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„Erbärmlich“: Neues Netflix-Special entsetzt Experten und Kritiker

Der Comedian Ricky Gervais ist auf Netflix bereits mehrfach vertreten. Ein neues Format mit ihm sorgt nun aber für scharfe Kritik. Grund sind diskriminierenden Beschimpfungen, die als Scherze verpackt wurden.

Netflix-Logo
© imago images/imagebroker

Netflix versucht nach eigener Aussage, Inhalte zu zeigen, die etwas für jede*n sind. Nicht immer werde aber jedes Format auch für alle geeignet sein. Was dabei genau schief gehen kann, zeigt sich am kürzlich neu erschienenen Standup-Special „Ricky Gervais: SuperNature“.

Netflix: Ricky Gervais nimmt Trans-Community unter Beschuss

„Wir haben uns das Ricky Gervais ‚Comedy‘ Special auf Netflix angeschaut, damit sie das nicht tun müssen“, erklärte GLAAD (Gay and Lesbian Alliance Against Defamation), eine US-Non-Profit-Organisation von LGBT-Aktivisten, am 24. Mai 2022 auf Twitter. Zu den beanstandeten Punkten gehören dabei gleich mehrere:

„Es ist voll von graphischen, gefährlichen, Anti-Trans-Beschimpfungen, die als Witze maskiert wurden. Er (Ricky Gervais) schwafelt außerdem in homosexuellenfeindlicher Rhetorik & verbreitet unzutreffende Informationen über HIV.“

Twitter/@glaad

Insgesamt erstreckt sich die Kritik der Organisation über vier einzelne Tweets. Darunter ein Aufruf an Ricky Gervais und Netflix, dass mit Aids infizierte Personen bei entsprechender Behandlung „ein langes und gesundes Leben führen und HIV nicht auf andere übertragen können“.

Dazu kommt die Anklage Netflix würde – gemesen am Beispiel Ricky Gervais – trotz herrschender Richtlinie, Gewalt und Hass schürende Inhalte zu verbieten, diese nicht durchsetzen, sobald es um Anti-LGBTQ-Inhalte im Bereich Comedy geht. Es gebe eine „FÜLLE“ an humorvollen LGTBQ-Comedians, die man stattdessen unterstützen könne.

Auch auf Rotten Tomatoes wird die Praktik angeklagt

Bislang gibt es auf dem Portal Rotten Tomatoes nur sieben Bewertungen professioneller Kritiker*innen. Diese sind sich jedoch mehrheitlich einig, dass Netflix‘ Special auf Kosten der Transgender-Community „erbärmlich“ und „nicht lustig“ ist.

„Es ist möglich, bei jedem vorstellbaren Thema lustig zu sein; Gervais‘ sexistische und Anti-Trans-Witze sind es einfach nicht.“

Emily Leibert, The Muse/Jezebel

„Wenn Transpersonen den Wölfen der Comedy vorgeworfen werden sollen, würde man hoffen, dass es wenigstens lustig ist.“

Aja Romano, Vox

„Es ist nicht besonders schwer zu erkennen, warum Gervais so fasziniert ist von Transpersonen (…). Er hat einfach nichts anderes, über das er reden kann, eine erbärmliche Darstellung künstlerischer Faulheit.“

Ian Thomas Malone, Ian Thomas Malone

Erste Reaktion von Netflix‘ Co-CEO

Wie Variety berichtet, gab es von Seiten des Streamingdienstes zunächst keine Reaktion auf eine direkte Statementanfrage. Auch Sprecher von Ricky Gervais äußerten sich damals noch nicht.

Inzwischen hat Ted Sarandos, Co-CEO von Netflix, in einem Interview mit der New York Times einen Kommentar dazu gegeben. So würden Comedians wie Gervais herausfinden, wo „die Grenze“ sei, indem sie tatsächlich „die Grenze hin und wieder überschreiten.“ Für die US-amerikanische Kultur generell sei es Sarandos zufolge zudem sehr wichtig, freie Rede zu haben. Würde Netflix schon in den USA mit Zensur beginnen, hätte man einen sehr harten Kampf gegen Zensur im Mittleren Osten vor sich.

Schon vor der aktuellen Kontroverse gab es einen ähnlichen Vorfall rund um das Comedy-Special „The Closer“ von Dave Chapelle. Auch bei dem im Oktober veröffentlichen Format standen Anti-Trans-Witze im Fokus der Kritik. Netflix verteidigte die Inhalte ebenfalls als „kreative Freiheit“ Chapelles.

„So wie mit unseren anderen Talenten arbeiten wir hart daran, deren kreative Freiheit zu unterstützen – auch wenn das bedeutet, dass es immer Inhalte auf Netflix geben wird, die einige Leute für schädlich halten.“

Netflix Co-CEO Ted Sarandos (via Variety)

Quelle: Twitter/@glaad, Variety, New York Times, Rotten Tomatoes

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