Der zunehmenden Digitalisierung müssen sich viele einstmalige Trends beugen, auch beim Essen. Der Thermomix zum Beispiel, der trotz einer neuen Trendwelle in den vergangenen Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen hat. Das mag nicht nur einen Grund haben. Am wahrscheinlichsten ist aber wohl der, dass der zunehmende Online-Konsum einst wichtige Verkaufskanäle langsam, aber sicher torpediert.
So auch die Verkaufspartys. Zwar nutzt dem Bundesverband Direktvertrieb Deutschland zufolge heute fast die Hälfte der deutschen Direktvertriebe Verkaufspartys, um den Absatz ihrer Produkte zu steigern. Sie scheinen sich also für diese Unternehmen noch immer auszuzahlen, auch wenn die offiziellen Umsätze noch nichts über den wirklichen Verkaufserfolg – der auch Kosten wie die für die Berater miteinschließen muss – aussagt.
Trotz allem haben sich die Verkaufskanäle zwangsläufig erweitern müssen – vom Internetshop bis zu Social Media. Schließlich lieben die Deutschen das Online-Shopping, der E-Commerce-Markt soll einer Studie des Verbandes der Internetwirtschaft eco nach bis 2019 jährlich um zwölf Prozent wachsen, Tendenz steigend.
Statt Tupperware-Läden ein Shop
Ein Unternehmen, dass die Trendwende zum Multi-Channel-Vertrieb, also dem Verkauf eines Produkts auf verschiedenen Kanälen bisher verweigert hat, ist Tupperware. Die Plastikboxen des mittlerweile international tätigen US-Unternehmens waren ganze 50 Jahre lang ausschließlich auf Tupperpartys zu kaufen. Einer Ankündigung von 500 stationären Tupperware-Läden in Deutschland folgte nichts. Bisher gibt es nur in Amerika und einigen GUS-Staaten solche Filialen.
Doch auch bei Tupperware ändern sich die Zeiten. Die Produkte gibt es jetzt online in einem Tupperware-Shop. Sämtliche Produkte der Marke können dort bestellt werden – ein Meilenstein für das Unternehmen seit seinem Deutschlandstart im Jahr 1962. Das Handelsblatt führt den Schritt auf den Sparkurs zurück, den sich Tupperware auferlegt hat. US-Präsident Trumps Reform der Körperschaftssteuer mag ihren Teil dazu beitragen, dass 100 Millionen US-Dollar eingespart werden sollen.
Keine Gefahr für die Partys
An Partys soll derweil nicht gespart werden. Gegenüber dem Handelsblatt erklärte der Deutschland-Chef des mittlerweile auch börsennotierten Konzerns schlicht: „Auf dem deutschen Markt erleichtern wir den Zugang zur Marke und folglich auch den Zugang zur Tupperparty.“
Man hält also wie auch bei Thermomix am Direktvertrieb durch Verkaufspartys fest. Tupperware wirbt sogar weiterhin damit, dass weltweit alle 2,5 Sekunden eine ihrer Verkaufsparty stattfinden würde. Doch die tatsächlichen Umsätze der Partys bleiben undurchsichtig. So legte eine empirische Studie zu Tupperware Deutschland bereits 2008 nahe, dass die „Spitzenkräfte“ unter den Verkaufsberatern zwar eine wöchentliche Provision von 800 Euro brutto erreichen können. Nur circa ein bis drei Prozent schaffen jedoch je diesen Wert.
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Smarterware – das Tupperware-Update?
Die Frage liegt nahe: Was ist die Zukunft von Tupperware und ähnlichen Haushaltsgeräten? Eines ist klar: Wenn einfache Brotboxen im zukünftigen Smart Home, also unserem Zuhause, in dem alles vernetzt ist, überleben wollen, müssen sie smart sein.
So wie zum Beispiel Smarterware. Das Prinzip ist simpel: Via Bluetooth verbundene, sogenannte „SmartTags“ sollen das Essen tracken und sagen können, wann es beginnt, schlecht zu werden. Sie sehen aus wie kleine Kühlschrankmagneten und können in Brotboxen und anderen Dosen, Verschlussklammern und zahlreichen anderen Dingen, die Lebensmittel verschließen, angebracht werden.
Dadurch, dass die SmartTags mit Amazons Sprachassistentin Alexa verbunden sind, soll es möglich sein, einfach per Sprachbefehl anzusagen, welche Art von Essen man tracken will. Eine Unterstützung weiterer Sprachassistenz-Systeme wurde bereits angekündigt.
Das Projekt ist mit einer Kickstart-Kampagne gestartet und konnte sein Finanzierungsziel längst erreichen. Deshalb sollen die SmartTags bereits im Juli dieses Jahres ausgeliefert werden können.
Schlaue Nasen und intelligente Kühlschränke
Ein ähnliches Prinzip verfolgt eine intelligente Nase. Sie soll vor schlechtem Essen und Feuer warnen. Dafür werden einem Sensor verschiedene Gerüche beigebracht. Ganze Kühlschränke sollen außerdem in Zukunft davor warnen, wenn Essen schlecht zu werden oder auszugehen droht. Sie sind allerdings noch ziemlich teuer. Samsungs Modell, das bereits 2016 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt wurde, soll stolze 3.700 Euro kosten.
Hinzu kommt, dass im Smart Home der Gegenwart noch nicht alles smart ist, weil die Hersteller sich nicht auf einen Standard für Datenübertragung und -austausch einigen können. Für die Zukunft muss hierbei also noch einiges getan werden.