In der Fortsetzung der Erfolgsserie „Ku’damm 63“ (21.3., 22.3., 24.3., 20:15 Uhr, ZDF) ist Emilia Schüle (28) wieder als Eva Fassbender zu sehen. Anders als ihre Filmschwestern Monika (Sonja Gerhardt, 31) und Helga (Maria Ehrich, 28) oder auch ihre Filmmutter Caterina Schöllack (Claudia Michelsen, 52) hat die ehemalige Krankenschwester und Neu-Galeristin einen komplett veränderten Look. Was dahinter steckt, erklärt die Schauspielerin im Interview mit spot on news. Dabei verrät sie auch, was ihrer Ansicht nach das Erfolgsrezept der beliebten Serie ist und wie schwer die Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen waren.
Auch die neue „Ku’damm“-Staffel kommt bei den Zuschauern gut an. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Serie?
Emilia Schüle: Ich glaube, wir haben mit dieser Serie den Nerv der Zeit getroffen. Sie zeigt auf, woher wir Frauen kommen, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten aussah. Das war schon erschütternd, würde ich sagen. Gemerkt habe ich es am Feedback von Frauen jeden Alters, die dankbar waren, beispielsweise endlich ihre Kindheit oder die eigene Mutter verstehen zu können. Es ist eine Reise in eine ganz andere, miefige Zeit, in der als Gegenreaktion dann aber auch so Dinge wie der Rock’n’Roll entstanden sind. Anfangs hat es den meisten einfach Freude gemacht, das zu sehen. Inzwischen mögen sie aber auch die Figuren und wollen wissen, wie es ihnen weiter ergeht.
Was sollte man über Ihre Rolle aus den Vorgängerstaffeln wissen?
Schüle: Ich glaube, man sollte verstehen, in was für einer Zeit die Frauen damals gelebt haben. Und dass Eva [Emilia Schüle] eine junge Frau ist, der gesellschaftliches Ansehen wahnsinnig wichtig ist – nicht zuletzt wegen des Drucks der Mutter [Claudia Michelsen] -, und dass sie deswegen auch unbedingt „eine gute Partie“ heiraten wollte. Aus diesem Grund ist sie die Ehe mit diesem für sie viel zu alten Mann [Heino Ferch] eingegangen. Relativ schnell hat sie dann aber gemerkt, dass sie weg will von ihm. Und bei diesen Versuchen schauen wir ihr zu. In der ersten Staffel prostituiert sie sich lieber, als weiter von ihm abhängig zu sein. Eva geht einen emanzipierten Weg und trifft sehr krasse Entscheidungen.
In der dritten Staffel geht es genauso weiter. Kann das denn gutgehen, wenn sie ihren Noch-Ehemann so abfällig behandelt?
Schüle: Also ich habe das Gefühl, für Eva geht gar nichts gut. Aber sie versucht eben, sich aus dem Korsett der Zeit zu befreien. Ich habe mich gefragt: Welchen Weg wäre Eva wohl ohne Mann gegangen, wenn sie nicht diesem gesellschaftlichen Druck nachgegeben hätte, unbedingt heiraten zu müssen?
Wenn man Staffel eins und zwei nicht gesehen hat, könnte man sich vielleicht fragen, warum sie ihm nicht verzeihen kann, was auch immer er getan hat…
Schüle: Das frage ich mich nicht. Ich glaube, jede normale jüngere Frau heutzutage wäre gegangen, nachdem, was er getan hat. Sie wurde ins Koma geprügelt. Heutzutage geht man dann. Und genau das ist das Abgründige an Eva und an dieser Zeit, dass sie eben nicht geht, weil sie weiß, ihr Leben mit einem gewalttätigen Mann ist immer noch besser als ein Leben als geschiedene Frau. Ihr Leben ohne Mann wäre nicht lebenswert.
Kulisse und Kostüme sind wieder sehr aufwendig gestaltet. Was halten Sie davon?
Schüle: Über das Kostüm und das Styling können wir Schauspieler uns der Rolle immer total gut nähern und die Zeit am eigenen Leib spüren. Ich liebe diesen Verwandlungsprozess. In „Ku’damm“ sind die Kostüme aus dem Fundus und wirklich alt. Mit dem Schmuck wird beispielsweise extrem vorsichtig umgegangen.
In der neuen Staffel tragen Sie einen platinblonden Bob. Wie gefällt Ihnen das Styling?
Schüle: Ich fand es sehr wichtig, dass Eva in der neuen Staffel anders ausseht, weil sie sich in einem neuen Machtgefüge befindet und sich deswegen visuell auch Dinge trauen darf, die nicht von ihrem Mann abgenickt wurden und ihn vielleicht sogar etwas provozieren. Und deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass Eva in dieser Staffel Hosen trägt. Sie trägt nur einen Rock in den drei Folgen.
Aktuell tragen Sie Ihre Haare raspelkurz. Ist das Ihr privater Look oder war das für einen Film?
Schüle: Ich hatte mir die Haare für den Film „Wunderschön“ 2019 vor laufender Kamera abrasiert. Und weil der im vergangenen Dezember hätte starten sollen, war ich fleißig am Promoten und hatte auch den einen oder anderen öffentlichen Auftritt. Das war aber leider umsonst, weil die Kinos ja geschlossen wurden. Inzwischen hätte ich sie mir zwar wachsen lassen können, aber so ist es einfach sehr entspannt.
Von März bis August 2020 mussten die Dreharbeiten aufgrund der Corona-Pandemie pausieren. Mitte September konnten sie wieder starten. Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Schüle: Wir hatten ein Drittel gedreht. Als wir dann Tanz- und Clubszenen drehen wollten, war klar, dass wir jetzt unterbrechen müssen, weil die ganz normalen Clubs in Berlin auch geschlossen wurden. Für alle Filmemacher war es eine schwierige Herausforderung, sich richtig zu verhalten. Ich erinnere mich an eine große Verunsicherung, weil niemand auf sowas vorbereitet war. Alle paar Tage gab es neue offizielle Verbote, aber keines davon betraf Dreharbeiten, die in einem Studio stattfinden. Die Produzenten haben letztendlich einen Ausführungsauftrag und solange da keine spezifische und offizielle Handbremse eingelegt wurde, mussten wir weiterarbeiten. Aber Gott sei Dank haben wir mit ordentlichen Hygienekonzepten weiterdrehen und die drei Folgen auch fertigstellen können.
Wie war der Unterschied, als es im Spätsommer wieder mit dem Drehen losging?
Schüle: Der ganz normale Körperkontakt zwischen den Teammitgliedern ist weggefallen. Außerdem gab es jede Menge Pfeile auf dem Boden, die anzeigten, wo man laufen sollte und wo nicht. Beim Essen durften wir uns nicht mehr gegenübersitzen. Durch all diese Maßnahmen sieht man auch die Gesichter der Teammitglieder nicht mehr so. Es ist schon alles anders und ich freue mich darauf, wenn es wieder vorbei ist.
Eva Fassbender ist inzwischen eine Galeristin mit Ausstellungsräumen in Berlin-Charlottenburg, wie sie in der ersten Folge stolz erklärte. Sie leben ja auch in Berlin. Was ist Ihr aktueller Lieblings-Kiez?
Schüle: Mein Lieblingskiez ist aktuell die Region um den Treptower Park, weil dort so herrlich viel Natur innerhalb der Großstadt ist.