Lesen, Schreiben, Hören, Sprechen – auf diese Weise versuchen wohl die meisten Menschen eine Fremdsprache zu lernen. Doch zusätzlich könnte eine weitere Technik helfen. Wissenschaftler*innen haben in einer Studie herausgefunden, dass Gesten besonders hilfreich sind. Auch Erwachsene sollen von der Lernmethode profitieren.
Fremdsprachen einfacher lernen: Der Überblick
- Eine Fremdsprache lernen: So geht es leichter
- So kamen die Forschenden auf ihre Entdeckung
- Bewegungen vereinfachen die Übersetzung
- Fremdsprachen lernen: Methoden kombinieren
Eine Fremdsprache lernen: So geht es leichter
Lernst du eine Fremdsprache, solltest du nicht nur auf die üblichen Methoden zurückgreifen. Versuchst du dir Vokabeln einzuprägen, sind sowohl audio- und visuelle Informationen als auch das Ausführen von Gesten wichtig. Wissenschaftler*innen fanden in einer Untersuchung heraus, dass Bewegungen dabei besonders helfen sollen.
Demnach hilft der motorische Kortex im Gehirn dabei, Wörter einer Fremdsprache leichter und schneller in die eigene Muttersprache zu übersetzen. Diese Hirnregion ist eigentlich dafür bekannt, willkürliche Bewegungen des Körpers zu steuern.
„Unsere Ergebnisse liefern den neurowissenschaftlichen Beleg dafür, warum Lerntechniken, die das motorische System des Körpers einbeziehen, häufiger zum Einsatz kommen sollten“, erklärt der Neurowissenschaftler Brian Mathias vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig in einer Mitteilung der Technischen Universität Dresden. Somit ließen sich Fremdsprachen besser lernen, wenn man sich bewege. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of Neuroscience veröffentlicht.
So kamen die Forschenden auf ihre Entdeckung
22 Studienteilnehmer*innen lernten in einem viertägigen Training fremdsprachige Vokabeln. Es handelte sich dabei um 90 erfundene Wörter: „lamube“ für Kamera oder „atesi“ für Gedanke etwa (via Spektrum). Eine Gruppe lernte die Wörter mit beobachteten und selbst durchgeführten semantisch verwandten Gesten. Die Bedeutung einer Vokabel sollte sich im Versuch also auch in der Bewegung widerspiegeln. Nach dem Training sollten die Versuchspersonen die gelernten Wörter übersetzen.
Während der Übersetzungsaufgabe setzten die Forschenden eine neurowissenschaftliche Technik ein; die transkranielle Magnetstimulation (TMS). Bei dieser Technik werden bestimmte Hirnreale von Magnetimpulsen beeinflusst. Die Verarbeitung im motorischen Kortex wurde also während der Aufgabe gestört. Und was passierte?
Bewegungen vereinfachen die Übersetzung
Die Übersetzung von Wörtern, die mit Gesten gelernt wurden, verlangsamte sich. Das Entscheidende: Bei der Kontrollgruppe, bei der TMS nicht angewandt wurde, beobachteten die Forschenden keine Verlangsamung. Fremdsprachen zu lernen, würde dieser Gruppe demnach einfacher fallen.
Interessant ist auch: „In einer weiteren Kontrollbedingung lernten die Teilnehmenden fremdsprachliche Wörter durch das Betrachten von Bildern. Bei der anschließenden Übersetzungsaufgabe zeigte sich keinerlei Beeinträchtigung der Übersetzungsleistung durch TMS am motorischen Kortex“, heißt es in der Mitteilung der Technischen Universität Dresden.
Diese Methoden helfen, um eine Sprache zu lernen: – Beklebe deine Wohnung mit Zetteln mit Vokabeln – Führe Selbstgespräche in der Sprache, die du beherrschen willst – Schreibe Tagebuch in der jeweiligen Sprache – Schau dir Filme im Originalton an – Beschäftige dich mit der Kultur und dem Land, in dem die Sprache gesprochen wird – Suche dir eine Lernpartnerin oder einen Lernpartner – Singe Lieder in der Fremdsprache |
Fremdsprachen lernen: Methoden kombinieren
Willst du eine Fremdsprache lernen, solltest du also nicht nur hören, sehen und schreiben, sondern auch anfangen, dich zu bewegen.
„Viele häufig verwendete Lehrmethoden zum Erlernen neuer Fremdsprachenvokabeln stützen sich ausschließlich auf auditive oder visuelle Informationen, wie z. B. das Auswendiglernen von Vokalbellisten. Unsere Ergebnisse liefern den neurowissenschaftlichen Beleg dafür, warum Lerntechniken, die das motorische System des Körpers einbeziehen, häufiger zum Einsatz kommen sollten.“
Erstautor der Studie Brian Mathias
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Quellen: Technische Universität Dresden, Spektrum, Studie „Motor Cortex Causally Contributes to Vocabulary Translation following Sensorimotor-Enriched Training“ (Journal of Neuroscience, August 2021); Karrierebibel
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