Noch immer ist es eine Seltenheit, dass deutsche TV-Serien den Sprung auf die große Kinoleinwand schaffen. Zu oft scheitert es an der Frage nach dem „Wie“. Diese mussten sich auch die Macher des Films „Club der roten Bänder – Wie alles begann“ stellen, der am 14. Februar 2019 Kinopremiere feierte und jetzt erstmals im Free-TV zu sehen ist (7. April, 20:15 Uhr bei VOX). Es galt einen der größten Serienerfolge der letzten Jahre kinotauglich zu machen und einerseits den treuen Fan der VOX-Eigenproduktion „Club der roten Bänder“, andererseits aber auch den „normalen“ Zuschauer abzuholen. Ist die passende Antwort gefunden worden?
Es geht um das Leben vor dem Club
Leonard (Tim Oliver Schultz) liebt Fußballspielen und verbringt gerne Zeit mit seiner Familie. Doch er wird schlagartig aus seinem Leben gerissen und muss ins Krankenhaus. Die Diagnose: Krebs. Fortan bestimmen Untersuchungen und Diagnosen sein Leben, das Krankenhaus wird zu seinem Lebensmittelpunkt. Zimmerkollege Benni (Jürgen Vogel) entwickelt sich in der Chemozeit zu seinem Vertrauten und gibt ihm eines mit: Ohne Freunde ist das Leben auf den kahlen Krankenhausfluren nur schwer zu ertragen. So wird Leonard zu Leo, zum Kämpfer, der sein Schicksal in die Hand nehmen und eine Krankenhaus-Clique gründen will. Dafür braucht es noch Mistreiter.
Jonas (Damien Hardung), Emma (Luise Befort), Alex (Timur Bartels), Hugo (Nick Julius Schuck) und Toni (Ivo Kortlang) erleben vermeintlich gewöhnliche Höhen und Tiefen des Teenager-Alltags: Streit mit den Eltern, Probleme in der Schule, Stress mit den Geschwistern. Es sind unterschiedliche Schicksalsschläge, die die Jugendlichen ins Albertus-Klinikum führen. Nur allzu gerne nehmen sie Leos Vorschlag an, den Club der roten Bänder zu gründen. Es ist der Anfang einer großen Freundschaft.
Große Emotionen, starke Besetzung
Die Antwort nach dem großen „Wie“ haben die Drehbuchautoren Arne Nolting und Jan Martin Scharf in einem Prequel gefunden. Es wird die Vorgeschichte zur Serie erzählt und die Lebenshintergründe der Jugendlichen in den Mittelpunkt gestellt. Auf sensible Art und Weise ist es bereits den Serienmachern gelungen, die wahren Erlebnisse von Albert Espinosa zu erzählen. Der katalanische Autor lieferte mit seinem Roman, in dem er die Geschichte von Leo und damit seine eigene Lebensgeschichte erzählt, die Vorlage. Im Dezember 2017 lief die letzte Folge von „Club der roten Bänder“ bei VOX.
Dass die Geschichte der jungen Patienten auch als Film funktioniert, ist vor allem den großen Emotionen geschuldet. Die Schicksale, der Schmerz, die Ängste der Jugendlichen berühren und machen nachdenklich. Gleichzeitig hinterlässt der Mut, der Überlebenskampf und die angedeutete Freundschaft, die sie durch den Club erfahren, ein hoffnungsvolles Gefühl.
Neben der bewegenden Geschichte profitiert der Film von der guten Besetzung der Serie. Besonders Tim Oliver Schultz (32) beweist sich auf der großen Leinwand und überzeugt als Leonard, der immer mehr zu Leo dem Anführer wird. Für das Highlight sorgt aber Serien-Nichtmitglied Jürgen Vogel (52), der den krebskranken Benni verkörpert. Es sind eindrucksvolle Momente, in denen er vom mürrischen Zimmergenossen zu Leos großem Vorbild wird. „So intensiv von ihm zu lernen und mit ihm diese Krankenhauszeit zu rocken, war etwas ganz Besonderes“, erklärte Schultz 2019 im Interview mit spot on news über seinen Kollegen.
Neue Serie sorgt für Nachschub
Wer Leo, Emma und Co. drei Staffeln lang auf ihrem Weg begleitet und mitgefiebert hat, sollte auch beim Film einschalten. Mit Details, die auf die VOX-Serie Bezug nehmen, man nehme die Anfangsszene, kommen die treuen Fans auf ihre Kosten. Das Prequel bringt aber neue Schauplätze und neue Figuren mit sich. Und genau das macht den Film zu einem eigenständigen Werk und auch ohne Serienvorkenntnisse sehenswert. Vielmehr bleibt am Ende wie bei jedem guten Prequel die Lust auf mehr: Was werden die Club-Mitglieder gemeinsam erleben, wie werden sie die Schicksale meistern? Ein Blick in die Serie bringt die Auflösung (alle drei Staffeln bei TVNow verfügbar).
Und wer sich nach dem Ende der Serie nach weiterem „Club der roten Bänder“-Stoff sehnt, wird ab 14. April mit „Tonis Welt“ versorgt. In der neuen VOX-Serie kehren Ivo Kortlang (26) als Asperger-Autist Toni und Amber Bongard (23) als Valerie zurück, die das Tourette-Syndrom hat. Die Zuschauer lernen die beiden auf ihrem gemeinsamen, turbulenten Weg ins Erwachsenwerden neu kennen. Teil des Hauptcasts sind außerdem Armin Rohde (65) und Kai Schumann (44).