Es ist der vielleicht ungewöhnlichste Genre-Mix, der es in Form der Serie „Resident Alien“ jetzt nach Deutschland schafft. Die – im wahrsten Sinne des Wortes – weltfremde Hauptfigur ist ein Außerirdischer, ihre eigentliche Mission die Zerstörung der Menschheit – und ihr Schicksal die eines Kleinstadtarztes, der auch noch einen Mordfall aufzuklären hat. Kurzum: Ein Fest für Fans schräger Comedy und noch schrägerer Charaktere, das ab dem 8. April (20:15 Uhr, immer donnerstags) auf dem Pay-TV-Sender SYFY seine deutschsprachige TV-Premiere feiert und danach auf Abruf verfügbar ist.
Bruchlandung im Nirgendwo – darum geht es
„Resident Alien“ basiert auf dem gleichnamigen Comic von Peter Hogan (66) und Steve Parkhouse (73) und erzählt von einem Alien mit eindeutiger Mission: Die Erde von der lästigen Menschheit befreien. Doch im Gewittersturm irgendwo über dem eisigen Kaff Patience im US-Bundesstaat Colorado schmiert sein Raumschiff ab. Den ersten Menschen, dem der Außerirdische mit unaussprechlichen Namen begegnet, bringt er kurzerhand um die Ecke und nimmt dessen Identität an, während er auf den intergalaktischen Abholdienst wartet.
Dumm nur, dass er sich ausgerechnet die Haut von Dr. Harry Vanderspeigle (Alan Tudyk, 50) übergestreift hat. Denn als der eigentliche Stadtarzt von Patience das Zeitliche segnet, steht die Polizei kurz darauf vor seiner Tür. Aus Mediziner-Mangel bitten ihn die Beamten um Hilfe bei der Aufklärung des vermeintlichen Selbstmord-Falls. Doch wider Erwarten stößt ihn diese unfreiwillige Aufgabe nicht ab – sondern bringt ihn der Menschheit (und Menschlichkeit) nach und nach sogar näher. Sind die Fleischsäcke der Erde vielleicht doch nicht so schlimm, dass sie ausgelöscht gehören?
Das Beste aus zig Genre-Welten
Ein Alien, dass sich in der unrechtmäßig erworbenen Haut eines Menschen versteckt – neu ist diese Idee selbstredend nicht. Fast 25 Jahre ist es nun schon her, dass sich Space-Schabe Vincent D‘ Onofrio (61) in „Men in Black“ sein nigelnagelneues „Edgar-Kostüm“ überstreifte und nach Zuckerwasser verlangte. Sehr wohl neu ist hingegen, wie sich „Resident Alien“ geschickt ähnlich bekannte Versatzstücke aus anderen beliebten Genres zusammenpickt. Was schnell zu „Frankensteins Serie“ hätte verkommen können, entpuppt sich als erstaunlich stimmiges Gesamtwerk.
Sci-Fi-Spaß der Marke „Hinterm Mond gleich links“ trifft auf liebenswert-schrullige Figuren, die direkt aus einer Staffel „Fargo“ stammen könnten. Die Handlung entspinnt sich rund um eine Figur, die ähnlich „Dexter“, dem Showtime-Serienmörder mit Herz aus Gold, Morde aufklärt und zeitgleich selbst ein Versteckspiel mit dem Gesetz treibt. Da passt es gut, dass sich das geistige Baby von Monk und Sheldon Cooper alias „Dr. Harry Vanderspeigle“ nicht nur seine Englischkenntnisse, sondern auch gleich noch sein Wissen über Recht und Ordnung per TV-Wiederholungen von „Law & Order“ angeeignet hat.
One-Man-Show mit Nebenschauplätzen
Keine leichte Aufgabe, die Alan Tudyk da allein durch den Plot auferlegt wurde. Als Hauptfigur muss er in allen zehn Folgen der ersten Staffel „Resident Alien“ die verschiedenen erzählerischen Gangarten in sich vereinen. Dass ihm dies gelingt, dafür steht allein schon die Tatsache, dass noch im März 2021 die Serie offiziell um eine zweite Staffel verlängert wurde. Und wer Tudyk für seine Vertonung von „Star Wars: Rogue One“-Droiden K-2SO oder seine unvergessene Rolle als „Firefly“-Pilot Hoban Washburne („Ich bin ein Blatt im Wind“) liebt, der hat ohnehin keine Ausrede, sich „Resident Alien“ entgehen zu lassen.
Ganz allein muss Tudyk „Resident Alien“ aber natürlich nicht auf seinen schmalen Alien-Schultern buckeln. Dem neurotischen Erdbesucher werden die Bewohner einer Kleinstadt zur Seite gestellt, die es doch glatt schaffen, der Comedy auch noch etwas Tragedy zu verleihen. Etwa Sara Tomko, unter anderem bekannt aus der Serie „Sneaky Pete“, die als Mitglied des amerikanischen Ureinwohnervolks Ute in einer gewalttätigen Beziehung steckt. Oder Mike Thompson (Corey Reynolds, 46, „The Closer“), der afroamerikanische Sheriff des verschlafenen Nests, von allen nur „Big Black“ genannt.
Der fasst den vermeintlichen Doc sogleich auch äußert treffend mit den Worten zusammen: „Meine Fresse! Das ist ja mal ein schräger Vogel!“ Ihm und dem weiteren Hauptcast spendiert „Resident Alien“ ebenfalls Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Nicht selbstverständlich bei einer Serie, in der ein Alien als falscher Arzt Mordfälle klären soll.
Ein besonderer Blick lohnt sich aber auch auf die Liste der Nebendarsteller. Da taucht doch glatt auch eine gewisse Linda Hamilton (64) auf, die es statt mit Terminatoren nun als General McCallister zu allem Überfluss auch noch mit Außerirdischen zu tun bekommt. Auch „Lost“-Star Terry O’Quinn (68) gibt sich in einem kleinen Part die Ehre. Und zumindest im englischen Original ist zudem „Firefly“-Kumpel Nathan Fillion (50) in einer einzigartigen Gastrolle zu hören. Nur so viel: Er hat acht Arme und droht jeden Moment verputzt zu werden.