Der Physiker Harald Lesch hat sich durch Themen wie Astrophysik und Naturphilosophie einen Namen gemacht und sich mit der Zeit zu einer wahren Ikone entwickelt, die mit ihren Aussagen durchaus auch polarisiert. So auch in einem seiner Videos zur ZDF-Sendung „Terra-X: Faszination Universum“. Darin knöpft er sich das Thema Elektroautos vor und nimmt vor allem die Ideologie von Tesla auseinander. Allerdings bekommt er dafür auch gehörig Gegenwind.
Physiker Harald Lesch: Das hat er gegen Tesla
Elektroautos wie jene Fahrzeuge von Tesla werden häufig als die große Antwort auf die Frage nach der Energiewende bezeichnet. Doch mit dem Hype kommen auch immer mehr Zweifel an der Technologie auf, zum Beispiel an der Produktion der Akkus, die der Umwelt ebenso schaden. Zu den Zweiflern gehört auch der bekannte ZDF-Astrophysiker Harald Lesch.
In einem „Terra X“-Video macht sich Harald Lesch daher ordentlich Luft gegen die sogenannte „Tesla-Ideologie“, die im Geschäft mit Elektroautos seiner Ansicht nach besonders präsent ist. Der Clip trägt den Titel „Brennstoffzelle im Auto: Besser als Lithiumakkus?“. Das klingt zwar recht harmlos, sehr schnell kommt der Physiker jedoch in seiner typischen Manier zum kritischen Punkt der Frage – und macht die E-Auto-Visionen von Elon Musk, Tesla und Co. argumentativ zunichte.
#1 Elektroautos wie Tesla sorgen für Umweltschäden
„Inzwischen dominieren Elon Musk und seine Tesla-Ideologie die Elektromobilität“, hat Harald Lesch zu bemängeln. Als Hauptargumente nennt er, wie auch viele andere Kritiker, die Folgekosten der Akkuproduktion sowie den enormen Wasserverbrauch zur Herstellung des notwendigen Rohstoffs Lithium. Gefördert wird der zumeist in den großen Salzseen Südamerikas.
„In einer chilenischen Anlage, die 44 Quadratkilometer groß ist, müssen jeden Tag 21 Millionen Liter Grundwasser aus dem Boden hochgepumpt werden, um das Lithiumsalz an die Oberfläche zu bringen“, so der ZDF-Physiker. Mit dem Abbau des Rohstoffes zum Beispiel für Tesla-Akkus seien also „erhebliche Umweltschäden verbunden“.
Dabei sei der Grundgedanke von Elektroautos ein ökologischer. Wer sich mit ihnen beschäftigt, will etwas Gutes, salopp gesagt: weniger Schadstoffe ausstoßen und das Klima retten. So scheint es zumindest. Genau das Gegenteil werde jedoch getan, und das sei laut Harald Lesch das Paradoxon.
#2 und #3: Tesla und Co. belasten Stromnetze und verschwenden Energie
Lesch zufolge ist das aber noch nicht alles. Für Harald Lesch ist die „Tesla-Ideologie“ noch aus zwei weiteren Gründen nicht tragbar:
- Es belaste das globale Stromnetz, wenn immer mehr Menschen zeitgleich ihre Elektroautos aufladen würden.
- Das koste Energie, die es vorzuhalten gelte. Seine Rechnung: Würden eine Million Menschen zur selben Zeit ihr E-Auto aufladen, müssten dafür 350 Gigawatt Leistung zur Verfügung stehen. Das deutsche Stromnetz etwa liefere derzeit aber nur 68,5 Gigawatt.
Wie kann das Problem der „Tesla-Ideologie“ gelöst werden?
Für Harald Lesch ist die Lösung des Dilemmas rund um Tesla und Co. eindeutig: Wasserstofftechnologie. Diese sei seit 2017 aufgegeben worden, dabei aber außerordentlich effizient und umweltschonend. „Der Wasserstoff, den man für die Brennstoffzelle braucht, kann zu 100 Prozent aus ökologischem Strom hergestellt werden. Ich kann ihn sogar aus einer Infrastruktur herausholen, die wir in der Energiewende auf jeden Fall brauchen, nämlich der Power-to-Gas-Speicherung.“
Auf Wasserstoffautos zu setzen, würde allerdings teurer, auch für den Endkunden. Dabei nimmt Physiker Harald Lesch aber den Staat in die Pflicht, der „dafür sorgen muss, dass die Brennstoffzelle in Deutschland noch eine Chance hat“.
Deshalb muss Harald Lesch selbst Kritik einstecken
Unter anderem das Portal eFahrer, das von Chip und Focus betrieben wird, versucht, Harald Leschs Theorie zu widerlegen. Insbesondere „die Mär von der Netzüberlastung“ sei den Experten zufolge nicht mehr aktuell. Der Blick auf das Problem und die Forderung nach einer neuen Technologie, die die CO2-Belastung senke, seien zwar grundsätzlich nicht verkehrt. Allerdings arbeite gerade Tesla hart daran, seine Umweltbilanz in den Griff zu kriegen, zum Beispiel mit seiner Tochter Solar City, dem zweitgrößten Anbieter für Photovoltaik in den USA.
Außerdem werde Lithium nicht nur in der Atacama-Wüste und in Bolivien gefördert, sondern es würden Vorkommen und Ausbeutbarkeit auf der ganzen Welt gefördert. Es geht nur darum, die „sauberen“ statt billigsten Quellen zu nehmen. „Wer mit dem Finger auf Umweltschäden in der Atacama zeigt, der sollte dabei nicht übersehen, dass die Förderung fossiler Energieträger alles andere als sauber ist.“
Nicht zuletzt sei auch der Blick von Harald Lesch auf den Hoffnungsträger Wasserstoff zu einseitig, so das Portal. Stünden Sonnen- und Windstrom im Überfluss zur Verfügung, sei die saubere Herstellung und Nutzung kein Problem. Doch das sei nicht der Fall. Denn von einer Kilowattstunde Strom, die man für Autoantriebe verwende, kämen bestenfalls nur rund 250 Wattstunden am Motor an.
In Sachen Effizienz seien das alles Argumente, die Harald Leschs Tesla-Theorie entkräfteten und Elektroautos zum Gewinner kürten (Hier liest du die gesamte Kritik an der Darstellung des Terra X-Experten Harald Lesch).
Elektroautos abseits von Tesla und Harald Lesch
Dass Elektroautos ihre Vor- und Nachteile haben, ist klar. In Sachen Tesla Model 3 hat zum Beispiel Volvos Polestar 2 in einem Punkt die Nase vorn. Klar ist, auch abseits der Argumentation von Harald Lesch zu Tesla und Co. gibt es manches zu bedenken. So können Elektroautos soziale Probleme verursachen. Außerdem haben E-Autos dieses dreckige Geheimnis, während andere Studien nahelegen, dass selbst „dreckige“ Elektroautos umweltfreundlicher als Diesel sind.