Schon im Januar hatte Tesla in China und den USA einen Rückruf gestartet, von dem mehr als 700.000 Fahrzeuge betroffen waren. Grund dafür war ein defekter Kabelbaum im Kofferraum der Modelle S und 3. Weitere 800.000 Elektroautos folgten im Februar wegen fehlerhafter Anschnalltechnik. Nun hat das Unternehmen mit einem weiteren Problem zu kämpfen.
Tesla: Software führt zu „Phantombremsungen“
Autos der Marke Tesla verfügen über eine Vielzahl an Assistenzsystemen. Diese bergen eine Menge Potenzial, aber auch Risiken. So bremsen einige Fahrzeuge derzeit unerwartet ab – ohne dass eine reelle Gefahr besteht. Bei der US-amerikanischen National Highway Traffic Safety Administration (NHSA) ging daher im Laufe der vergangenen Monate eine regelrechte Flut an Beschwerden ein.
Der Washington Post zufolge ist die sogenannte „Phantombremsung“ ein altbekanntes Problem bei Tesla. Schon im Oktober habe das Unternehmen eine Version seiner Full-Self-Driving-Software zurückrufen müssen. Damals sei das Notbremssystem durch das Update falsch erkannt worden.
„Eine Phantombremsung passiert, wenn die Entwickler die Entscheidungsschwelle für die Unterscheidung zwischen einem echten und einem falschen Alarm nicht richtig festlegen. Andere Unternehmen verwenden mehrere verschiedene Sensoren und gleichen diese miteinander ab – nicht nur mehrere Kameras, sondern auch mehrere Arten von Sensoren.“
Phil Koopman, Professor an der Carnegie Mellon University
(via The Washington Post)
„Es war gruselig“
Acht Surround-View-Kameras sollen den Fahrzeugen der Tesla-Flotte „eine 360-Grad-Sicht um das Auto herum mit einer Reichweite von bis zu 250 Metern bieten“. Hinzu kommen 12 Ultraschallsensoren, die Objekte auch in nächster Nähe erkennen sollen. Das Konzept dieses alles sehenden Fahrzeugs nennt der US-amerikanische Autobauer „Tesla Vision„.
Einige Fahrer:innen hätten bereits beklagt, dass ihr Auto übermäßig empfindlich auf Lastwagen auf der Gegenfahrbahn reagiert habe. In Reaktion soll das Modell eines Fahrers sogar auf einer geraden Strecke von 50 Meilen pro Stunde auf fast null abgebremst haben. Auch dafür sei der Grund ein Lkw auf der anderen Fahrbahn gewesen. „[Es] war gruselig, fast in der Mitte meiner Fahrspur anzuhalten“, zitiert die Post.
Die NHTSA sei sich der Beschwerden bewusst. Die US-Behörde prüfe diese im Rahmen ihres „risikobasierten Bewertungsprozesses“. Dieser umfasse Gespräche mit Tesla sowie die Überprüfung zusätzlicher Datenquellen. Abschließend zum Vergleich: Zwischen Mai und Oktober vergangenen Jahres gingen insgesamt 28 Beschwerden über Phantombremsungen bei der NHTSA ein. Zwischen November 2021 und Januar ’22 waren es 107 solcher Beschwerden.
Quelle: The Washington Post