond wieder zu mehr Ernsthaftigkeit zu verhelfen, war jedoch keine leichte Aufgabe, wie Dalton feststellen musste. „Das Studio will es nicht verändern, die Leute, die daran arbeiten, wollen es nicht verändern… alle sind glücklich mit dem, was sie kennen“, rekapitulierte er. Dennoch steht seine Darstellung des harten, zeitweise mit sich selbst hadernden und leicht tragisch anmutenden James Bond in deutlichem Kontrast zu dem leichtfüßigen Macho-Playboy, den sein bereits verstorbener Vorgänger Roger Moore zwischen 1973 und 1985 in insgesamt sieben Filmen verkörperte.
Ähnlichkeit mit Daniel Craig
Ähnlichkeit weist Daltons 007 eher mit dem des aktuellen Bond-Darstellers Daniel Craig (53, „Spectre“) auf, der ebenfalls einen zwiegespaltenen und von seinem eigenen Schatten verfolgten Helden porträtiert. In den 80ern war die Welt jedoch offenbar nicht bereit für solch eine Wandlung, wie Dalton 2010 erkannte. „Als wir ‚Der Hauch des Todes‘ und ‚Lizenz zum Töten‘ machten, waren alle etwas anderes gewöhnt“, erklärte er im Interview mit „Entertainment Weekly“. „Ich denke, Cubby [Albert Broccoli, Anm. d. Red.] und ich waren ziemlich einsame Stimmen.“
Daltons für die damalige Zeit ungewöhnliche Darstellung des Superspions machte seine beiden Bond-Filme dennoch nicht zu Kino-Flops. Ganz im Gegenteil. „Der Hauch des Todes“ lief 1987 erfolgreicher als die beiden Roger-Moore-Vorgänger „Octopussy“ (1983) sowie „Im Angesicht des Todes“ (1985) und schlug sogar die 80er-Jahre-Actionhits „Stirb langsam“ (1988) und „Lethal Weapon“ (1987). Und auch „Lizenz zum Töten“ wurde zwei Jahre später ein ähnlich großer Erfolg. Lediglich an den US-Kinokassen fielen die Ergebnisse aufgrund zu starker Blockbuster-Konkurrenz im Sommer des Jahres magerer aus.
Timothy Dalton war nie der klassische Blockbuster-Held
Der kommerzielle Erfolg seiner beiden Bond-Abenteuer war für den Waliser dennoch kein Grund, zwingend weiter als 007 vor der Kamera zu stehen – insbesondere, da sich der Start der Dreharbeiten des nächsten Films, der später zu „GoldenEye“ wurde, aufgrund von rechtlichen Streitigkeiten immer weiter verzögerte. Nachdem sein Vertrag, der ihn ursprünglich für drei Filme verpflichtete, Anfang der 1990er-Jahre ausgelaufen war, entschied sich Dalton 1994 dazu, Bond ade zu sagen.
Wer seinen Lebenslauf kannte, dürfte von diesem Schritt nicht überrascht gewesen sein, denn Dalton war nie der typische Blockbuster-Star. Seine Wurzeln schlug der Brite in den 1960er-Jahren im Theater, dort spielte er häufig in Stücken von Dramatiker William Shakespeare (1564-1616). Und auch als Filmschauspieler zeichnete sich bei Dalton eine Tendenz zu anspruchsvollen Literaturverfilmungen ab. 1970 spielte er beispielsweise in einer Verfilmung des Romans „Sturmhöhe“ von Schriftstellerin Emily Brontë (1818-1848). 1983 folgte die Filmversion von „Jane Eyre“, einem Werk von deren Schwester Charlotte Brontë (1816-1855).
Er nutzte Bond – und distanzierte sich von ihm
Dalton wusste die Rolle des James Bond jedoch als Werkzeug zu nutzen, um Projekte umzusetzen, die ihm am Herzen lagen. Ein Beispiel ist die Tragikomödie „Hawks – Die Falken“ aus dem Jahr 1988, die auf einer Kurzgeschichte von Bee-Gees-Musiker Barry Gibb (74) basiert und an „Das Beste kommt zum Schluss“ (2007) erinnert. Darin verlassen zwei schwer Krebskranke das Krankenhaus, um ihre Leben mit einem gemeinsamen Abenteuer zu beschließen. Ohne Timothy Daltons ersten Bond-Film ein Jahr zuvor hätte der Film vermutlich nur wenig Aufmerksamkeit bekommen – oder wäre möglicherweise gar nicht erst entstanden.
Seit seinem Bond-Ende kämpft der Brite gezielt dagegen an, auf die Figur des Superagenten festgelegt zu werden. Seine Rollen sind vielfältig und führen ihn nicht nur ins Kino, sondern auch ins Fernsehen und zurück in den Theatersaal. So war er 1994 in der sechsstündigen TV-Fortsetzung von „Vom Winde verweht“ namens „Scarlett“ als Rhett Butler zu sehen. Gut zehn Jahre später stand er als Lord Asriel in der Produktion von „His Dark Materials“ auf der Londoner Theaterbühne. Großen kommerziellen Erfolg hatte Timothy Dalton nach James Bond nicht mehr. Der scheint für ihn allerdings nie eine sonderlich große Rolle gespielt zu haben.