Zugegeben: Das unheimliche, rote Leuchten, dass von dem Mond auf diesen neuen Bildern ausgeht, sieht unwirklich aus. Das liegt daran, dass diese Art der Strahlung für das menschliche Auge üblicherweise unsichtbar ist. Spezielle Instrumente, die Gammastrahlen erkennen können, zeigen jedoch: Sonne und Mond strahlen derzeit regelrecht um die Wette. Ist das normal? Das fragt sich nun die NASA.
Sonne und Mond: Wer strahlt denn jetzt heller?
Das Fermi Gamma-ray Space Telescope ist ein Weltraumteleskop der NASA für die Gammaastronomie. Kürzlich wurden damit Bilder der Gammastrahlung des Mondes aufgenommen. Was wir sehen, scheint erstmal unspektakulär. In Wahrheit handelt es sich jedoch um viel mehr als ein Bild von körnigen, roten Pixeln.
Die Aufnahme beweist, was unseren bisherigen Vorstellungen vom Mond gänzlich widerspricht: In diesem Teil des elektromagnetischen Spektrums ist der Mond tatsächlich heller als die Sonne.
Woran liegt das?
Vom Mond geht also deutlich mehr Gammastrahlung aus als das bei der Sonne der Fall ist. Das liegt daran, dass die Sonne den größten Teil ihrer Energie in anderen Teilen des Spektrums produziert. Nichtsdestotrotz gibt sie auch Gammastrahlen ab, insbesondere bei Sonneneruptionen.
Die meisten Gammastrahlen in unserem Sonnensystem stammen von entfernten Quellen wie Quasaren und aktiven galaktischen Kernen.
Der Mond ist eine indirekte Quelle von Gammastrahlung: Er erzeugt sie durch seine Wechselwirkung mit kosmischer Strahlung, die zum größten Teil außerhalb unseres Sonnensystems erzeugt wird. Wenn kosmische Strahlen auf Materie treffen, wie in diesem Fall auf die Oberfläche des Mondes, erzeugen sie Gammastrahlen.
Der Mond hat kein Magnetfeld
„Kosmische Strahlung besteht hauptsächlich aus Protonen, die durch einige der energetischsten Phänomene des Universums beschleunigt werden, wie die Wellen explodierender Sterne und Jets, die entstehen, wenn Materie in schwarze Löcher fällt“, erklärte Mario Nicola Mazziotta , Wissenschaftler am italienischen Institut für Nuklearphysik in einer Pressemitteilung der NASA.
Die Teilchen, aus denen die kosmische Strahlung besteht, sind elektrisch geladen. Wenn sie auf ein Magnetfeld wie die Erdmagnetosphäre treffen, werden sie meistens abgestrahlt. Dem Mond fehlt jedoch ein Magnetfeld.
Aus diesem Grund treffen selbst die schwächsten kosmischen Strahlen direkt auf die Mondoberfläche und erzeugen dort Gammastrahlen. Obwohl der Mond tatsächlich die meisten der von ihm erzeugten Gammastrahlen absorbiert, entkommen dennoch einige in den Weltraum.
Fazit: Gamma-Strahlung des Mondes stärker als gedacht
Auch wenn natürliche Schwankungen nicht ausgeschlossen sind, konnten die Bilder des Fermi Gamma-ray Space Telescope eins beweisen: Die Gammastrahlung des Mondes ist deutlich höher, als es Forschern bisher bewusst war.
Das hat auch Auswirkungen auf bemannte Expeditionen zum Mond. Vor allem für Astronauten: Je mehr Zeit sie auf dem Mond in einer Umgebung mit Gammastrahlen und kosmischen Strahlen verbringen, desto mehr müssen sie ihre Exposition begrenzen. Einerseits durch Abschirmung, aber auch durch einen strikten Zeitplan.
Wahrscheinlich wäre es jedoch ohnehin nicht schlecht, wenn so schnell kein Mensch mehr auf dem Mond landet: So viel Astromüll haben wir bereits auf dem Mond gelassen.Aber es gibt bereits Projekte, mit denen für Ordnung gesorgt werden soll, beispielsweise dieses Riesennetz gegen Weltraumschrott.