„Ich genoss seine Leber mit ein paar Fava-Bohnen, dazu einen ausgezeichneten Chianti.“ Auf den Tag genau 30 Jahre ist es her, dass sich Kannibale Hannibal Lecter, meisterlich von Sir Anthony Hopkins (83) gespielt, in „Das Schweigen der Lämmer“ in die Filmgeschichte schlemmte. Der erste Leinwandauftritt war es zwar nicht, den „Hannibal the Cannibal“ am 11. April 1991 hinlegte. Wohl aber jener, der ihn in die Popkultur spülte und dem sadistischen Monstrum bis heute eine perfide Faszination verleiht – nicht zuletzt dank seiner kongenialen Filmpartnerin Clarice Starling, gespielt von Jodie Foster (58).
Die Vorlage
„Das Schweigen der Lämmer“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von US-Autor Thomas Harris (80), den er 1988 veröffentlichte. Dessen Vorgänger, „Roter Drache“, erschien bereits 1981 und wurde noch vor „Das Schweigen der Lämmer“ verfilmt. 1986 kam der Roman als „Manhunter – Roter Drache“ von Regisseur Michael Mann (78) ins Kino, jedoch ohne Hopkins. Stattdessen wurde dem schottischen Charaktermimen Brian Cox (74) die Ehre zuteil, den ersten Hannibal Lecter der Kinogeschichte zu spielen.
Auch wenn „Manhunter“ gute Kritiken einfuhr, werden ihn die allerwenigsten als Leinwand-Geburtsstunde des weltberühmten Kannibalen ansehen – für die sorgte 1991 dann Hopkins. Mit stahlblauen, beinahe unmenschlichen Augen schien er den Zuschauern direkt in die tiefsten Abgründe ihrer Seele zu blicken, während er – ohne zu blinzeln – durch die Scheibe seiner Gefängniszelle in Richtung Agent Starling stierte.
Darum geht es
Die junge FBI-Anwärterin versucht im Film, sich das Vertrauen des Psychopathen zu erarbeiten, um mit seiner Hilfe einen anderen Serienmörder fassen zu können. Der von den Klatschblättern als „Buffalo Bill“ titulierte Killer hat bereits fünf Frauen auf dem Gewissen, denen er Teile ihrer Haut abgezogen hat. Doch die Polizei tappt im Dunkeln. Um einen so kranken Mann zu finden, so die verzweifelte Hoffnung der Agentin, bedarf es einen ebenso kranken Verstand – den von Hannibal Lecter. Doch der hat seine ganz eigenen Beweggründe, Starling zu helfen und schon bald findet sie sich inmitten der morbiden Anziehungskraft des charismatischen Kannibalen gefangen.
Einer von dreien
Die eindringlichen, psychologisch diffizilen und kammerspielartigen Szenen der beiden im Film von Jonathan Demme (1944-2017) waren es, die der Oscar-Academy 1992 im Grunde keine andere Wahl ließen, als Hopkins und Foster die Oscars als „Bester Hauptdarsteller“ sowie „Beste Hauptdarstellerin“ zu geben. Doch damit nicht genug. Auch „Bester Film“ wurde gewonnen, zudem Demme als „Bester Regisseur“ und Ted Tally (69) für das „Beste adaptierte Drehbuch“ geehrt. Als nur einer von drei Filmen überhaupt und als bislang letztes Werk schaffte es „Das Schweigen der Lämmer“ somit, in allen fünf wichtigen Kategorien, den sogenannten „Big Five“, zu gewinnen. Dies war zuvor nur der Screwball-Komödie „Es geschah in einer Nacht“ (1934) und dem Drama „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) gelungen.
Während Foster nicht mehr für den Part der FBI-Agentin Starling zurückkehrte, spielte Hopkins noch in zwei weiteren Teilen mit. 2001 erschien die Fortsetzung „Hannibal“, ehe ein Jahr darauf eine Neuverfilmung der Vorgeschichte, sprich „Roter Drache“, folgte. So ikonisch wie die Darbietung in „Das Schweigen der Lämmer“ sollte sein Schauspiel aber nicht mehr sein. Die Rolle seines Lebens war es aber allemal.