Schlangen erfüllen in der Nahrungskette sowohl als Raub- als auch als Beutetiere eine wichtige Rolle. Ihr Gift kann außerdem in einigen Fällen der medizinischen Anwendung dienen, was sie auch für den Menschen unabdingbar macht. Dennoch haben nicht wenige Menschen Angst vor Schlangen. Forscher:innen der North Carolina State University (NC State) haben untersucht, worin der Grund dafür liegt.
Schlangenangst: Das soll ihr Grund sein
Was die Forschenden in ihrer Studie beschreiben, könnte viele überraschen. Denn die Angst vor Schlangen muss nicht an ein spezielles Ereignis oder eine traumatische Erfahrung gebunden sein. Den Wissenschaftler:innen zufolge entsteht sie unterbewusst und ist zum Teil sogar erlernt.
Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, nutzte das Team sogenannte implizite Assoziationstests (IAT). Dabei handelt es sich um ein am Computer durchgeführtes Verfahren aus der Sozialpsychologie, mit dem die Stärke der Assoziationen zwischen einzelnen Elementen gemessen werden. Beteiligt waren insgesamt 175 Personen (Eltern im Alter von 21 bis 76 Jahren und Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren), deren Verhalten gegenüber Schlangen und Vögeln beobachtet wurde. Die Resultate wurden anschließend unter Erwachsenen und Kindern sowie den verschiedenen Haushalten miteinander verglichen.
Laut Professor Nils Peterson von der NC State gibt es zwei Arten von Studien: explizite und implizite. Während Erstere oft auf Umfragen basieren und den Teilnehmenden erlauben, darüber nachzudenken, warum sie etwas bestimmtes fühlen, sind Letztere eher unterbewusst. „Der Test ist ein etwas mangelhaftes Werkzeug, größtenteils, weil implizites Verhalten kein großer Prädiktor dafür ist, was Menschen tatsächlich tun“, schränkt Peterson daher ein.
Singvögel helfen, die Angst vor Schlangen zu identifizieren
Im Verlauf des Tests maßen die Forschenden, wie lange die Proband:innen benötigten, Bilder und Wörter in die Kategorien „Schlange oder Singvogel“ sowie „positive oder negative Worte“ zu sortieren. Dazu dienten die Kategorienamen „Schlange und gut“, „Singvogel und gut“, „Schlange und böse“ sowie „Singvogel und böse“. Analysiert wurde wie schnell Bilder und Worte den ersten beiden zugeordnet wurde im Vergleich zur Zuordnung zu den letzten beiden.
„Die Tests lassen vermuten, dass sie schneller antworten bei im Vorfeld gebildeten Assoziationen im Vergleich zu jenen, die dem widersprechen, was sie unterbewusst denken“, erklärt William Casola, Doktorand an der NC State. So würde es länger dauern, positive Worte mit Schlangen zu verknüpfen, weil diese Verbindung nicht im Unterbewusstsein verankert ist. Insgesamt zeigte der Durchschnitt der Teilnehmenden der Annahme folgend ein schnelleres Verhalten, wenn sie negative Worte mit Schlangen in Verbindung brachten.
Da Eltern im Vergleich zu Kindern einen höheren negativen Bias aufwiesen, könne man zudem davon ausgehen, dass Sozialisation und Lernen eine Rolle bei der Angst vor Schlangen spiele. Dem trägt auch die gemachte Beobachtung bei, dass Personen aus einem Haushalt eher ähnliche Werte aufwiesen als jene aus verschiedenen Haushalten.
Übrigens: Während die Angst vor Schlangen angelernt und unterbewusst sein kann, hat die Angst vor Spinnen einen ganz anderen Ursprung.
Quellen: NC State University, „Using the Implicit Association Test to Evaluate Subconscious Attitudes Toward Snakes“ (Anthrozoös)