Schauspieler Jannis Niewöhner (29) ist aus der deutschen Filmlandschaft längst nicht mehr wegzudenken. Seit 2005 steht der 29-Jährige fast ununterbrochen vor der Kamera und ist mindestens einmal im Jahr auf der großen Leinwand zu sehen – so auch 2021. In Detlev Bucks (58) neuem Werk „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (Kinostart: 2. September), nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Thomas Mann (1875-1955), schlüpft der Schauspieler in die Rolle der Titelfigur. Felix Krull, ein gutaussehender Spross aus bankrottem Hause, möchte mit allen Mitteln der Armut entfliehen. Dank seiner charmanten Art und seines schauspielerischen Talents schafft er es schließlich in die feinsten Kreise der Gesellschaft.
Krull wickelt alle um den Finger und kommt vor allem bei Frauen sehr gut an. Niewöhner selbst sei „nicht der Typ, der zu einer Frau hingeht mit dem Ziel, sie rumzukriegen“, gesteht der Schauspieler im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Zudem verrät der Darsteller, warum er nicht auf Dates geht und Selbstinszenierung auf Social Media „etwas Schönes“ hat.
Der Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ gehört zu den bekanntesten Werken von Thomas Mann. Die Fallhöhe ist damit sehr hoch – hatten Sie keine Angst, die Hauptrolle des Felix Krull zu übernehmen?
Jannis Niewöhner: Nein. Für mich ist vor allem die Figur spannend. Ich habe mich über die Rolle gefreut. Die Angst, einem gewissen Werk nicht gerecht zu werden, würde einen zu sehr davon abhalten, dem Werk auch etwas Eigenes hinzugeben zu können. Detlev Buck und Daniel Kehlmann, der das Buch geschrieben hat, wussten genau, wie sie die Geschichte erzählen wollen. Und ich habe mich dem als Schauspieler dazugegeben.
Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle des Hochstaplers Felix Krull vorbereitet?
Niewöhner: Ich habe mich so vorbereitet, wie ich das meistens tue – mit einem Schauspielcoach und diesmal auch mit einer Sprach-Coachin. Mit Buck hatten wir relativ viel gemeinsame Zeit vor dem Dreh. Auch um die Vision zu verstehen, die Kehlmann und Buck hatten. Der Film löst sich vom Roman und rückt die Figuren in ein neues Licht. Deshalb war es gut, Zeit mit den beiden zu verbringen.
Hatten Sie Probleme mit der Sprache?
Niewöhner: Ja, es ist eine Herausforderung. Schließlich ist es eine Sprache, die nie gesprochen wurde. Es ist keine historische Sprache, sondern Thomas-Mann-Sprache. Einfach eine eigene Welt. Die Sprache zum Leben zu erwecken und so natürlich wie möglich herauszubekommen, war eine große Aufgabe. Aber ich bin sie gerne angegangen.
Fühlen Sie sich als Schauspieler auch manchmal als Hochstapler?
Niewöhner: Wenn es gut läuft nicht. Als Schauspieler sollte man bestenfalls in der Figur verschwinden und an den Charakter glauben, den man spielt. Deshalb nimmt man sich selbst währenddessen nicht als Hochstapler wahr. Ein wirklich guter Hochstapler tut das wahrscheinlich auch nicht.
Ihre Figur weiß, wie sie Menschen um den Finger wickelt. Haben Sie auch ein solches Talent?
Niewöhner: Wenn ich Leute überreden will, weil ich an etwas glaube, dann ja. Es zählt nur die Willenskraft. Letztendlich ist das etwas schauspielerisches, Leute überzeugen oder mitnehmen zu können. Durch meinen Beruf habe ich ein stetiges Training (lacht).
Und bei Frauen?
Niewöhner: Ich bin nicht der Typ, der zu einer Frau hingeht mit dem Ziel, sie rumzukriegen. Ich finde es immer besser, wenn solche Dinge organisch entstehen und man sich leiten lässt. Ich gehe auch nicht auf Dates. Es sollte sich natürlich ergeben.
Krull ist mit seinem Leben nicht zufrieden und versucht der Armut zu entkommen. Sind Sie mit sich selbst im Reinen oder gibt es Dinge, die Sie auch gerne verändern würden?
Niewöhner: Ich will ständige Veränderung. Das verbindet mich mit Krull. Es geht darum, immer wieder in neue Lebensphasen einzutauchen. Sich neu inspirieren zu lassen und eine neue Euphorie zu finden an überraschenden, neuen Orten.
Sein gutes Aussehen hilft Krull immens. Ist das bei Ihnen auch der Fall?
Niewöhner: Natürlich hat mein Aussehen immer schon eine Rolle gespielt – wie bei jedem Menschen. Mir war immer wichtig, dass ich nicht nur als Schönling wahrgenommen werde. Man würde sich selbst auch nie so bezeichnen oder wahrnehmen. Ich habe das aber nie als Hürde empfunden. Es ist eine Haltung, die man selbst haben muss. Dass man nicht selbst denkt: „Kann ich eigentlich was oder ist das jetzt nur deswegen?“ Sondern es als Vorteil nutzt. Am wichtigsten ist wahrscheinlich, dass man sich selbst nicht in die Schubladen steckt, in denen andere einen sehen.
Auf Instagram und Co. gaukeln Menschen auch gerne eine andere Wirklichkeit vor. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Niewöhner: Es liegt etwas Schönes in dieser Art der Selbstinszenierung. Es macht schließlich auch Spaß. Aber natürlich sehe ich die Tendenz, dass Leute dabei an Tiefe oder die Verbindung zu sich selbst und zu anderen verlieren. Man sollte es dennoch nicht verteufeln. Denn die Lust am Spiel und Verkleiden ist berechtigt und gehört zum Leben dazu.