Die neurodegenerative Alzheimer-Krankheit ist weltweit für immerhin gut 60 Prozent der 24 Millionen Demenzerkrankungen verantwortlich. Jedoch sind Alzheimer und Demenz keineswegs dasselbe, denn die Krankheit bringt mitunter Wahrnehmungsstörungen und weitere Symptome mit sich. Mit Hilfe eines neuen Bluttests soll nun jedoch bereits vor Eintritt ebendieser Symptome festgestellt werden, ob ein Mensch von der Alzheimer-Krankheit bedroht ist.
Abgrenzung zwischen sekundärer und Alzheimer-Demenz
Im Gegensatz zu den meisten Formen der Demenz ist die Alzheimer-Demenz, der weltweit die überwiegende Mehrzahl an Erkrankungen zugeschrieben wird, die einzige, die sich direkt auf eine Veränderung im Gehirn zurückführen lässt. Die sekundäre Demenz hingegen geht meistens auf Phänomene wie Verletzungen, Mangelerscheinungen, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch zurück.
Gerade dann, wenn die Symptome der Krankheit noch milde oder unspezifisch auftreten, ist es ausgesprochen schwierig, eine klare Diagnose zu stellen. Im Rahmen einer neuen Studie stellten Forscher der Washington University School of Medicine und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen fest, dass sich der Verlauf der Alzheimer-Krankheit bereits frühzeitig im Blut abzeichnet.
Frühzeitige Erkennung der Alzheimer-Krankheit
Auf Grundlage ihrer Forschungen entwickelten die Wissenschaftler einen Bluttest, der den künftigen Umgang mit der Erkrankung grundlegend revolutionieren könnte. Ließe sich die Krankheit nämlich bereits vor Eintritt der Symptome erkennen, bestünde eine wesentlich höhere Chance, sie zu behandeln und entsprechenden Rückbildungen im Gehirn vorzubeugen.
Neues aus der Medizin:
„Dass es noch keine wirksame Therapie gegen Alzheimer gibt, hängt vermutlich damit zusammen, dass die bisherigen Therapien viel zu spät einsetzen“, erklärt Mathias Jucker, Forscher am Tübinger DZNE-Standort, am HIH und Leiter der aktuellen Studie. Mittels des neuen Bluttests könnte ebendiesem Phänomen nun effektiv entgegengewirkt werden.
Neuer Bluttest misst Proteinkonzentration
Zudem sei die neue Methode etwas, „das leicht in einen Screening-Test in einer Neurologieklinik integriert werden könnte“, sagt auch Brian Gordon, Assistenzprofessor für Radiologie am Mallinckrodt Institute of Radiology der Washington University und Autor der Studie. „Wir haben es bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit validiert, weil wir wissen, dass ihr Gehirn viel Neurodegeneration durchläuft, aber dieser Marker ist nicht spezifisch für Alzheimer. Hohe Werte könnten ein Zeichen für viele verschiedene neurologische Erkrankungen und Verletzungen sein.“
Stattdessen identifiziert der Test die Neurofilament-Leichtkette, ein Strukturprotein, das einen wesentlichen Bestandteil der Neuronen bildet. Wird ein Neuron beschädigt, läuft das Protein in die Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) – auch Gehirnwasser genannt – und gelangt von dort in den Blutkreislauf. Steigt also die Konzentration des Proteins im Blut, lassen sich davon Rückschlüsse auf eine mögliche Alzheimer-Erkrankung ziehen.