Ivo Kortlang (26) und Amber Bongard (23) übernehmen in der neuen Serie „Tonis Welt“ die Hauptrollen von Toni, Asperger-Autist, und Valerie, die das Tourette-Syndrom hat (ab dem 14. April, mittwochs um 20:15 Uhr bei VOX und via TVNow). Beide kehren damit in ihre Rollen aus der erfolgreichen VOX-Serie „Club der roten Bänder““ zurück.
Toni und Valerie werden auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet und das kommt schneller, als sie denken, als Valerie das Haus ihrer verstorbenen Großmutter gemeinsam mit Toni kaufen möchte. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Kortlang, wie er seine Rückkehr in die anspruchsvolle Rolle erlebt hat, wie viel das Spin-off mit seinem Vorgänger zu tun hat und wie die Zusammenarbeit mit Armin Rohde (66) war, der in „Tonis Welt“ den griesgrämigen Arzt Alfred Schmieta spielt.
Wie war Ihr Comeback als Toni?
Ivo Kortlang: Eigentlich habe ich es bis zum ersten Drehtag gar nicht richtig realisiert, was da jetzt dreieinhalb Monate passieren wird. Erst als ich am Set war, hat sich mein Nervensystem wieder an die Rolle Toni erinnert. Ich war sehr aufgeregt, hatte Angst, war aber auch gut vorbereitet. Ich habe mich mit Autismus-Betroffenen getroffen, weil es mir wichtig war, Toni noch zu erweitern und zu vertiefen. Er war vorher Teil eines Sechsergespanns und es gab viele Gruppenszenen und jetzt steht er im Mittelpunkt. Ich bin gespannt, ob es uns gelungen ist, ihm eine neue Dimension zu geben.
Warum hat denn genau Toni als Club-Mitglied eine eigene Serie bekommen?
Kortlang: Ich glaube, dass Toni ein spannender Charakter ist aufgrund seiner Autismus-Diagnose. Er nimmt die Welt anders wahr als ein neurotypischer Mensch. Ihm sind ganz andere Sachen wichtig und durch seine Wahrnehmung und dadurch, dass er mit Sachen unterschiedlich umgeht, entstehen für ihn natürlich ganz neue Hindernisse im Alltag, in der Beziehung mit seiner Freundin oder in der Arbeit. Diese ganzen Hindernisse, die manchmal absurd, witzig oder tragisch sein können, machen Toni so spannend. Es gibt eine riesige Bandbreite, ihn zu erzählen, sodass es richtig spannend ist, weil man als Zuschauer nochmal etwas Neues lernen kann. Und dann ist er in Valerie verliebt, das ist schon etwas sehr Besonderes.
Wie findet man den richtigen Grad, Tonis Charakter auch witzig darzustellen?
Kortlang: Es ist wichtig zu sagen, dass wir nicht den Anspruch haben, eine Serie über Autismus zu machen. Sondern es ist eine Lovestory und wir erzählen die Geschichte eines besonderen Paares, das mit den Herausforderungen des Lebens etwas anders umgeht. Hätten wir den Anspruch, könnten wir diese Geschichte so gar nicht erzählen. Dieses ständige Auf und Ab, dieses ständige Hin und Her, dieses ständige Neue und die Ungewissheit, das wäre für einen Asperger-Autisten viel zu viel und würde ihn aus der Bahn werfen. Deswegen war uns von Anfang an klar, dass wir uns davon lösen und dafür freier in der Geschichte sind und auch mehr Comedy erzählen können. Trotzdem wollen wir nichts Stereotypisches über Autismus darstellen, sodass wir den Betroffenen nicht auf den Schlips treten. Ob uns das auch gelungen ist, werden sie mir bestimmt rückmelden.
Wie kam der Kontakt mit Betroffenen zustande?
Kortlang: Ich hatte Kontakt mit einem Autismus-Verein, der ganz tolle Arbeit leistet. Sie bieten teilweise Workshops für Asperger-Autisten an, um herauszufinden, wie sie ihre besonderen Fähigkeiten in bestimmten Berufszweigen nutzen und mit ihren Begabungen erfolgreich werden können. Mit einigen Leuten dort habe ich mich getroffen und sie interviewt. Ich konnte ihnen teilweise sehr private Fragen stellen, über deren Beziehung und wovor sie Angst haben, was nicht so gut läuft oder was ihnen wichtig ist. Da habe ich ein breites Spektrum an Antworten bekommen, die ich intuitiv in den Szenen verwenden konnte.
Wie würden Sie jemandem, der „Club der roten Bänder“ nicht kennt, Toni beschreiben?
Kortlang: Toni ist ein sehr herzlicher und offener Mensch. Durch seine Diagnose Asperger-Autismus zeigt sich das auf andere Art und Weise als vielleicht bei einem neurotypischen Menschen. Er zeigt zum Beispiel seine Liebe und Zuneigung, indem er alles dafür tut, dass er mit seiner Freundin ein Haus bekommt oder ein Auto hat. Das, was er für richtig erachtet, dafür kämpft er auch. Mir wurde mal gesagt, dass jede Freundesclique einen Toni braucht. Er bringt immer einen neuen Blickwinkel auf Situationen und steckt den Kopf nicht in den Sand. Bei Problemen, wo wir als neurotypische Menschen schwimmen würden, gibt es bei ihm diesen Mechanismus, sie zu lösen und sich da herauszukämpfen.
Armin Rohde übernimmt in der Serie eine neue ganz Rolle. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Kortlang: Der Mann ist im positiven Sinne eine Maschine (lacht). Egal ob hinter der Kamera, bei Leseproben oder am Set: Er ist menschlich einfach total toll. Armin macht keinen Unterschied, ob ein Produzent, die Regie, ein Komparse oder Praktikant vor ihm steht, das fand ich sehr inspirierend. Auch vor der Kamera liefert er einfach ab und ist eine Bereicherung für das Format. Er hat ein tolles Gespür für Timing und Comedy. Teilweise musste ich beim Dreh abbrechen, weil er so witzig gespielt hat. Ich war total froh, dass ich so einen Veteranen an meiner Seite habe. So konnte ich mich nochmal mehr entspannen und loslassen, weil ich wusste, dass da jemand ist, der mein Spiel auffängt.
Wie war das Wiedersehen mit Amber Bongard?
Kortlang: Mit Amber war es eine richtig schöne Zeit. Wir haben seit „Club der roten Bänder“ Kontakt gehalten und uns dann viel über das neue Projekt ausgetauscht. Während des Drehs haben wir uns gegenseitig supported und immer wieder aufgefangen. Wir hatten währenddessen so gut wie keine privaten sozialen Kontakte. Die Leute am Set werden zwar dein soziales Umfeld und deine Familie, aber die sind natürlich in anderen Departments und achten auf andere Sachen. Mit Amber hatte ich jemanden, der auch die Hauptrolle spielt und Ängste aber auch Freuden mit mir teilen konnte. Wir waren ein tolles Team.
Hätten Sie sich noch ein Comeback eines Club-Mitglieds gewünscht?
Kortlang: Uns war es wichtig, etwas ganz Eigenes zu kreieren und unabhängig zu sein, eine andere Erzählweise und eigenen Vibe zu finden. Auch eine Geschichte zu erzählen, die man spannend findet, wenn man „Club der roten Bänder“ noch nicht gesehen hat. Wir haben Leute aus dem Universum des Clubs dabei, wie den Pfleger Dietz. Aber dass andere nicht zurückgekehrt sind, finde ich gut, so wird „Tonis Welt“ wirklich zu etwas eigenem. Man würde sonst zu sehr den Zusammenhang und den Vergleich zu „Club der roten Bänder“ herstellen.
Wie blicken Sie auf die „Club der roten Bänder“-Zeit zurück?
Kortlang: Es war wie ein Rausch, ein krasser Traum. In diesen drei Jahren sind wir als Cast zusammengeschweißt. Auf Veranstaltungen haben wir diesen ganzen Glamour und Glitzer zusammen erlebt und haben uns alle gut auf dem Boden gehalten. Es sind tiefe Beziehungen und Freundschaften entstanden. Und dann war es auf einmal vorbei. Aber ich war ganz froh darüber, zu entdecken, wer ich denn außerhalb von „Club der roten Bänder“ bin und sein kann. Ich konnte danach viele Gastrollen in verschiedensten Formaten übernehmen, das fand ich sehr bereichernd und wichtig, bevor ich in „Tonis Welt“ gestartet bin. Derzeit spüre ich eine gewisse Gelassenheit in meinem Leben und bin gespannt, wo es mich so hinträgt. Jetzt gerade macht mir die Schauspielerei Spaß, in zehn oder 15 Jahren ist es vielleicht etwas anderes. Ich spüre zum Glück keine Verbissenheit, dass das alles klappen muss.