Dieter Bohlen (67, „Nichts als die Wahrheit“) hat sich kurz vor dem Finale der 18. Staffel, die am 3. April zu Ende geht, von „Deutschland sucht den Superstar“ verabschiedet. Der Poptitan hat mit der RTL-Castingshow in fast 20 Jahren einiges erlebt. Ein Rückblick auf unvergessliche Momente in seinem Jurydasein.
Die Anfänge
2002 fing alles an: Bohlen wurde neben Thomas M. Stein (72), Shona Fraser (45) und Thomas Bug (50) Juror der RTL-Castingshow, ein Ableger der britischen Talentshow „Pop Idol“. Der in den 80ern und 90ern durch Modern Talking groß gewordene Musiker, Komponist und Produzent fiel gleich zu Anfang mit seinen Sprüchen auf.
„Du singst wie ein Gartenzwerg auf Ecstasy“, „Leidest du an Intelligenzallergie oder was hast du an dreimal ‚Nein‘ nicht verstanden?“, „Wir sind Talentsucher und keine Müllsortierer“ oder „Deine Stimme klingt wie eine zerschredderte Katze“ entgegnete er etwa den Kandidaten, die mit ihrem Gesangstalent nicht vor ihm bestehen konnten. Die Zuschauer nahmen es ihm abseits jugendschützerischer Kritik meist nicht übel, sondern feierten ihn bald als Publikumsliebling. Einige Kandidaten hingegen konnten mit Bohlens harscher Kritik nicht umgehen. Für ordentliche Schlagzeilen sorgte 2009 Annemarie Eilfeld (30), die sich mit dem Dauerstreit mit dem Poptitan zum Liebling der Boulevardpresse machte. Im Halbfinale musste sie schließlich gehen.
Bohlen war aber nicht nur der harte Juror, Kandidaten konnten auch sein Herz erweichen. So wie Mandy Mettbach, die dem „Deutschland sucht den Superstar“-Urgestein 2018 sogar ein paar Tränen entlocken konnte. Mit Marianne Rosenbergs „Liebe kann so weh tun“ faszinierte sie Bohlen mit ihrem Auftritt. Besonders einige Sieger der Castingshow profitierten langfristig von Bohlens Wohlwollen…
Die Erfolge
Zu Bohlens Erbe der Castingshow gehören nämlich vor allem seine beigesteuerten Songs. Für den allerersten „DSDS“-Sieger Alexander Klaws (37) schrieb er den erfolgreichen Siegersong „Take Me Tonight“ und auch die Single „Free Like the Wind“ erreichte Platinstatus und Platz eins der Deutschen Charts. Anfang 2003 nahm Bohlen zudem mit den zehn „DSDS“-Finalisten die Single „We Have a Dream“ auf, die in Deutschland zur meistverkauften Single des Jahres wurde. Auch der Schweizer Luca Hänni (26), der 2012 gewann, landete mit dem von Bohlen geschriebenen Song „Don’t Think About Me“ einen Nummer-eins-Hit.
Prince Damiens Gewinnersong „Glücksmoment“ aus der Feder von Dieter Bohlen erreichte 2016 Platz eins der Download-Charts. Ramon Roselly (27), „DSDS“-Sieger von 2020, konnte zuletzt mit Bohlens Hit „Eine Nacht“ auf Platz eins der Deutschen Charts einsteigen und holte mit seinem ersten, ebenfalls vom „DSDS“-Juror produzierten Album „Herzenssache“ gleich Gold. Auch die Sieger Mark Medlock (42) oder Beatrice Egli (32) und die Zweitplatzierten Sarah Lombardi (28) oder Daniele Negroni (25) profitierten bereits von Bohlens Hit-Talent. Nicht alle Sieger oder „DSDS“-Kandidaten wollten jedoch mit dem Poptitan langfristig zusammenarbeiten. Nach dem Siegersong „This Is My Life“ beendete Sängerin Elli Erl (41) die Zusammenarbeit mit Bohlen.
Mit Mark Medlock oder Pietro Lombardi blieb Bohlen musikalisch wie freundschaftlich auch nach „DSDS“ verbunden. In der 16. und 17. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ nahm Lombardi sogar als Juror neben Dieter Bohlen Platz, der für den Sänger zahlreiche Songs schrieb. Zu Bohlens „DSDS“-Abgang erklärte Lombardi auf Instagram: Der Juror sei derjenige gewesen, der von Anfang an an ihn geglaubt habe: „Über zehn Jahre Freundschaft, über zehn Jahre ein Team! Es war mir eine Ehre! Du bist und bleibst eine Legende.“
Die Jury
Bis zu seinem Abschied galt Bohlen als Konstante der „DSDS“-Jury. So erlebte er zahlreiche Wechsel und unschöne Abgänge neben sich auf den Stühlen. Xavier Naidoo (49) sorgte mit einem Video aus dem Jahr 2018, in dem er unter anderem über angebliche Gefahren singt, die von Migranten ausgehen, für Wirbel. In einem Statement wies Naidoo daraufhin „Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit“ von sich, RTL trennte sich in der 17. Staffel trotzdem vorzeitig von dem Juror. Michael Wendler (48) verabschiedete sich in der 18. Staffel bereits vor Ausstrahlung der Castings und machte mit fragwürdigen Corona-Aussagen auf sich aufmerksam. Die bereits abgedrehten Folgen mit dem Musiker zensierte der Sender. Bohlen reagierte mit gewohnt deutlichen Worten. Der „böse, böse Wendler“ sei nun weg, sagte er via Instagram und zitierte nach eigener Angabe die Worte seiner Mutter: „Die größten Probleme erledigen sich oft von selber.“
Wie viel Einfluss Dieter Bohlen auf die Auswahl der Juroren hatte, bleibt bis zum Ende unklar. Befreundete Musiker wie H.P. Baxxter (57) oder Michelle (49) soll er 2016 persönlich ans Jury-Pult gebracht haben, 2018 wollte er jedoch mit der Auswahl von Mousse T. (54), Ella Endlich (36) und Carolin Niemczyk (30) nichts tun gehabt haben, wie er der „Bild“-Zeitung damals erklärte.
Der Abschied
Dass Bohlen nun selbst seinen Jurystuhl räumt, gab RTL bekannt. Am 11. März erklärte der Sender, dass der Pop-Titan das Jury-Zepter „an starke Nachfolger, die rechtzeitig zur kommenden Staffel bekanntgegeben werden“, übergeben werde. Auch beim „Supertalent“ wird Dieter Bohlen nicht mehr Teil der Jury sein. Bohlen selbst sagte zu seinem überraschenden TV-Aus bei RTL: „Es lag nie am Geld. Darum ging es überhaupt nicht. Nein, ich bin nicht ausgerastet. Ich war nicht böse. Gar nix“. Bereits bei der ersten der beiden Live-Shows wurde er von Thomas Gottschalk (70) ersetzt. Chefjuror Bohlen hatte „leider krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt“, meldete RTL am 24. März.