Im „Tatort: Was wir erben“ (25.4., das Erste) geht es unter anderem auch um die Frage, wie gerecht das Erben generell ist. Wird damit gesamtgesellschaftlich Ungleichheit zementiert? „Ganz einfach: Ja“, sagt Drehbuchautor Patrick Brunken dem SWR auf diese Frage. Weiter erklärt er: „Über die Hälfte aller privaten Vermögen in Deutschland stammt mittlerweile nicht mehr aus der eigenen Hände Arbeit, sondern aus Erbschaften.“ Dies sei eine persönliche, aber zunehmend auch gesamtgesellschaftliche Frage „von Haben und Sein, ein Haus zu bauen oder nicht, von Herkunft und Zukunft“.
Brunken zitiert eine Studie zur italienischen Stadt Florenz, in der gezeigt werden konnte, dass die meisten Familien der heutigen Spitzenverdiener schon vor 600 Jahren reich waren – und die heute ärmsten Familien schon damals arm. „Erben mag also irgendwo auch glücklicher Zufall sein, aber nicht zuletzt ist es – wie gesagt – ein vererbtes Privileg, bestens gehütet von einer großen Lobby: All denen, die irgendwann mal auf einen mehr oder weniger großen Erbfall hoffen“, sagt er.
Richtig viel würden aber nur die wenigsten erben, wodurch die Schere der gesellschaftlichen Ungleichheit immer weiter auseinandergehe, erklärt der Autor weiter. Wer auch nur die geringste Hoffnung habe, mache da trotzdem mit und merke nicht mal, dass er längst zu den Benachteiligten gehöre. „Das Erbrecht ist eine dringend reformbedürftige Gesellschaftsfrage, aber auch ein extrem heißes Eisen“, fasst Brunken zusammen.
Erben in Industriellen-Familienclans
Das Thema Erben birgt aber nicht nur gesamtgesellschaftliches Konfliktpotential, sondern natürlich auch innerfamiliäres, wie der Krimi zeigt. „Bei Industriellen-Familienclans wie den Klinglers in unserem Film spielen das Erbe und die Firma, denke ich, von früh an immer eine Rolle“, sagt Regisseurin Franziska Schlotterer dazu. Es sei das, was diese Familien zusammenhalte und definiere, fährt sie fort.
„Gleichzeitig besteht immer die Gefahr, sich darüber zu zerstreiten und so das Überleben des Familienunternehmens und des gemeinsamen Wohlstands zu riskieren“, so Schlotterer. Weiter sagt sie: „Dieser potentielle Streit geht ja nicht erst beim Erben los, sondern schon bei der Frage, wem die Eltern zutrauen, das Unternehmen weiterzuführen.“ Die anderen Geschwister müssten dann einen anderen Weg finden, um sich zu beweisen und ihrem Leben einen Sinn zu geben.
Auf die Verantwortung von Vermögenden angesprochen, verweist die Regisseurin auf den Autor, der zu dieser Fragestellung viel recherchiert habe und die Gerechtigkeit des deutschen Erbrechts eben grundsätzlich in Frage stelle. „Fakt ist, dass durch das Prinzip des Vererbens die Reichen einer Gesellschaft reich bleiben und die Armen arm. Die Vermögen, die durch Erbe entstehen, sind durch normale Lohnarbeit gar nicht zu erreichen. So wird die Gesellschaft immer weiter gespalten“, stimmt Schlotterer in die kritische Zustandsbeschreibung ein.