Durch Experimente an Mäusen wollten Forscher der University of California in San Francisco sowie der Columbia University in New York City die neurologischen Ursachen für Angst besser verstehen.
Beobachtung der Angstzellen bei Mäusen
Während ihrer Forschung entdeckten die Wissenschaftler „Angstzellen“, die im Hippocampus sitzen. Sie verwendeten eine Methode namens Kalzium-Imaging, bei der Miniatur-Mikroskope in die Gehirne der Mäuse eingesetzt werden. Diese messen dann die Gehirnaktivität der Gehirnzellen im Hippocampus.
Anschließend setzten die Forscher die Mäuse in spezielle Käfige, in die sie Labyrinthe mit versteckten Gängen sowie mit erhöhten, frei liegenden Flächen gebaut hatten. Es ist bekannt, dass Mäuse in frei liegenden Flächen besonders angstvoll sind, da sie hier leichter Beute von beispielsweise Greifvögeln werden können.
Die Forscher beobachteten in der Tat, dass sobald eine Maus eine solche Freifläche erreichte, ein Hirnareal namens Ventral CA1, das im Hippocampus liegt, besonders aktiv wurde. Je ängstlicher sich die Mäuse dann verhielten, desto höher wurde die Neuronenaktivität in diesem Areal. Die Forscher erklärten daher: „Wir nennen diese Gehirnzellen Angstzellen, da sie nur anschlagen, sobald die Tiere an Orten waren, die für sie potentiell gefährlich sind.“ Die Gehirnaktiviät der Angstzellen verfolgten die Forscher bis in dem Hypothalamus. Dieses Gehirnareal ist unter anderem für die Kontrolle von Hormonen zuständig.
Manipulation der Angstzellen durch Licht
Diesen Regulierungsprozess über den Hypothalamus haben Menschen ebenso wie Mäuse. Daher nehmen die Forscher an, dass Menschen ebenfalls über die Angstzellen verfügen. Die Forscher fanden während ihrer Studien sogar einen Weg, die Angstzellen zu manipulieren. Durch die Methode der Optogenetik, bei der Licht auf die Angstzellen im Hippocampus gestrahlt wird, konnten die Forscher die Angstzellen ruhig stellen. In der Folge wurden die Mäuse in der Tat wagemutiger. Sie gingen sogar gezielt in die freien Flächen, um diese zu erkunden.
Jedoch auch in die andere Richtung konnten die Angstzellen manipuliert werden. Durch eine andere Lichteinstellung haben die Forscher es geschafft, die Aktivität der Angstzellen anzuregen. In der Folge waren die Mäuse sogar in den versteckten Trackten des Labyrinths äußerst ängstlich. Ob hier auch dieselbe Hirnregion im Hippocampus verantwortlich ist, darüber sind sich die Forscher noch nicht sicher. Mazen Kheirbek von der University of California sagte hierzu: „Die Angstzellen sind vermutlich nur ein Teil eines größeren Schaltkreises, durch den das Tier Angst-betreffende Inhalte erlernt.“
Rückschlüsse auf den Menschen
Der nächste Schritt der Forschung wird sein zu überprüfen, ob dieselben Hirnareale und die Angstzellen auch beim Menschen für Angstgefühle verantwortlich sind. Da bekannt ist, dass Mäuse- und Menschengehirne sehr ähnlich funktionieren, ist das nicht unwahrscheinlich. Sollte die These sich bestätigen, böte die neue Entdeckung Möglichkeiten, Angstzustände bei Menschen ganz anders als bisher zu therapieren.