Am Freitagabend gibt es gleich zwei Himmelsphänomene zu bestaunen: einen Blutmond und gleichzeitig die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts. Das ruft wie bei anderen Ereignissen dieser Art auch Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Einen Unterschied gibt es dieses Mal allerdings: Die Verschwörungsseiten sind keinesfalls mehr Nischenseiten für Aluhut-Träger, sondern werden millionenfach geklickt.
Laut Google Trends sind die Suchanfragen zu dem Begriff „Mondfinsternis“ enorm gestiegen. Das ist an sich nicht weiter ungewöhnlich. Hunderte Artikel sind über das Himmelsphänomen erschienen, auch wir von futurezone haben groß darüber berichtet. Wer allerdings „Mondfinsternis“ mit den Worten „Angst“ und „Energie“ verbindet, stößt auf eine große Anzahl von Websites mit esoterischen und verschwörungstheoretischen Inhalten – mit laut des Dienstes SimilarWeb monatlich Hunderttausenden Klicks. Wir stellen euch die kuriosesten Theorien zur Mondfinsternis von den Seiten vor.
Verschwörungstheorie 1: Globale Massenmigration durch Mondfinsternis
Wer steckt dahinter? „Sternenlichter 2.0“ heißt die Website, die vergangenen Monat über 200.000 Zugriffe verzeichnen konnte. Sie ist mit dem dubiosen Verlag Kopp verknüpft, der rechtsextreme wie esoterisch-verschwörungstheoretische Bücher herausbringt.
Die Verschwörungstheorie zur Mondfinsternis: Die Mondfinsternis Ende Juli 2018 finde in der Löwe-Wassermann-Achse statt, so die Seite. Das heißt anscheinend, dass ein „Ahnenrat die Bemühungen eines jungen Führers zur Vollendung“ führen wird. Die Botschaft ist offenbar politisch gemeint: Es sei unverzichbar, „Grenzen zu unserem Schutz aufrechtzuerhalten“, sonst würde das „wahnwitzige Unterfangen“ der UNO die „Massenmigration global auszuweiten“ gestärkt. Die Mondfinsternis trage ihren Teil dazu bei, dass die UNO diese Strategie durchsetzen werde.
Außerdem halten die Macher der Seite die Sternenkonstellation zur Zeit des Blutmondes für ein „Geschenk Putins an Trump“.
Verschwörungstheorie 2: Nicht auf’s Klo während Mondfinsternis
Wer steckt dahinter? Die Verschwörungsseite spiritualresearchfoundation.org hat monatlich über 600.000 Zugriffe zu verzeichnen. Dahinter stehe eine in Australien gegründete Stiftung, die Informationen über Spiritualität veröffentlicht. Die Mitglieder betonen immer wieder, dass sie ihr Wissen direkt von Gott erhalten würden.
Die Verschwörungstheorie zur Mondfinsternis: Die Macher der Seite und Stiftung machen drei kosmische Komponenten aus, die unser Leben auf der Erde beeinflussen. Bei der totalen Mondfinsternis würden angeblich zwei davon, Raja und Tama genannt, in höherer Anzahl vorkommen und unser Wohlbefinden negativ beeinflussen. Kopfschmerzen seien die Folge. Sogar Geister würden von der Finsternis profitieren und ihren noch lebenden Verwandten körperliche Beschwerden bringen. Die Empfehlung auf der Seite: während der Mondfinsternis nicht essen, nicht auf die Toilette gehen und keinen Sex haben.
Verschwörungstheorie 3: Nicht auf’s Klo während Mondfinsternis
Wer steckt dahinter? Die Seite allesistenergie.net kann immerhin mit monatlich rund 123.000 Zugriffen aufwarten. Sie hat sich den eigenen Angaben nach der „unabhängigen Verbreitung von Wissen bezüglich des derzeitigen Wandels“ verschrieben und bietet neben Artikeln zu aktuellen spirituellen Trends auch Videos, einen Shop und Coaching an. Wer wirklich dahintersteckt, wird nicht transparent gemacht.
Die Verschwörungstheorie zur Mondfinsternis: Der Seite zufolge ist die totale Mondfinsternis „pure Magie“ sowie eine „massive Beschleunigung im Prozess des Erwachens“. Was das heißt? Angeblich befinden wir uns bereits im sogenannten Zeitalter des Erwachens. Spezielle kosmische Umstände würden den menschlichen Geist derzeit anheben. Sie würden ihr Leben mehr hinterfragen, die Matrix würde bröckeln. Gerade kosmische Phänomene wie die totale Mondfinsternis kommen diesem Prozess angeblich zugute. Die Seite sieht das Himmelsereignis also positiv.
Wie totale Mondfinsternis und Blutmond entstehen
Neben diesen „Top 3“-Verschwörungsseiten lassen sich noch viele weitere finden, die versuchen die totale Mondfinsternis am 27. Juli spirituell-esoterisch zu erklären. Die monatlichen Aufrufe im Hunderttausender-Bereich sprechen für sich.
Dabei sind die Phänomene Blutmond und totale Mondfinsternis sehr einfach wissenschaftlich zu erklären: Bei dem faszinierenden Ereignis tritt der Mond in den Kernschatten der Erde. Dabei wird er nicht schwarz, sondern leuchtet rötlich. Denn selbst in jenem Schatten ist es nicht komplett dunkel, weil Sonnenstrahlen sich in der Erdatmosphäre brechen und vor allem langwellige, rote Sonnenstrahlen in Richtung Mond ausgesendet werden. Der wiederum reflektiert das Licht – und das landet dann in unserem Sichtfeld. Daran ist nun wirklich nichts Spirituelles oder Verschwörungstheoretisches.
Übrigens: Wir haben auch Tipps für die besten Fotos der totalen Mondfinsternis – falls ihr nicht zu sehr damit beschäftigt seid euren Harndrang zu unterdrücken.