Das Magnetfeld der Erde durchdringt und umgibt unseren Planeten. Doch wir bekommen gar nichts davon mit. Ganz im Gegenteil zu einigen anderen Lebewesen. Es gibt Tiere, denen der Magnetismus offenbar sogar Vorteile bringt. Ist er uns Menschen einfach abhandengekommen?
Magnetfeld der Erde hat großen Pluspunkt
Das Magnetfeld der Erde schirmt unseren Planeten vor den geladenen Partikeln des Sonnenwindes ab. Vor mehr als drei Milliarden Jahren erstarkte es. Das allein hat schon Vorteile. Es besteht aus drei Komponenten:
- dem Geodynamo (95 Prozent), der im flüssigen äußeren Erdkern erzeugt wird
- elektrischen Strömen in der Ionosphäre und der Magnetosphäre (1 bis 3 Prozent)
- Multipolkomponenten (variiert lokal recht stark um mehrere Prozentanteile am Gesamtfeld)
Als Menschen bekommen wir allerdings gar nicht mit, welche Vorteile die Magnetosphäre hat. Einigen Lebewesen ergeht es aber anders. Sie können das Magnetfeld der Erde regelrecht spüren und sich daran orientieren.
Diese Lebewesen spüren das Magnetfeld der Erde
Ein Magnetsinn kann hilfreich sein, um zu überleben. Das zeigen diese Lebewesen, die sich am Magnetfeld der Erde orientieren.
Magnetsensible Bakterien
Magnetosomen dienen ihnen als Sinnesorgan, das sind komplexe, aus magnetischen Mineralien zusammengesetzte Partikel. Wie Kompassnadeln verhelfen sie den kleinen Bakterien zur Unterscheidung von oben und unten. Das ist nützlich, weil sie in Gewässern leben, die im unteren Teil sauerstoffärmer sind, das finden einige Bakterien angenehmer. Wozu sie in Urzeiten den Sinn benötigten, ist allerdings unklar, schließlich waren die Urozeane fast sauerstofffrei.
Brasilianische Ameisen
Forscher fanden vor einigen Jahren Magnetitkristalle in den Antennen der brasilianischen Ameise Pachycondyla marginata. Sie sind wahre Allrounder. Weil sie sich in der Nähe des Organs befinden, mit denen die Krabbeltiere Luftbewegungen wahrnehmen, dienen sie zum Tasten, Riechen und Schmecken. Anscheinend können die Ameisen so auch die Nord-Süd-Achse des Erdmagnetfelds erkennen.
Monarchfalter
Die Schmetterlinge ziehen im Herbst von Nordamerika ins warme Mexiko und im Frühling wieder zurück. Können sie sich des Wetters wegen bei der Tausende Kilometer langen Reise nicht an der Sonne orientieren, nutzen sie die Magnetsensoren in ihren Antennen. Damit können sie den Neigungswinkel der Erdmagnetfeldlinien messen. So wissen sie immer, wo sie sind – ganz ohne Google Maps.
Zugvögel und Brieftauben
Wie auch der wandernde Monarchfalter haben Zugvögel und Brieftauben einen guten Orientierungssinn. Das liegt daran, dass sie ihren Kompass im Auge haben. Ein Protein reagiert mit den negativen geladenen Sauerstoffmolekülen in den Augen und wandelt die Informationen aus dem Magnetfeld der Erde in Signale um, die sie beim Flug nutzen. Wechseln sie die Flugrichtung, orientieren sich die dabei freiwerdenden Elektronen neu.
Fledermäuse
Auch Fledermäuse sind Langstreckenflieger, besonders, wenn sie sich ein Winterquartier suchen. Sie können weder gut sehen noch eignet sich ihr Ultraschallsinn für die Nahortung. Deshalb hilft ihnen der Kompass in ihren Glattnasen. Damit orientieren sie sich am Erdmagnetfeld. Dadurch können sie ihre geografische Lage sehr wahrscheinlich genau ermitteln.
Kakerlaken
Die kleinen Tierchen begeistern nicht gerade, wenn man sie zuhause findet. Dabei haben sie Erstaunliches drauf in Sachen Magnetismus. Ein spezieller lichtempfindlicher Molekülkomplex in ihren Augen macht sie fähig, die Präsenz des Magnetfelds der Erde zu spüren und seine Ausrichtung zu bestimmen. Dadurch wird sogar ihr Verhalten beeinflusst.
Karpfen
Um im Meer auf Kurs zu bleiben, orientieren sich Aale, Lachse und sogar Karpfen am Erdmagnetismus. Auf Weihnachtsmärkten wurde dies für Letztere festgestellt. In einem Speisebottich treibend, richten sie sich am Erdmagnetfeld aus. Möglicherweise führt das dazu, dass sie in der Gruppe synchron schwimmen.
Füchse
Füchse sollen die Erdmagnetfeldlinien nutzen, um den Abstand zu ihrem Beutetier einzuschätzen. Das verhilft ihnen zu ihrem finalen Angriffssprung und letztlich zum Überleben. Füchse springen nicht nur bevorzugt in Nordostrichtung ab, sondern überwältigen Beobachtungen zufolge dann auch häufiger ihre Beute. Der Fuchs wäre damit das erste Tier, dass Magnetfelder nicht zu Richtungs-, sondern zur Entfernungsmessung nutzt.
Rinder
Auch Rinder haben anscheinend einen Magnetsinn. Sie richten sich bevorzugt an einer Nordsüdachse aus. Das tun sie allerdings nur, wenn keine Hochspannungsleitungen in der Nähe sind. Satellitenbilder von Google Earth sollen das ergeben haben. Wozu das den Tieren nutzt, ist bislang nicht bekannt.
Können Menschen das Magnetfeld der Erde spüren?
Auch Säugetiere haben einen Magnetsinn, jedenfalls einige davon wie Wild- und Warzenschweine. Wie bei Zugvögeln und Kakerlaken sitzen Cryptochrome im Auge, die sich am Magnetfeld der Erde orientieren.
Menschliche Netzhäute wurden in einer entsprechenden Studie zwar nicht untersucht. Allerdings gehen Forscher davon aus, dass auch wir in den Zapfen, die für den blauen und den UV-Bereich zuständig sind, jene Proteine enthalten haben. Genaue Erkenntnisse zu einem menschlichen Magnetsinn gibt es jedoch noch nicht.
Magnetsinn womöglich unbrauchbar
Laut Forschern aus Japan und den USA reagiert immerhin unser Gehirn auf Magnetfelder. Probanden wiesen Veränderungen in ihren Gehirnströmen auf, als sie schwachen magnetischen Feldern ausgesetzt wurden. Die Versuchsteilnehmer selbst bemerkten nichts davon. Möglicherweise benötigten wir im Laufe der Evolution unseren Magnetsinn nicht mehr.
Untersuchungen zum Magnetfeld unseres Planeten ergaben unlängst, dass die Erde älter ist als ihr Erdkern. Angeblich ist das Magnetfeld der Erde sogar in Gefahr. Forscher haben bereits zu drastischen Maßnahmen greifen müssen.