Unter Serienfans genießt die Netflix-Produktion „Das Damengambit“ großen Anklang. Und auch bei den anstehenden Emmys am kommenden Sonntag (19. September) ist das Schach-Drama im Rennen um vier Preise. Eine Frau vom Fach kann jedoch wenig mit der Miniserie anfangen. Mehr noch, die georgische Ex-Schachweltmeisterin Nona Gaprindaschwili (80) verklagt laut US-Seite „Deadline“ sogar den Streaminganbieter wegen eines vermeintlich sexistischen und diffamierenden Dialogs.
Im Finale von „Das Damengambit“ hat sich das fiktive Schachgenie Beth Harmon (Anya Taylor-Joy, 25) als einzige Frau bis zu den Endspielen in der Sowjetunion gekämpft. Ein Kommentator fasst das in der Serie mit den Worten zusammen: „Das einzig Ungewöhnliche an ihr ist ihr Geschlecht, und auch das ist in Russland keine Seltenheit. Da wäre Nona Gaprindashvili, aber sie ist als weibliche Weltmeisterin nie gegen Männer angetreten.“
An dieser Formulierung störe Gaprindashvili laut Gerichtschreiben, das „Deadline“ vorliegt, beinahe alles. So sei sie keine Russin, sondern „eine beliebte Ikone in ihrem Heimatland Georgien“. Und dass sie sich nie mit Männern duelliert habe, sei „offenkundig falsch und zudem grob sexistisch und erniedrigend.“ Im Jahr 1968, in dem sich die finale Folge der Serie zuträgt, habe sie „sich mit mindestens 59 männlichen Schachspielern gemessen, […] darunter mindestens zehn Großmeister dieser Zeit.“
Gerichtsstreit scheint unausweichlich
Der Vorwurf: Netflix habe „vorsätzlich über Gaprindashvilis Errungenschaften gelogen, um auf billige und zynische Weise für Drama zu sorgen und um es so aussehen zu lassen, als habe die fiktive Heldin etwas geschafft, das vor ihr noch keiner geschafft hat.“ Am Ende des 25-seitigen Dokuments fordert der Rechtsbeistand von Gaprindashvili daher fünf Millionen US-Dollar als Entschädigung.
Doch so einfach will sich Netflix nicht schachmatt setzen lassen. In einem Statement heißt es laut „Deadline“: Netflix hat den größtmöglichen Respekt für Gaprindashvili und ihre glorreiche Karriere. Aber wir glauben, dass diese Forderungen haltlos sind und werden unseren Standpunkt energisch verteidigen.“