„Die Alm“? War das nicht die Show, bei der Prinz Frédéric (78) von Anhalt ins Badewasser von Kader Loth (48) uriniert hat? Nein, das war 2005 bei „Die Burg“. Ein Jahr später als die Alm gestartet, ebenfalls bei Pro Sieben und ebenfalls mit Kader Loth, die natürlich auch auf der Alm dabei war. Dort musste sie in Jauche baden, deshalb vielleicht die Verwechslung mit der „Burg“.
Diese Fehlleistung spricht aber dafür, dass es „Die Alm“ (noch) nicht ins kollektive deutsche Trash-Gedächtnis geschafft hat. Nur hartgesottene Veteranen werden sich vielleicht noch dunkel erinnern. Im Sommer 2004 lief die Reality-Show erstmals bei ProSieben als urige und kostengünstigere Alternative zu RTLs im Januar desselben Jahres gestarteten Dschungelcamp. 2011 kam Staffel 2 als bisher singulärer Comeback-Versuch, zehn Jahre später überraschend die dritte Ausgabe.
Die Versuchsanordnung damals wie heute: Zehn Promis ziehen auf eine Almhütte in Südtirol, müssen dort ohne Luxus und Technik leben wie vor 100 Jahren und sich in „Muhproben“ bewähren.
Dabei sind dieses Jahr neben TV-Koch Christian Lohse (54), Erotik-Darstellerin Vivian Schmitt (43), „Queen of Drags“-Gewinner Yoncé Banks (28) viele Exes: Ex-„DSDS“-Teilnehmerin Katharina Eisenblut (27), , Ex-„Bachelorette“-Bewerber Ioannis Amanatidis (31), Ex-„Temptation Island“-Bewohnerin Siria Campanozzi (21), Ex-Sportgymnastin Magdalena Brzeska (43), Ex-„Ex on the Beach“-Kandidat Aaron Hundhausen (22) und Model Mirja du Mont (45). Dazu kommt noch der „Fitness-Influencer“ Hollywood Matze (47). Collien Ulmen-Fernandes (39) und Christian Düren (31) moderieren.
„Machst du auch YouTube?“
Das Beschnuppern läuft wie immer in den ersten Folgen derartiger „Promi“-Gipfeltreffen: Keiner kennt keinen, man will aber höflich sein: „Wer bist du denn?“, „Wo warst du noch mal“, „Machst du auch YouTube?“. Ein Satz wie „Du hast mich Montag bei Instagram geliked“ (Aron zu Yoncé) ist schon das höchste Maß der Vertrautheit.
Bei der Verteilung der Betten droht Konfliktpotential, da nicht alle auf einer Matratze schlafen dürfen, sondern auf einem Heuhaufen nächtigen müssen. Doch davor müssen die Kandidat*innen zum ersten Spiel: Die Promis sollen zu Apres-Ski-Klopfern eine Art „Reise nach Jerusalem“ spielen, nur müssen sie sich nicht auf Stühle setzten, sondern in Wannen mit Gülle, Öl oder Pferdeäpfeln schmeißen. Ein Kader-Loth-Gedächtnisspiel sozusagen. Auch wenn sich Katharina, die sich gegen die Männer beweisen wollte, mit Platz drei wacker geschlagen hat, bleiben am Schluss Aron und Ioannis übrig. Letzterer setzt sich nicht ganz freiwillig durch und ins Güllebad. Weil eigentlich keiner in den Bottich wollte, klärten die beiden den Sieg wie echte Männer mit Schnick-Schnack-Schnuck.
Geschlechterrollen wie um 1900
Apropos echte Männer: Die vom Schnitt gezeigte Rollenverteilung wirkt ebenfalls wie vor hundert Jahren: Mirja und Magdalena kümmern sich um die Wäsche, während die Kerle draußen rauchen. Jedenfalls versuchen sie es, da es keine modernen Feuerzeuge gibt. Die gab es laut Stimme aus dem Off noch nicht vor hundert Jahren, was historisch nicht ganz korrekt ist. Die Küche ist, sicher anders als auf Almhütten anno 1900, das Reich der Männer, aber nur, weil mit Christian zufällig ein Sternekoch dabei ist. Bei ihm fragt man sich besonders, warum er diese Show nötig hat. Aber wer schon mal Leibkoch des Sultans von Brunei war, ist wohl für alles zu haben.
Dann kommt der Alm-Öhi Joseph Huber, der schon in den ersten Staffeln dabei war. Also das, was Dr. Bob für das Dschungelcamp ist. Er weißt das „Gesinde“ in die tägliche Arbeit ein, die auf seinem Hof so anfällt. Ioannis und Katharina müssen sich zusammen um die Tiere kümmern. Eine Gespräch über Beziehungen führt bei Katharina, die ihren Freund sehr vermisst, zu den ersten Tränchen auf dem Klo.
Tränen fließen dann auch bei Mirja. Sie erfährt, dass es im nächsten Spiel, der ersten Partner-Challenge, um ein Auf-den-Kopf-stellen geht, was bei ihr ein Trauma triggert. Nach einer Erkrankung des Mittelohrs litt sie lange an Schwindel, was auch zu psychischen Problemen führte. Doch sie hat Glück: In der ersten „Paar-Gaudi“ darf sie ihre Partnerin Katharina in Schwindel versetzen. In dem Spiel wird ein Promi als blinder Mistkäfer verkleidet, der seinen Partner in einer großen Kugel durch einen Parkour rollen muss. Einer sieht nichts, der andere muss koordinieren: Ein Klassiker unter den Spielen bei Dschungelcamp und Co. Ioannis muss zweimal ran, erst mit Vivian und dann mit Yoncé. Yoncés eigentlicher Partner Christian wurde wegen zu hohem Blutdruck aus dem Verkehr gezogen.
Das Siegerduo jeder Paar-Gaudi kommt übrigens automatisch in die nächste Runde. Doch diesmal ist nur einer sicher weiter, nämlich Yoncé. Er und Ioannis waren am schnellsten, doch bei Ioannis wurde nur der Durchgang mit Vivian gewertet.
Noch Almluft nach oben
Insgesamt ist nach der ersten Folge noch viel Luft nach oben, gerade im Vergleich zum großen historischen Vorbild Dschungelcamp. Konflikte werden zum Auftakt angedeutet, dann aber nicht ausgespielt, zum Beispiel die Frage, wer wo schlafen darf. Beim „Sommerhaus der Stars“ wurden aus der Bettenfrage ganze Sendungen generiert. Warum wann welche Spiele gespielt werden und was die Gewinner davon, haben wird erst zu spät klar.
Noch geht es harmonisch zu, nach den jüngsten Blitzeskalationen beim Sommerhaus oder „Promis unter Palmen“ ist das auch ganz wohltuend. Doch ganz ohne Kassalla geht es dann doch nicht. Ioannis, bisher heißester Kandidat für den obligatorischen Reality-Show-Schurke gerät mit Katharina aneinander. Es kommt zu einem Streit, warum wird nicht so richtig klar, eine Annäherung an das Problem würde hier den Rahmen sprengen. Jedenfalls beschließt Katharina das Experiment zu beenden. Sie schmeißt das Handtuch und packt ihren Beutel. Ob sie wirklich dauerhaft raus ist, wird nicht ganz klar, in der Vorschau auf die nächste Folge ist sie noch zu sehen. Gehen musste zum Auftakt übrigens keiner.