Das Drama „Nomadland“ ist einer der großen Abräumer bei den Oscars 2021. Drei der wichtigsten Goldjungen gingen in der Nacht auf den 26. April an die US-Produktion der in China geborenen Regisseurin Chloé Zhao (39). „Nomadland“ selbst wurde als „Bester Film“ geehrt, Frances McDormand (63) wurde zur besten Hauptdarstellerin des Jahres gewählt und Zhao erhielt als erste Asiatin und erst zweite Frau überhaupt – ihre US-Kollegin Kathryn Bigelow (69) war 2010 mit „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ erfolgreich – die Auszeichnung für die beste Regieleistung. In ihrer Heimat China wird dieser historische Erfolg jedoch geradezu totgeschwiegen, wie internationale Medien übereinstimmend berichten.
Laut eines Berichts des Branchenmagazins „The Hollywood Reporter“ wurde Zhao in den Stunden nach der Zeremonie in unterschiedlichen Staatsmedien keinerlei Beachtung geschenkt. Xinhua, die staatliche Nachrichtenagentur, habe laut „tagesschau.de“ gar ältere Artikel über die 39-Jährige gelöscht. Ähnlich verhalte es sich demnach auch mit „Nomadland“. Der Film werde nicht in den Kinos gezeigt, auch Berichte über das Drama seien nicht mehr abrufbar.
In den sozialen Medien seien zudem Inhalte über Zhao und „Nomadland“ zensiert worden, wie unter anderem der britische „Guardian“ berichtet. Innerhalb von Minuten nach Bekanntgabe des Oscars für die Regisseurin seien Beiträge auf der Plattform Weibo gelöscht worden – darunter demnach auch ein Post des US-Konsulats in Guangzhou.
Das ist der Grund
Bereits im Vorfeld der Oscars – nach den Golden Globe Awards im Februar, bei denen die 39-Jährige ebenfalls als beste Regisseurin ausgezeichnet wurde – tauchte ein altes Interview Zhaos mit dem „Filmmaker Magazine“ auf. Stein des Anstoßes war laut „The Hollywood Reporter“ vermutlich eine Antwort der Regisseurin, in der sie erklärt hatte, dass sie als Teenagerin an einem Ort in China gelebt habe, an dem es „überall Lügen“ gegeben habe. Das sei in ihrem Heimatland vielerorts nicht gut angekommen.
Zhao schien in ihrer Oscar-Rede auf die Situation indirekt einzugehen. „Ich habe in letzter Zeit häufig darüber nachgedacht, wie ich weitermache, wenn es schwierig wird“, erklärte sie unter anderem und zitierte eine Zeile eines alten chinesischen Gedichts: „Menschen sind bei ihrer Geburt grundsätzlich gut.“ Noch heute glaube sie daran, auch wenn es manchmal so scheine, als ob das Gegenteil wahr sein könnte.