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Die KI für den Koffer: Verlorenes Gepäck soll bald der Vergangenheit angehören

Wer kennt nicht das Gedränge an der Gepäckausgabe am Flughafen? Damit dieses Prozedere künftig entspannter – und ohne Verluste abläuft – geben KIs ihr Bestes.

Fluggäste im Terminal
Der Verlust von Koffern und Taschen könnte dank KI und schlauen Chips bald der Vergangenheit angehören. Foto: Pexels

Ein vertrauter Anblick an europäischen Flughäfen: Am Schlund des Gepäckförderbands bildet sich eine dichte Menschentraube. Passagiere wissen aus Erfahrung: Koffer gängiger Marken unterscheiden sich oft nur am Adress-Etikett. Ein falscher Griff und ein Fremder spaziert mit dem Gepäck davon. Oder der eigene Koffer taucht überhaupt nicht mehr auf – weil er statt nach Mallorca nach Korfu geflogen oder gar in den Tiefen eines Flughafens verschwunden ist. Vor allem innerhalb Europas verschwinden viele Gepäckstücke.

Das soll sich jetzt deutlich ändern, die Branche setzt auf moderne Technik und künstliche Intelligenz.

Dem „Sita Baggage Report 2018“ zufolge gingen 2017 weltweit im Schnitt 5,57 Gepäckstücke je 1.000 Flugpassagiere verloren. Das ist der niedrigste jemals registrierte Wert. Doch vor allem in Europa haben Flughäfen und -gesellschaften offenbar Probleme mit Koffern: Im Schnitt 6,94 Gepäckstücke verschwinden bei 1.000 Passagieren, im Vergleich zu Asien (1,92) oder Nordamerika (2,4) ein sehr schlechter Wert. Bei einem durchschnittlichen Flug mit rund 200 Passagieren bekommen also ein bis zwei Reisende ihr Gepäck nicht zurück.

Echtzeit-Tracking per Tablet oder Handy

Ihnen steht der Gang zur Gepäckermittlungsstelle, dem gefürchteten „Lost and Found“-Schalter bevor – das kostet Zeit, Nerven – und ob der Koffer wieder auftaucht, ist auch unklar.„Die Zunahme der Passagierzahlen weltweit setzt die Gepäcksysteme der Branche erheblich unter Druck“, sagt Peter Drummond, Manager bei Sita, einem IT-Dienstleister für die Luftfahrtbranche. 2017 waren mehr als vier Milliarden Passagiere weltweit unterwegs. Drummond zufolge haben sich die Fluggesellschaften dafür gut geschlagen, um die Anzahl der falsch gehandhabten Gepäckstücke zu verringern.

Das größte Verlustrisiko birgt dem Manager zufolge das Umladen des Gepäcks von einem Flugzeug auf ein anderes. Fast die Hälfte aller Fehler mit Taschen und Koffern geschehen hier. Probleme mit dem Ticketing, der Sicherheit oder dem Zoll folgen weit dahinter. Weil Fluggäste in Europa mit mehr Umsteigeverbindungen als in Nordamerika oder Asien reisen, ist das Verlustrisiko erhöht. „Die besseren Werte in den USA hängen aber auch mit einem besseren Tracking zusammen“, glaubt Drummond. „Eine wachsende Zahl von US-Fluggesellschaften erlaubt den Passagieren, ihre Gepäckstücke in Echtzeit über Handy oder Tablet zu verfolgen.“

Auch Frank Elstner suchte seinen Koffer vergeblich

Bald soll sich die Verlustquote auch in Europa deutlich verringern. Die Mitglieder der International Air Transport Association (IATA), zu der die meisten Fluggesellschaften gehören, haben sich darauf verständigt, Gepäck generell an entscheidenden Punkten der Reise zu verfolgen: beim Check-in, Verladen ins Flugzeug, Transfer von einer Fluggesellschaft zur anderen und bei der Ankunft. Offenbar ist das bisher nicht selbstverständlich.

Weil auch ihr Gepäck Priorität hat, genießen Passagiere der Business und First Class ein geringeres Verlustrisiko. Prominenz allerdings schützt nicht vor Gepäckverlust. Im Sommer 2017 stand TV-Moderator Frank Elstner ohne Koffer in Berlin-Tegel am Gepäckband. „Liebe Air Berlin […] Wie verliert man auf einem Inlandsflug ohne Umsteigen einen Koffer?“, zürnte er per Twitter.

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Das Gepäck soll leichter werden

Vielleicht hätte ein „elektronisches Kofferband“ dem TV-Star helfen können. Dabei übertragen Reisende ihre Reisedaten über eine Smartphone-App an ein Display des Koffers. Der Kölner Hersteller Rimowa arbeitet an einem solchen System, das das Kofferband aus Papier ersetzen soll. Weil auf diesem Band im Barcode die Daten für die Reise gespeichert sind und der Streifen trotz des stabilen Materials gelegentlich abreißt, landet das Gepäck im Nirwana.

Kofferhersteller Samsonite kontert mit dem „Global Locator“ der Konzernmarke Tumi. Damit soll der Besitzer via Bluetooth und GPS jederzeit auf seinem Mobiltelefon sehen können, wo sich sein Koffer gerade befindet. Weil die neuen Hightech-Systeme die Koffer zumeist schwerer machen, tüfteln die Hersteller an neuen Materialien, um das Gepäck wieder leichter zu machen.

Reisen mit dem Funkchip

Flughäfen und Fluggesellschaften rüsten ebenfalls technisch nach. Statt jedes Stück mit der Hand zu scannen, sollen Funketiketten am Gepäck hängen, die am Flughafen überall ausgelesen werden können. „Die Nummer des verfolgten Gepäckstücks, seine Position und der Zeitpunkt des Scannens wird registriert und gespeichert“, sagt Experte Drummond. „Andere Fluggesellschaften oder -häfen können jeden dieser Schritte nachverfolgen.“ Wichtig vor allem beim fehlerträchtigen Umladen.

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Künstliche Intelligenz soll zudem helfen, Gepäckstücke automatisiert und intelligent zu transportieren. „Ein verlorenes Gepäckstück kann so ohne menschliches Eingreifen dem nächsten passenden Flug zum Zielflughafen zugeordnet werden“, sagt Drummond. Von der Datenflut erhoffen sich die Flughäfen und -gesellschaften auch mehr Rückschlüsse auf Fehler im System.

Beweislast liegt beim Passagier

In der Verantwortung der Passagiere dagegen liegt das umgehende Anmelden des Verlustes an der Gepäckermittlungsstelle am Flughafen. Trotz einer Reklamationsfrist von einigen Tagen liegt nach dem Verlassen des Flughafens die Beweislast beim Passagier. Der steht dann schon mal ohne Ersatzkleidung und Hygieneartikel am Urlaubsort. Hier lautet – gemäß dem „Montrealer Übereinkommen“ – die Regel: Obergrenze für notwendige Einkäufe sind 1.200 Euro pro Passagier.

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