Am 22. April startet die neue TVNow-Serie „Tilo Neumann und das Universum“ mit Christoph Maria Herbst (55, „Stromberg“) in der Hauptrolle. Der unglückliche Lehrer Tilo hat sein Leben an die Wand gefahren und weiß nicht mehr weiter. Niemand Geringeres als das Universum selbst spricht plötzlich zu ihm. Es will einen Deal mit ihm abschließen: „Du hilfst anderen, dann helfe ich dir und bringe wieder alles in Ordnung!“ Tilos Alltag wird komplett auf den Kopf gestellt – er muss sich seinem Leben und seiner Vergangenheit schonungslos stellen.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Christoph Maria Herbst über die besonderen Dreharbeiten mit der „Stimme des Universums“ (gesprochen von Elena Uhlig). Er verrät zudem, welche Wendepunkte es in seinem Leben bereits gab, was er von der deutschen Serienwelt hält und warum er als Schauspieler kein Fan von Kultfiguren ist.
Wie war es für Sie, in „Tilo Neumann und das Universum“ nur mit einer Stimme zu interagieren?
Christoph Maria Herbst: Ich dachte ja, ich hätte schon alles erlebt, aber das war dann doch nochmal eine ganz neue Erfahrung für mich. Letztlich klappte es besser als wir alle befürchtet hatten, da ich eine tolle Kollegin hatte, die mich „angesprochen“ hat. In den Momenten, wo sie nicht da war, war ich auf mich gestellt. Letztlich die Ur-Aufgabe der Schauspielerei: sich etwas oder jemanden vorstellen – eine gute Übung.
Welche Herausforderungen brachte die Rolle noch mit sich?
Herbst: Die Balance zu halten zwischen lustigen und eher berührenden Momenten und Figur und Situation immer darauf abzuklopfen, was wir erzählen wollen, war uns immer ein Anliegen. Scheitern, aber bei welcher Temperatur? – so kann man es vielleicht ausdrücken.
Wären Sie den Deal an Tilos Stelle eingegangen?
Herbst: Ich höre ja auch ständig Stimmen. Sei es mein Gedankenkarussell oder mein Gewissen. Aber wenn ich eine derart präsente Stimme hören würde, gäbe mir dies eher zu denken als zu dealen.
Gab es bei Ihnen auch Wendepunkte im Leben, an denen Sie noch einmal einen neuen Weg gegangen sind?
Herbst: Aber ja. Ständig. Der krasseste war sicher der Sprung vom Bankkaufmann zum Schauspieler. Nicht zu verachten aber auch der Moment, wo ich katholischer Priester werden wollte, dann aber meine erste Freundin kennenlernte…
In einem ersten Statement haben Sie gesagt: „Tragikomik war selten so universell wie in dieser Serie.“ Was meinten Sie damit?
Herbst: Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis. Tilo ist krank, hochgradig gefährdet, geschieden, eifersüchtig, unglücklich – eigentlich alles keine klassischen Zutaten für eine Comedy. Dass sich dann auch noch der vermeintliche Kosmos einschaltet, macht das Tragikomische universell.
Es handelt sich um eine eigenproduzierte Streaming-Serie. Wie hat sich die deutsche Serienwelt im Bereich Streaming entwickelt? Ist sie für Sie bedeutender geworden als lineares TV?
Herbst: Bedeutender würde ich nicht sagen. Aber ich freu mich mit allen anderen zusammen tierisch über die Vielfalt. Wir haben Streamer, Mediatheken, Sender etc. Nie waren wir diverser aufgestellt. Wer da nichts findet…
Sie sind mehr als erfahren im Serien-Business. Was muss eine Serienrolle für Sie mitbringen, dass Sie Lust darauf haben?
Herbst: Sie muss Potenzial haben, sich auch weiterentwickeln zu können. Nichts gegen Kultfiguren, aber ich hätte niemals 30 Jahre lang Derrick spielen können. Für die Zuschauer sicher reizvoll, eine Figur wie einen Fels in der Brandung zu haben, für Schauspieler oft eher weniger.
Gibt es eine Art von Traumrolle oder ein Traum-Genre, das Sie reizt?
Herbst: Ach, ich hab‘ schon so viele Rollen gespielt, an die ich gar nicht dachte, in Genres, die ich gar nicht kannte, dass ich annähernd wunschlos glücklich bin. Ich muss mich lediglich offen und bereit halten, dann finden mich weitere schöne Figuren, ohne dass ich sie suchen muss.
Sie standen in letzter Zeit auch für die Wirecard-Story oder für einen Kinofilm vor der Kamera. Welche Erfahrungen haben Sie bei Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen gesammelt?
Herbst: Das klappt erstaunlich gut. Es ist mit mehr Zeit, Kosten und Personal verbunden, aber unsere Branche hat einmal mehr gezeigt, wie gut sie reagieren und improvisieren kann.